Heißmangel-Geschäft in Rodenbach: Traditionsbetrieb von Familie Mazura schließt seine Türen

Der Heißmangel-Betrieb in Rodenbach schließt im Dezember nach 56 Jahren. Inhaberfamilie Mazura hat keinen Nachfolger gefunden.
Rodenbach – Es dampft ein wenig vor dem Hauseingang in der Hainstraße 23 und in der Luft liegt der typische Geruch nach sauberer Wäsche und Heißmangel. Seit sieben Uhr morgens stehen Monika Mazura, ihr Ehemann Waldemar und Nicole Schneider an der großen Mangel. Das Team arbeitet routiniert zusammen. In Windeseile verschwinden große Bettbezüge, Kissen, Tischdecken und Stoffservietten in der Walze und kommen faltenfrei auf der anderen Seite wieder heraus.
Hier arbeitet Monika Mazura per Hand nach, falls es nötig sein sollte. Sie gibt ein paar Spritzer Wasser auf die Falte und fährt mit dem Bügeleisen noch einmal über das Wäschestück. Mit wenigen Handgriffen sind selbst doppeltbreite Bezüge in handliche Päckchen gefaltet und verschwinden im Wäschekorb. Stück für Stück, Korb für Korb wird die Wäsche durch die Heißmangel gedreht.
Am 16. Dezember: Heißmangel-Geschäft in Rodenbach schließt
Zwischendrin werden Kunden bedient. Sie kommen aus Somborn, Gelnhausen, Bad Orb, Hanau, Erlensee oder Ronneburg, um hier die Wäsche zum Mangeln und Hemden zum Bügeln zu geben. „Was mache ich jetzt, wenn Sie zumachen?“ – „Sie sind doch noch nicht so alt. Überlegen Sie es sich doch noch mal!“ Solche und ähnliche Sätze hört Monika Mazura jetzt täglich.
Doch für sie und ihren Mann steht fest: Am 16. Dezember gibt es eine kleine Abschiedsfeier mit Kaffee und Plätzchen und dann ist Schluss mit Mangeln und Bügeln – nach insgesamt 56 Jahren.
Traditionsbetrieb in Rodenbach: Geschäft von der Mutter übernommen
Am 6. Juni 1966 eröffnete Mazuras Mutter, Marianne Jochem, das kleine Geschäft im Souterrain des Hauses. Schon als kleines Mädchen half die Tochter im Geschäft mit. Von Beruf ist Monika Mazura Fleischfachverkäuferin.
Kunden zuvorkommend bedienen, höflich und freundlich sein, das hatte Monika Mazura von der Pike auf gelernt. Als sie 1998 die Heißmangel von ihrer Mutter übernahm, konnte sie diese Arbeit gut mit Kindererziehung vereinbaren. Auch ihre beiden Kinder sind mit der Heißmangel groß geworden und haben mitgeholfen.

Viele ältere Kunden schätzen Mangel-Geschäft
„Die Wäsche wird einen Tag lang eingefeuchtet, ehe sie durch die Maschine läuft“, erklärt Monika Mazura. Inzwischen muss sie Wäsche sammeln, ehe sie die große Maschine laufen lässt. „Für zwei Stunden lohnt sich das nicht, vier oder fünf Stunden muss sie mindestens laufen.“
Es sind vor allem die älteren Menschen, die das Geschäft vermissen werden. „Die jungen Leute nutzen selten Tischwäsche. Vieles kommt in den Trockner und wird nicht mehr gebügelt. Die Zeiten ändern sich eben.“ Mazura hat sich angepasst und ihr Geschäft mittwochs geschlossen.
Mangel-Geschäft in Rodenbach: Lange nach Nachfolger gesucht
Drei Tage mindestens lagern die Körbe im Geschäft. Man braucht also auch viel Platz, mindestens 40 Quadratmeter und viel Regalfläche für die Körbe. Nebenan hat Waldemar Mazura sich einen Raum für das Bügeln von Hemden eingerichtet. Lange Kleiderstangen sind an der Decke montiert, die Bügelmaschine für Hemden ist schon ein wenig komplizierter zu bedienen und auch nicht so einfach zu warten.
An der Mangel hingegen macht Waldemar Mazura vieles selbst. 22 Jahre ist die professionelle Wäschemangel nun alt, es ist die dritte seit Eröffnung des Geschäfts.

„Wir haben lange nach einem Nachfolger gesucht. Ich verkaufe die Maschinen, falls jemand Interesse hätte, das Geschäft weiter zu führen“, sagt Monika Mazura. Eine Heißmangel als Familienbetrieb lohne sich nur, wenn man eigene Räume zur Verfügung hat, meint Mazura.
Familienbetrieb: Vermieten kommt nicht in Frage
Vermieten wollen Monika und Waldemar Mazura ihre eigenen Räume nicht. Zu nahe wären sie weiterhin am Geschäft. Gerade der persönliche Kontakt zu den Kunden und die Gespräche waren ja wichtig.
„Ich freue mich einfach darauf, morgens ausschlafen zu können. Und darauf, in Ruhe frühstücken zu können, auch mal im Jogginganzug – ohne dass vielleicht jemand klingelt und ganz dringend seine Wäsche braucht.“ Vor allem wollen die Großeltern mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen und sie auch mal drei Wochen besuchen können.
Zeit nach der Schließung ist geplant: Großnichte ist Fußballerin
Auch zum Fußballspiel der U17 wollen Mazuras unbedingt: Ihre Großnichte Doreen Bender ist ja durch das „Tor des Monats“ deutschlandweit bekannt geworden. Es steht also endgültig fest: Der letzte Heißmangel-Familienbetrieb in Rodenbach schließt definitiv am 16. Dezember. (Ulrike Pongratz)
Auch der Rodenbacher Anglerladen „Feed and Baits“ musste kürzlich nach zehn Jahren schließen.