Händler, Gaukler und Ritter lassen Pfingsten auf der Ronneburg das Mittelalter erwachen

Im Laufe der Pandemie gab es bereits mehrere Anläufe, um das traditionelle mittelalterliche Treiben auf der Burg mit Festen und Turnieren wieder stattfinden zu lassen. Doch meist musste es dann doch abgesagt werden oder konnte nur in einem kleinen Rahmen stattfinden.
Ronneburg –Daher ist es dem Burgwart und Museumsleiter Marcus Hofer im Gespräch mit unserer Zeitung anzuhören, wie sehr er sich auf das erste große Fest nach über zwei Jahren Pause freut.
Erstes großes Fest nach über zwei Jahren
Das Turnier zu Pfingsten wird vom 4. bis 6. Juni auf der Ronneburg stattfinden. „Es wird eine Feuertaufe für die komplette Mannschaft“, erzählt Hofer. Das Burgpersonal sei komplett neu besetzt worden. „Wir haben neue Kassenkräfte, eine Reinigungskraft und einen Hausmeister“, zählt der Museumsleiter auf. Von den „Alten“ sei nur er geblieben und dabei meint er das Wort „alt“ tatsächlich auch wortwörtlich. „Ich hatte gehofft, dass sich der Altersdurchschnitt unseres Personals verjüngt. Das ist auch gelungen. Ich bin mit 42 Jahren der Älteste hier.“
Eine Feuertaufe wird es dennoch auch für ihn. „Ich habe zwar vorher schon kleinere Partys organisiert und in Discos gearbeitet, aber als Veranstalter in solch einem großen Rahmen bin ich noch nie aufgetreten.“ Beim traditionellen Turnier zu Pfingsten soll auf der Ronneburg groß aufgefahren werden – so wie einige Besucher es noch von früher her kennen plus ein paar Neuheiten.
Corona habe auch in der Mittelalterszene ziemlich gewütet, formuliert Hofer die Situation. „Es gab Probleme, alle Standplätze zu vermieten. Viele Händler gibt es nicht mehr oder sind schon anderweitig mit ihren Ständen unterwegs, da wir mit unserer Planung recht spät dran sind.“
Ein Gutes habe die lange Ruhepause aber gehabt: Es konnten neue Kontakte geknüpft und neue Kanäle genutzt werden. „Neben alteingesessenen Händlern werden viele kommen, die noch nie da waren. Es wird beispielsweise einen Stand mit einem mobilen Badehaus mit einem Dampfbad geben“, berichtet Hofer.
Händler und Handwerker bieten ihre Waren an
Um die 50 Stände sollen es zum großen Pfingstturnier sein. Darunter, so freut sich der Burgwart, auch einige Händler aus dem Kreis. „Die Händler sind alle happy, dass es wieder los geht. Viele fühlen sich mit der Burg sehr verbunden. Die Burg ist für die eine Heimat und mit dem Pfingsturnier haben sie jetzt quasi ein Heimspiel. Da kommen dann auch gerne mal die Freunde und Nachbarn vorbei, da es nicht weit weg vom Wohnort liegt.“
Auf die Besucher warten dann neue Essensstände, darunter auch erstmalig etwas mit Kartoffeln, zwei Lederstände, Wahrsagerinnen, ein Karussell für die Kinder, eine Kletterleiter zur Prüfung der Geschicklichkeit, das Dampfbad, Ritterkämpfe und -turniere, Gaukler und viel Musik. „Die Papperlabarden werden spielen. Das Duo ist die ultimative Tavernenbelustigungstruppe. Kleine Poeten und sehr wortgewandt, die von Stand zu Stand laufen. Außerdem werden die Leiermädchen und Tarranis auftreten“, zählt Hofer begeistert auf. Die Räumlichkeiten der historischen Burg sind mit eingebunden. So wird in der Burgküche gekocht, es gibt Schmiedevorführungen, einen Filz- und einen Spielzeugstand und eine Korbflechterin sowie ein Töpfer aus Marjoß werden da sein.
Viele neue Dinge für die Burg geplant
„Wir sind gerade dabei, uns neu zu erfinden“, geht Hofer vom Detail ins Allgemeine. So soll die Burgwache neu organisiert und generalüberholt werden, doch das sei noch unter Vorbehalt. „Wir warten noch auf die Lieferung der Bestellung.“ Allgemein sei schon viel gemacht worden. „Wir bringen alles auf den neusten Stand. Auch wenn es sich banal anhört, aber die Feuerlöschsymbole sind aktualisiert, die Brandmelderanlage wurde schon vor längerem aufgebaut und die Rundgangbeschilderung angebracht.“ Ziel sei es, dass alles ein stimmiges Bild ergibt und aus einem Guss aussieht. „Da nimmt man nicht vorgefertigte Piktogramme aus dem Internet, sondern kreiert eigene.“
Shitstorm und Hassmails erhalten
Mit Blick auf das anstehende große Festwochenende seien alle nervös, „aber wir freuen uns tierisch.“ Die Mitarbeiter mussten die letzten Jahre einiges aushalten. „Es kursierten die wildesten Gerüchte – von ‘es gibt nie wieder eine Veranstaltung’ bis hin zu ‘die Burg wird verkauft’“, erzählt Hofer. Nachdem ein paar Veranstaltungen abgesagt werden mussten, erfuhr das Burgpersonal einen „regelrechten Shitstorm“, wie Hofer es ausdrückt. „Wir haben Hassmails bekommen. Die blöden Kommentare sind sehr schade, denn wir sind mit Herzblut dabei.“
Als unsere Zeitung aufdeckte, dass Reichsbürgertreffen im Burgrestaurant stattgefunden hatten, habe das sich auch auf die Burg ausgewirkt. „Wir sind ein Ort der Toleranz. Keiner von unseren Mitarbeitern und auch nicht das Fürstenhaus hat etwas mit solcher Gesinnung gemein. Davon distanzieren wir uns vehement und wollen so was überhaupt nicht hier haben.“
Das Pfingstwochenende mit seinen Turnieren soll den Auftakt für viele weitere große Veranstaltungen bieten. „Wir rechnen mit zwei- bis 10 000 Besuchern. Es ist sehr schwer, eine Zahl abzuschätzen. Ich tippe auf 5000“, sagt Hofer.
Einnahmen sollen in Sanierungen fließen
Jetzt gehe es darum, Geld zu verdienen, um die geplanten Sanierungen auf der Burg weiter voranzutreiben. „Von den Einnahmen des Tagesgeschäfts konnten wir lediglich die Mitarbeiter bezahlen und kleinere Dinge ausbessern.“ Dennoch würden zumindest beim Pfingstwochenende die Preise fast komplett gleich bleiben. „Es gab nur eine minimale Erhöhung bei einem Kostenpunkt. Auch die Standplatzgebühren haben wir nicht erhöht. Wir sind einfach froh, wieder durchstarten zu können.“ (Von Patricia Reich)
Traditionelles großes Pfingstturnier der Ritter zu Pferde
Das große Turnier der Ritter zu Pferde, das immer am Pfingstwochenende stattfindet, hat auf der Burg Ronneburg Tradition. Vom 4. bis 6. Juni können ab 11 Uhr die Besucher erleben, wie es sich im Mittelalter wohl zugetragen haben könnte. Vor der Burg versammeln sich die Recken in zahlreichen Zeltlagern, um dem großen Ereignis möglichst nahe zu sein. Aus weitem Umkreis sind die Händler und Handwerker angereist, um ihre Waren in schnell zusammengezimmerten Ständen feilzubieten. Sobald der Herold zum Turnier ruft, reiten die Ritter in die Schranken und messen sich im Lanzenstechen, Bogenschießen und allerlei anderen Übungen. Besonders den Kindern wird das Duell des guten Ritters gegen den bösen Ritter gefallen, der seine Frau, eine Hexe, an seiner Seite hat. Täglich werden jeweils zwei Turniere veranstaltet. Das erste Turnier beginnt um 13.30 Uhr und das zweite um 16.30 Uhr. Jedes Turnier dauert circa eine Stunde.
Dazu gibt es historisches Markttreiben, altes Handwerk und viel fahrendes Volk. Das Turnier ist in eine Reihe begleitender Veranstaltungen, wie Ritterkämpfe zu Fuß, historische Musik und die Auftritte der Gaukler eingebunden.
Erwachsene zahlen 13 Euro Eintritt, ermäßigt zehn Euro, und Kinder acht Euro. Familien mit einem Kind zahlen 28 Euro, ab zwei Kindern 32 Euro. Gewandet von Kopf bis Fuß kostet der Eintritt neun Euro. Die Parkgebühr beträgt zwei Euro. Programmende ist um 19 Uhr. (par)