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Zum Neujahrsempfang begrüßte die CDU Rodenbach als Ehrengast Wolfgang Bosbach

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Der frühere Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach unterhielt in einer freien Rede auf dem Neujahrsempfang der Rodenbacher CDU die Gäste. Weitere Redner waren die Landratskandidatin Gabriele Stenger und der Landtagsabgeordnete Max Schad.
Der frühere Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach unterhielt in einer freien Rede auf dem Neujahrsempfang der Rodenbacher CDU die Gäste. Weitere Redner waren die Landratskandidatin Gabriele Stenger und der Landtagsabgeordnete Max Schad. © Ulrike Pongratz

Mit Witz, Charme und Esprit verstand es Wolfgang Bosbach das Publikum über 90 Minuten lang zu begeistern, zu erheitern und zu berühren. Nach einem überzeugenden Vortrag beantwortetet der frühere Bundestagsabgeordnete Fragen der Zuhörer.

Rodenbach – Die CDU Rodenbach hatte am Mittwochabend zum Neujahrsempfang geladen, zu dem Fraktionsvorsitzender Christian Schmidt im voll besetzten Saal des Bürgertreffs Oberrodenbach zahlreiche Ehrengäste aus Kommune und Kreis begrüßen konnte. Kurz vor der Landratswahl am 29. Januar und der Wahl zum hessischen Landtag am 8. Oktober bot sich für Landratskandidatin Gabriele Stenger eine gute Gelegenheit, ihre Positionen darzulegen.

Landratskandidatin Gabriele Stenger legt Positionen dar

Die Juristin und selbstständige Steuerberaterin sagte, sie wolle „mehr ins Machen kommen, weniger den Status quo verwalten“. Wirtschaft, Digitalisierung, Kinderbetreuung, Umweltschutz und Klima nannte sie als wichtige Themen. Landtagsabgeordneter Max Schad verwies in seinem Grußwort auf die „gute Bilanz der Landesregierung“, deren Kernthemen Innere Sicherheit, Bildung und Kinderbetreuung er kurz ausführte.

Ehrengast Wolfgang Bosbach hat Publikum auf seiner Seite

Der Hauptredner und besondere Ehrengast des Abends, Wolfgang Bosbach, fesselte in einer frei vorgetragenen Rede die Zuhörer inhaltlich und rhetorisch. Kleine Spitzen gegen den politischen Gegner lockerten die Stimmung im Saal auf: „Wer diesen Senat wählt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, meinte Bosbach beispielsweise zur Wahl in Berlin – und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Vielfach leitete er aus persönlichen Anekdoten und Geschichten, die er spannend und meist humorvoll erzählte, zu allgemeinen Fakten über. Dabei ließ der überzeugte Demokrat keinen Zweifel an seiner persönlichen Haltung, jedoch nie apodiktisch, sondern trug seinen Standpunkt fast wie eine Einladung zum Weiterreden und -denken vor.

Lebendige Demokratie besteht aus Meinungsvielfalt

„In einer lebendigen Demokratie gibt es zu einem Thema verschiedene Meinungen. Wer eine andere Meinung hat, ist nicht mein Feind“, sagte Bosbach im Hinblick auf eine rauer werdende Gesprächskultur im politischen Raum. „Demokratie lebt vom miteinander aller, von der Meinungsvielfalt von unten nach oben.“ Zwar würde sich etwa die Hälfte der Menschen für Politik interessieren, aber nur 1,6 Prozent seien Mitglied einer politischen Partei.

Waffenlieferung an Ukraine sei schwierige Entscheidung

Bosbach brachte auch das Thema Innere Sicherheit zur Sprache, er blickte zurück auf die „Ölkrise“ in Deutschland im Jahr 1973 und ihre Folgen und ging kurz auf die Waffenlieferungen in die Ukraine ein. Er wisse einfach nicht, ob man damit den Krieg verkürze oder das Leiden verlängere, so Bosbach über diese schwierigen Entscheidungen.

Nachdenklich und kritisch blickt der ehemalige Bundestagsabgeordnete auf die Berliner Politik, insbesondere auf „100 Milliarden Sondervermögen“ und auf den Zusammenhang von sozialen Ausgaben und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. „Sondervermögen sind Schulden“, sagt Bosbach, man könne nicht alle Aufgaben über Kredite finanzieren. Trotz Krise, Inflation und großer Aufgaben sei er zuversichtlich gestimmt. Die beiden großen Volksparteien, die Stabilität hätten gutgetan. „Deutschland hat heute ein gutes Ansehen in der Welt. Das ist nach der Nazi-Barbarei keine Selbstverständlichkeit.“

Wissensgesellschaft dominiert in der Zukunft

In einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren werde sich die Gesellschaft von einer Industrie- zur Wissensgesellschaft verändern. Dazu sagte Bosbach: „Bildung! Bildung! Bildung! Wer nichts im Boden hat, muss es in der Birne haben.“ Er plädierte für ein lebenslanges Lernen, eine neue Wertschätzung für berufliche Bildung und für einen flexiblen Eintritt in den Ruhestand.

Auf Nachfrage aus dem Publikum sagte er, die CDU werde ihre Position finden. Die Partei erstelle ein Grundsatzprogramm, an dem er zum Thema Innere Sicherheit arbeite. Mehr Sorge bereite ihm, mit welchem Partner eine politische Mehrheit gebildet werden könne. Eine Zusammenarbeit mit der AfD, die er als „stramm rechts, radikal und reaktionär“ bezeichnete, schloss Bosbach kategorisch aus.

„Ja, ich wäre 2005 gerne Minister geworden“, beantwortet der „Ruheständler“ ganz offen eine Frage. „Wie´s gelaufen ist, wissen Sie ja. Ich habe deswegen nicht weniger gearbeitet. Mehr geschmerzt hätte es mich, wenn ich Stimmen aus dem Wahlkreis verloren hätte. Ich bin dort geboren und aufgewachsen, und trotzdem haben mich die Menschen gewählt. Jetzt werbe ich gerne für meine Partei, ich brauche kein öffentliches Amt.“

Der Abend, der nicht nur Werbung für die CDU, sondern für eine lebendige Demokratie war, wurde mit der Nationalhymne beendet. (Von Ulrike Pongratz)

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