Wenn man die Erbtante hinters Licht führt

Endlich wieder ein Lustspiel mit der IG Theater – darüber freute sich nicht nur ein begeistertes Publikum, sondern vor allem die Mitglieder der Theatergruppe des TV Oberrodenbach selber. Mit Enthusiasmus und einer Menge Spielfreude brachte die Truppe nach den Pandemiebeschränkungen der letzten Jahre „Die Silberhochzeit oder Lieber einen Mann als gar keinen Ärger“, ein Lustspiel in drei Akten von Regina Rösch, auf die Bühne des Bürgertreffs. Am vergangenen Samstag fand die viel beklatschte Premiere statt.
Rodenbach – „Alle der insgesamt sieben Aufführungen sind bereits ausverkauft und auch die Generalprobe war gut besucht. Wir freuen uns sehr über diesen hohen Zuspruch und den großen Erfolg, der inzwischen ja eine langjährige Tradition hat“, erzählt TVO-Vorstandsvorsitzender Thomas Franzen unserer Zeitung im Pausengespräch. Denn die Aufführungen, welche die IG Theater bereits seit 1996 normalerweise alle zwei Jahre präsentieren, erfreuen sich in Rodenbach immer großer Beliebtheit. Und so nimmt es nicht Wunder, dass auch die aktuelle Inszenierung richtig gut bei den IG-Theaterfans ankam und die insgesamt sieben Vorstellungen in kürzester Zeit restlos ausverkauft waren.

Auf der Bühne sind acht Damen in Frauen- und Männerrollen zu sehen und hinter sowie vor der Bühne sorgen vier weitere Frauen für den reibungslosen Ablauf. Für die Bühnengestaltung und Dekoration zeichnet Brigitte Schomburg verantwortlich, die „Maske“ gestalten Silke Müller und Vanessa Jäger und Souffleuse ist Eva Kress. Ton und Licht kommt von der Veranstaltungstechnik Radio Betz aus Kefenrod. Traditionell wird ein Teil der Einnahmen als Spende übergeben – so auch in diesem Jahr. „Wir wollen damit eine bedürftige Familie aus Oberrodenbach unterstützen“, so Franzen.
Wetten, Verwirrungen und jede Menge Spaß
Wetten, Verwirrungen, große und kleine Lügen und jede Menge Spaß – darum geht es bei „Die Silberhochzeit – Oder lieber einen Mann als gar keinen Ärger“. An einem warmen Sommertag im Juni steht im Wohnzimmer der Familie Fetzer noch immer der Weihnachtsbaum, an dem sich mit letzter Kraft einige Nadeln festhalten. Emil Fetzer (gespielt von Heike Steb) hat mit seinem alten Freund Oskar (Konny Müller) eine Wette darüber abgeschlossen, wer seinen Baum länger behalten kann, ohne alle Nadeln zu verlieren. Immerhin stehen 30 Liter Bier bei dieser kuriosen Wette auf dem Spiel.
Nicht nur die übrige, vernachlässigte Inneneinrichtung trägt ihr Leidwesen davon, auch seine Frau Betty (Sabine Lötschert) hat langsam die Nase voll. Während es zum Streit kommt, überlegen die beiden, ob sie in diesem Jahr, genau wie Oskar und dessen Frau Helga (Vanessa Wegfahrt), wohl schon ihre Silberhochzeit feiern werden. Doch in welchem Jahr war der „Kriegsbeginn“? Die „Sterbeurkunde“ ist nicht zu finden, das „Fangeisen“ geht nicht vom Finger der Gattin und auch Oswald, der den Fehler seines Lebens im gleichen Jahr wie Emil begangen hat, ist da keine Hilfe. „Silberhochzeit? Ich kann mich gar nicht erinnern, bereits seit 25 Jahren Krieg geführt zu haben“, argumentiert Oskar trocken.
Suche nach einem passenden Geschenk
Den beiden Männern graut es davor, ein passendes Geschenk für diesen Anlass zu suchen. „Als Mann hat man doch das ganze Jahr nichts anderes zu tun, als den Weibern Geschenke zu kaufen“, flucht Emil. Auch der Vorschlag seines Sohnes Stefan (Carmen Ubrig), schöne Unterwäsche zu kaufen, erzielt nicht die gewünschte Inspiration. „So schön wie in dem Prospekt sieht die Wäsche bei meiner Alten aber nicht mehr aus. Aber im Schlafzimmer hängt eh nur noch eine 15-Watt-Birne, da sieht man nichts mehr“, sagt Oswald und Emil belehrt seinen Sohn: „Merk dir: Je älter die Frauen werden, desto größer die Unterhosen. Lauf doch einfach mal durch Oberrodenbach, dann siehst du das schon.“

Inszenierung einer Fantasiegeschichte
Dem gegenüber stehen die beiden Frauen, die das anstehende Fest groß feiern wollen und sich Geschenke für ihr Durchhaltevermögen wünschen, auch wenn die Männer der Meinung sind, dass ein Obstkuchen und eine Tasse Kaffee in Anbetracht dessen, was man bereits erlitten habe, völlig ausreichend seien. Während sich die beiden Paare darüber streiten, wie das große Fest aufgezogen werden soll, meldet sich plötzlich noch Erbtante Edith (Karin Spindler) zu Besuch an. Jetzt müssen sich die Familien etwas einfallen lassen, denn Betty hat der Tante in Briefen das Familienleben immer so harmonisch und gediegen dargestellt, wie sie es sich immer erhofft hatte. Die Familie verkehre in höchsten Kreisen. Und der Bier und Sofa liebende Emil sei der angesehenste Bürger der gesamten Gemeinde, während Sohn Stefan, der gerade so seine Lehre geschafft hat, ein Medizinstudium absolviert habe – so die Fantasiegeschichte, die der Erbtante aufgetischt wurde. Nun heißt es improvisieren und der Tante ein gelungenes Theaterstück mithilfe von Nachbarn und Freunden (Steffi Peter als Max Müller und Steffi Krück als Susi Pfeiffer) zu bieten.
Und so kommt Betty schließlich doch in den Genuss der erträumten Silberhochzeitsfeier – als Theaterstück in diesem Lustspiel, bei der das perfekt inszenierte Chaos zur Freude des Publikums vorprogrammiert war. (Von Andrea Pauly)