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Blitzeinschlag am Kirchturm im Jahr 1921 veranlasste die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

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Von: Patricia Reich

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Alter Standort: Das Hüttengesäßer Spritzenhaus war früher an der Kirchstraße.
Alter Standort: Das Hüttengesäßer Spritzenhaus war früher an der Kirchstraße. © PM

„Schon immer wurde die Menschheit von Katastrophen bedroht. Eine der gefährlichsten ist wohl das Feuer“, heißt es in der Rede von Wehrführer Markus Pietzner, die er auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung hielt.

Ronneburg – Pietzner ist nicht nur der Wehrführer der Hüttengesäßer Freiwilligen Feuerwehr, sondern zugleich ihr erster Vorsitzender. Während der heute 46-Jährige 1987 in der Jugendfeuerwehr in Niederissigheim und Langen-Bergheim anfing und seit über 30 Jahren in der Einsatzabteilung aktiv ist, kann „seine“ Wehr auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken. „Ich bin seit 2005 hier bei der Feuerwehr, seit 2013 Wehrführer und seit 2020 Vorsitzender“, fasst der ausgebildete Vollzugsbeamte, der für das Sachgebiet Dienstplanung und Zeitwirtschaft zuständig ist, zusammen.

Wehrführer Markus Pietzner fühlt sich der Hüttengesäßer Feuerwehr sehr verbunden.
Wehrführer Markus Pietzner fühlt sich der Hüttengesäßer Feuerwehr sehr verbunden. © Patricia Reich

Jubiläumsfest am 4. und 5. Juni

Für das 100. Jubiläum hat er sich mit der Geschichte der Feuerwehr auseinandergesetzt. „Eigentlich geht die Gründung auf den 1. November 1921 zurück. Doch wegen der Pandemie konnten wir im vergangenen Jahr nicht feiern. Aber wenn man es genau nimmt, dann sind wir nur ein paar Monate zu spät dran“, sagt Pietzner mit Blick auf das Jubiläumsfest am 4. und 5. Juni am Feuerwehrgerätehaus und lacht.

Nach dem Brand des Kirchturms wurde die Pflichtfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr. Zeichnung: Reiner Erdt (PM)
Nach dem Brand des Kirchturms wurde die Pflichtfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr. © Zeichnung: Reiner Erdt (PM)

Pflichtfeuerwehr wurde 1921 zur Freiwilligen Feuerwehr

Der Freiwilligen Feuerwehr ging eine Pflichtfeuerwehr voraus. Diese wurde 1880 unter der Leitung von Ortsbrandmeister Heinrich Reuter gebildet. „Viel ist nicht bekannt aus der Zeit. Fest steht, dass sie 1919 zweimal bei Scheunenbränden zum Einsatz kam.“ Die Gründungsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr ist hingegen mit einem großen Ereignis verwoben: Am 18. Juli 1921 schlug ein Blitz in den Kirchturm von Hüttengesäß ein. Der obere Teil des Turmes brannte ab. „Laut den Erzählungen von Zeitzeugen soll das Anlass gewesen sein, um die Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr umzuwandeln“, erzählt Pietzner.

Wenige Männer bauten Wehr nach Zweiten Weltkrieg wieder auf

Stephan Hommel wurde bei der Gründungsversammlung am 1. November 1921 zum ersten Vorsitzenden und Ortsbrandmeister gewählt, das Amt des Wehrführers erhielt Georg Wolf. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Feuerwehr von einzelnen Männern instand gesetzt und unter Führung von Ortsbrandmeister Heinrich Rudel wieder eine schlagkräftige Wehr. Zentrale war nach wie vor das Spritzenhaus an der Kirchstraße/Ecke Langstraße, das an selber Stelle 1951 neu erbaut wurde.

Der damalige Ortsbrandmeister Erwin Sander wurde 1967 von Waldemar Altmannsperger abgelöst. Nachdem sich die Ortschaften Hüttengesäß, Altwiedermus und Neuwiedermuß im Jahr 1971 zur Gemeinde Ronneburg zusammenschlossen, führte Walter Habermann von 1974 bis 1992 die Wehr in Hüttengesäß. Zeitgleich bis 1984 blieb Altmannsperger Ortsbrandmeister für alle Ortsteile. Habermann nahm seine Stelle danach bis 1996 ein. Axel Habermann wurde 1992 zum Wehrführer und Vorsitzenden gewählt. Pietzner löste ihn 2013 als Wehrführer ab, Christoph Ochs ist seit 2009 Gemeindebrandinspektor.

Im neuen Feuerwehrhaus haben die Einsatzfahrzeuge genügend Platz.
Im neuen Feuerwehrhaus haben die Einsatzfahrzeuge genügend Platz. © PM

Einweihung des neuen Feuerwehrhauses im Jahr 1981

Das neue Feuerwehrhaus am heutigen Standort an der Bahnhofstraße wurde 1981 eingeweiht. „Die Jugendfeuerwehr gibt es seit 1989. Aktuell haben wir 15 Jugendliche. 2018 kam die Kinderfeuerwehr hinzu“, sagt Pietzner nicht ohne Stolz. Er erinnert sich noch gut an die große Brandserie im Jahr 1985. Drei landwirtschaftliche Anwesen gingen innerhalb kürzester Zeit in Flammen auf. „Mein Vater war der zuständige Brandermittler für die Kripo Hanau und hat auch den Täter geschnappt. Das war schlimm damals, denn der Brandstifter kam aus den eigenen Reihen“, erzählt Pietzner. Auf die Frage, welche Einsätze am größten gewesen waren, muss er nicht lange überlegen: „Anfang der 2000er-Jahre ist das Torhaus abgebrannt. Ich war damals noch bei der Feuerwehr in Langen-Bergheim und habe von Butterstadt aus schon die Rauchsäule gesehen.“

Das erste Löschfahrzeug, ein LF8, wurde im Jahr 1960 angeschafft.
Das erste Löschfahrzeug, ein LF8, wurde im Jahr 1960 angeschafft. © PM

Großbrände und Unwetterlagen

Auch die Großbrände im Reiterzentrum an der Lehnwiese sind haften geblieben. In der jüngsten Vergangenheit stellten Unwetterlagen und der Hochwassereinsatz in Langenselbold die Wehr vor große Herausforderungen, sagt Pietzner. Doch glücklicherweise haben sich im Laufe der 100-jährigen Geschichte die Gerätschaften und Fahrzeuge technisch angepasst. Als Anfang des 20. Jahrhunderts noch mit Holzeimer und Löschgeräten gearbeitet wurde, kam in den 20er-Jahren die Handdruckspritze zum Einsatz, die 1942 durch eine Motorkraftspritze ersetzt wurde. Das erste Löschfahrzeug LF 8 parkte ab 1960 im Spritzenhaus. Zum 50. Jubiläum erhielt die Wehr einen Mannschaftstransportwagen. Sobald die Fahrzeuge in die Jahre kamen, wurden sie durch neue ersetzt und technisch aufgerüstet. Sogar ein Notstromaggregat steht stets einsatzbereit im Feuerwehrhaus und kann im Ernstfall den Betrieb sicherstellen.

Social Media wichtiger Bestandteil

Dank der Digitalisierung konnte die Erreichbarkeit der Ehrenamtlichen, die meist außerhalb von Ronneburg arbeiten, verbessert werden. „Die digitalen Melder sind richtig praktisch“, bestätigt Pietzner. Zudem ist die Wehr in Sachen Social Media aktiv. „Es ist wichtig, Präsenz zu zeigen. Wir erreichen eine große Reichweite. Das bekommen wir rein mit Plakaten nicht hin.“

Aktuell zählt die Feuerwehr 26 Aktive, 15 Mitglieder der Ehren- und Altersabteilung und 348 passive Mitglieder. In Zukunft, so verrät Pietzner, sei es im Gespräch, die Zusammenarbeit mit Büdingen zu erweitern.

Doch vorerst sollen die 100 Jahre gefeiert werden – allerdings in einem kleineren Rahmen. „Uns war das Risiko zu groß, was Größeres zu machen. Aber es ist überhaupt mal wieder schön, etwas zu machen für eine Feuerwehr in unserer Größe.“ (Von Patricia Reich)

Festprogramm zum 100-jährigen Bestehen

Auf viele Besucher hofft die Freiwillige Feuerwehr Hüttengesäß am Wochenende vom Samstag, 4. Juni, und Sonntag, 5. Juni, an dem das 100-jährige Bestehen am Feuerwehrhaus, Bahnhofstraße 3, gefeiert werden soll. Am Samstag, 4. Juni, ist um 16 Uhr eine Großübung mit benachbarten Feuerwehren und Hilfsdiensten an der Seniorendependance Haus Ronneburg, Am Festplatz 7, geplant. Der Sonntag, 5. Juni, beginnt um 10.30 Uhr mit einem traditionellen Frühschoppen. Gegen 12.30 Uhr geht es in den offiziellen Teil der Feierlichkeiten über, zu dem auch Landrat Thorsten Stolz angekündigt ist, der die Ehrenplakette des Landes Hessen für die Feuerwehr Hüttengesäß verleihen wird. Zudem ist die Durchführung von weiteren Ehrungen geplant. Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. Auch für die Kinder wird etwas geboten: Sie können an einer Spritzwand üben und sich auf einer Hüpfburg austoben. Für das Fest soll die Bahnhofstraße teilweise gesperrt werden. (par)

Ordentlich aufgereiht: Die Haken in der Umkleide der Kinderfeuerwehr sind gut gefüllt.
Ordentlich aufgereiht: Die Haken in der Umkleide der Kinderfeuerwehr sind gut gefüllt. © Patricia Reich
Auszeichnungen: Im Laufe der Jahre hat die Feuerwehr Hüttengesäß einige Trophäen erworben.
Auszeichnungen: Im Laufe der Jahre hat die Feuerwehr Hüttengesäß einige Trophäen gewonnen. © Patricia Reich

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