Gas, Internet, Neubaugebiet: Bauausschuss informiert sich über zukunftsfähige Infrastruktur

Eines der wichtigsten Ziele der Gemeindeverwaltung sowie der Gemeindevertreter ist es, Rodenbach zukunftsfähig zu gestalten. Zentral ist dabei die Infrastruktur. Daher lud der Bauausschuss zu seiner Sitzung im Bürger-Treff Oberrodenbach mehrere Referenten ein, um sich über die Gasversorgung, den Glasfaserausbau und den Sachstand zum Neubaugebiet „Südlich der Adolf-Reichwein-Straße“ informieren zu lassen.
Rodenbach – Erster Redner des Abends war Andreas Barth, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Netzdienste. Bürgermeister Klaus Schejna (SPD) wies in seiner Vorrede darauf hin, dass das Thema „Zukunftsfähigkeit von Gas“ aktuell in aller Munde sei, allerdings schon länger auf der Agenda des Ausschusses gestanden hätte. Bereits im letzten Jahr habe Schejna Kontakt zum Gasversorger aufgenommen, um über Möglichkeiten für Oberrodenbach zu sprechen, wo die Häuser hauptsächlich mit Öl und Pellet beheizt werden.
Gasnetzbetreiber lässt Konzept für Oberrodenbach erstellen
„Da müssen wir gemeinsam hinschauen und Alternativen für Oberrodenbach finden“, fasst Schejna zusammen. Barth, der zunächst die Main-Kinzig-Netzdienste vorstellte, bestätigte, dass die Auswirkungen des Krieges zu spüren seien. „Im letzten Jahr haben wir sehr viele Anschlüsse gebaut. Aktuell herrscht eine große Verunsicherung und Aufträge werden storniert. Manche orientieren sich um, andere machen gar nichts. Doch wir glauben weiterhin, dass Gas eine Zukunft hat.“ Mit Blick auf die fernere Zukunft sei die große Alternative der Wasserstoff. Daher verbaue der Netzbetreiber Leitungen, durch die irgendwann auch Wasserstoff geleitet werden könne.
Das Rodenbacher Neubaugebiet, so Barth, stehe nicht im Fokus des Netzbetreibers. Erst wenn größere Immobilien sich für eine Gasleitung entscheiden würden, könnten welche gelegt werden. „Wir müssen dabei wirtschaftlich denken. Wie bauen nur dort, wo auch das Interesse besteht.“ Das Gleiche gelte für Oberrodenbach. „Der Aufwand neue Leitungen zu legen ist groß, daher brauchen wir auch sofort Kunden, damit es sich rechnet.“ Daher werde der Wärmebedarf mit der Gemeinde ermittelt und ein beauftragtes Fachbüro erstellt derzeit ein Konzept, das im September präsentiert werden soll.
Glasfaserausbau für gesamte Gemeinde
Für den Glasfaserausbau in Rodenbach durch die Firma YPlay Germany stehen hingegen schon Termine fest. Peer Kohlstetter, Geschäftsführer der YPlay, möchte den flächendeckenden Ausbau zügig umsetzen. In Ronneburg sei der Ausbau bereits gestartet und werde noch in diesem Jahr abgeschlossen, führt Kohlstetter als Beispiel an. Bereits am 15. Mai startet die Vorvermarktungsphase in Rodenbach, die bis 15. September andauern soll. Wer sich bis dahin für einen Anschluss mit zweijähriger Vertragslaufzeit entscheidet, bekommt diesen kostenlos ins Haus gelegt. Später würden sich die Kosten auf 1500 Euro belaufen, sagt Kohlstetter. Solange Altverträge noch laufen, entfalle die Grundgebühr bis zu zwölf Monate bei Yplay. Ende 2022 will das Unternehmen mit dem Ausbau in Rodenbach beginnen und rechnet mit einem Abschluss im Jahr 2024.
Herausforderungen im Neubaugebiet
Ralf Trollmann und Evelyn Schade von der Firma ZSE Immobilien informierte im Ausschuss über den Sachstand zum Neubaugebiet. „Die Bauzeit für die Erschließung ist bis Dezember 2023 geplant, der erste Abschnitt soll im Juli oder August fertiggestellt sein“, so Trollmann. „Es gab und gibt einige Herausforderungen zu meistern. Zunächst haben die Bodenverhältnisse Probleme bereitet, denn der Boden war unter anderem zu nass. Außerdem bedarf es einer engen Abstimmung mit der Archäologie und dem Kampfmittelräumdienst. Auch müssen wir die Zauneidechsen im Blick haben.“ Vor allem bei Anomalien, die auf asphaltierten Flächen entdeckt werden, sei es nicht so leicht, diese zu untersuchen und führe zu einem Baustopp. „Eigentlich war für die Vermarktung ein großes Treffen mit allen ausgewählten Interessenten geplant. Das konnte wegen Corona nicht stattfinden. Daher führen wir seit Ende des letzten Jahres Einzelgespräche, die bis Juni gehen werden.“ 19 Grundstücke seien bisher beurkundet.
Hohe Bauzinsen, Inflation und der Krieg stelle auch hier eine Herausforderung dar. „Einige Bewerber haben große Sorgen, sehen in einem Grundstückskauf gerade nicht den richtigen Zeitpunkt und treten zurück“, berichtet der Geschäftsführer. Doch ein Großteil der Flächen seien reserviert. Auch zum Thema Finanzen gab Trollmann einen Einblick. „Wir führen ein Zwei-Konten-Modell und sind leicht im Minus mit circa einer Million Euro. Doch die ersten Einnahmen durch die Vermarktung fließen und die ersten Ausgaben für die Erschließung sind bezahlt.“ Der Geschäftsführer geht davon aus, dass die finanzielle Bilanz am Ende sogar besser ausfallen könnte als prognostiziert.
Mehr Wohnraum schaffen
Zum Thema Neubaugebiet beschloss der Ausschuss einstimmig Änderungen im Bebauungsplan. So sollen auf Flurstücken entlang der Adolf-Reichwein-Straße eine Mehrfamilienbebauung mit 15 statt elf Wohneinheiten pro Gebäude errichtet werden. „Die Gebäude an sich werden nicht größer, sondern die Wohneinheiten etwas kleiner“, erläutert Schejna. „Wir wollen Wohnraum schaffen. Außerdem wurde mit dem Investor vereinbart, dass zum Teil längerfristig gedämpfte Mietpreise um die zehn Euro pro Quadratmeter angeboten werden.“
Eine weitere textliche Änderung wurde in Bezug auf das geplante Gebäude auf dem Kerngebiet neben dem künftigen Tegut beschlossen. „Der Plan war, dort Gewerbe anzusiedeln. Das wird aber schwierig. Die Diakonie hat ihr Interesse bekundet, dort betreutes Wohnen anzubieten. Somit soll im Erdgeschoss Gewerbe, aber im oberen Gebäudeteil Wohnen zugelassen werden.“ Es sei nötig, dies im Bebauungsplan entsprechend festzuhalten. Der Empfehlung entsprachen die Ausschussmitglieder.
Kläranlage erhält weiteren Förderbescheid
Auch wenn die Sitzung sich länger hinzog, folgten die Anwesenden interessiert den Vorträgen und stellten ab und an Rückfragen an die Referenten zu manch technischer Ausgestaltung. Abschließend konnte Bürgermeister Schejna noch vermelden, dass die Kläranlage einen weiteren Förderbescheid im Rahmen der Förderung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen über 400 000 Euro unter anderem für die Photovoltaikanlage erhalten hat. Zudem plant der Geschichtsverein einen neuen Rundweg im alten Ortskern. (Von Patricia Reich)