Claudia Orth-Ritzke ist die neue Küsterin in Hüttengesäß und löst Klaus Euler ab, der sich in den Ruhestand verabschiedet

Klaus Euler ist „seiner“ Gemeinde tief verbunden. Fast sein gesamtes Leben lang engagierte er sich für die evangelische Kirche in Hüttengesäß. Nach 30 Jahren Dienst als Küster verabschiedet er sich nun in den Ruhestand. Doch so ganz „gar nichts machen“ wird er nicht. Denn er unterstützt seine Nachfolgerin Claudia Orth-Ritzke und steht ihr bei allen Fragen zur Seite.
Ronneburg – „Ich habe meinen Dienst so verstanden, dass ich nicht für den Pfarrer oder für den Kirchenvorstand arbeite, sondern für die Kirche, die den Auftrag hat, Gottes Wort zu verkünden“, blickt Euler auf sein Wirken zurück, das mit der Betreuung der Jungschar im Jahr 1971 begann. Ab 1977 engagierte er sich 34 Jahre lang im Kirchenvorstand, 1992 übernahm er die Aufgaben des Küsters, genau 30 Jahre lang. „Es war mir wichtig, der Kirchengemeinde eine gewisse Kontinuität zu geben und dass die Besucher die Kirche mit einem Gesicht verbinden, eine Verbindung der Kirche zu einem Menschen herzustellen“, geht er auf seine Beweggründe ein, sich für so lange Zeit zu engagieren.
Klaus Euler hieß stets alle an der Kirchentür willkommen
Dass dies gelungen ist, bestätigt seine Nachfolgerin Claudia Orth-Ritzke. „Wenn man sonntags in die Kirche kam, war es der Klaus, der einen an der Tür begrüßte, das Gesangbuch reichte und mit dem man den ersten Schwatz hielt. Das war das erste Willkommen.“ Zwar habe sich das mit der Pandemie geändert, aber Euler habe dem Gottesdienstbesuch Kontinuität gegeben. „Man wusste, der Klaus steht da.“
Das Leben in der Kirche nach Pandemie-Beschränkungen kommt nur langsam zurück
Die besten Momente in seiner Zeit als Küster waren laut Euler, wenn „die Kirche richtig voll war“. Mit der Pandemie habe das Leben in der Kirche gefehlt. „Viele Verbindungen sind ein Stück weit weggebrochen. Gottesdienste können mittlerweile vor dem Fernseher verfolgt werden, aber das Miteinander fehlt dann.“ Das käme jetzt erst langsam und sehr verhalten wieder.
Für die Vorbereitungen der Gottesdienste ist nun Orth-Ritzke zuständig. Wobei, so betonen beide, diese Aufgabe nur die Spitze des Eisberges sei. Ein Küster habe mehr Dinge zu erledigen, als man denkt.
Neue Küsterin ist mit der Kirche in Hüttengesäß sehr vertraut
Der neue Arbeitsplatz ist Orth-Ritzke sehr vertraut. „Ich bin in Hüttengesäß geboren und kenne die Kirche seit meiner Kindheit. Die Kindergottesdienste sind mir noch gut in Erinnerung“, erzählt die 58-Jährige. Gemeinsam mit ihrer Großmutter Greta Orth, mit der Euler gemeinsam im Kirchenvorstand saß, besuchte sie viele Veranstaltungen der Gemeinde. „Die Kirche wurde ein Stück Heimat für mich.“ Ehrenamtlich engagierte sich die dreifache Mutter von mittlerweile erwachsenen Kindern, von denen einer auch im Kirchenvorstand sitzt, in der Krabbel-Mutter-Kind-Gruppe, dem Hauskreis, dem Kirchencafé und in mehreren Ausschüssen wie dem Finanzausschuss. „Ich bin in der Gemeinde zu Hause“, sagt Orth-Ritzke inbrünstig.
Als sie erfuhr, dass ein neuer Küster gesucht wurde, „konnte ich mir das gut für mich vorstellen“. Da sie mit der Kirche so vertraut war, begrüßte auch der Kirchenvorstand ihre Bewerbung – die auch die einzige vorliegende war.
Arbeit als Küsterin ist erfüllend
Seit dem 1. April ist Orth-Ritzke als Küsterin eingestellt. „Ich wusste nicht, wie viel Arbeit da dranhängt. Das habe ich erst erfahren, als ich anfing“, sagt sie lachend. Es gehöre viel Wissen dazu, beispielsweise wann die Behänge gewechselt werden müssen und was für Hochzeiten oder Taufen vorbereitet werden muss. Zudem ist auch die Kirche sauber zu halten. „Es ist viel, aber es macht mir Freude und ich mache es, wie Klaus bereits sagte, zur Ehre Gottes.“ Dass es Orth-Ritzke erfüllt, schöne Blumen im Gotteshaus zu arrangieren und Vorbereitungen für einen gelungenen Gottesdienst zu treffen, zeigt ihre emotionale Ergriffenheit, während sie von ihren Aufgaben spricht. „Es ist mir wichtig, dass die Kirche sonntags morgens angenehm ist und der Pfarrer alles vorbereitet vorfindet und der Ablauf nicht gestört wird.“
Unterstützung bekommt sie nach wie vor von Euler, mit dem sie sich einmal pro Woche trifft, um offene Fragen zu besprechen und Tipps entgegenzunehmen. Auch vertritt er sie unter der Woche und läutet bei einem Sterbefall die Glocken. „Ich verreise gerne und bin wochentags meist unterwegs“, sagt Orth-Ritzke. „Ich bin froh, dass Klaus mir Unterstützung gibt und wir das ein Stück weit zusammen machen.“
Einige Gemeinsamkeiten
Mit Euler teilt sie – neben dem Beruf – noch mehr Gemeinsamkeiten. Beide begannen ihren Küsterdienst in einer Vakanzzeit, beide fielen in der Anfangszeit ihrer Anstellung aufgrund von Krankheit aus und bei beiden sind es die Familienmitglieder, die unterstützend einspringen und mithelfen. „Der Küsterdienst ist nicht etwas, was man alleine tut, sondern letzten Endes eine Familienaufgabe“, sind sich beide einig.
Euler ist nicht nur seiner Familie für die Unterstützung dankbar. „In all den Jahren kann ich auf ein gutes Miteinander mit dem Kirchenvorstand und mit dem Ehepaar Stradal zurückblicken und auf eine gute Zusammenarbeit mit der Gärtnerei Böckler aus Langenselbold und dem Ehepaar Rauch bei den Bestattungen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Vakante Pfarrstelle wird am 1. September wieder besetzt
Die Turmführungen, die Euler 2008 ins Leben gerufen hatte, werde Orth-Ritzke aber nicht übernehmen können, da fehle ihr das geschichtliche Wissen. Dafür hat sie aber andere Ideen. „Ich würde das Sonntagscafé gerne wieder aufleben lassen und mich gerne auch weiterhin in den Ausschüssen einbringen. Einen Tischabend am Gründonnerstag in der Kirche fände ich toll oder ein paar dekorative Veränderungen.“
Doch bevor es darum geht, etwas Neues auszuprobieren, möchte Orth-Ritzke das Jahr durchlaufen und sich mit allem vertraut machen. Zudem soll Pfarrerin Katharina Bärenfänger aus Hammersbach zum 1. September die Pfarrstelle besetzen, die sicherlich auch neue Ideen mitbringen wird. Diesbezüglich spricht Euler mit einem verschmitzten Grinsen gleich eine Warnung aus: „Nicht jeder hier findet Veränderungen gut. Als ich die Idee hatte, die Bibel einmal seitlich zum Altar zu stellen, habe ich gleich einen Rüffel bekommen. Die Bibel kommt in die Mitte, hieß es.“
Doch zunächst freut Orth-Ritzke sich darauf, bald die erste Taufe und Hochzeit vorbereiten zu dürfen. (Von Patricia Reich)