Bauausschuss stimmt für den Bau von barrierefreien Häuser für Senioren in Ronneburg-Hüttengesäß

Bereits im April 2017 stellte die SPD-Fraktion einen Antrag zum barrierefreien Wohnen für Senioren. Am Dienstag stand das Thema wieder auf der Agenda des Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschusses, zu dessen Sitzung auch Vertreter der Lebensraum Baugenossenschaft geladen war.
Ronneburg – Die Erläuterungen von Tom Best und Alexander Wege, beide im Vorstand der Lebensraum Baugenossenschaft, haben die Ausschussmitglieder schließlich überzeugt: Das Gremium spricht sich einstimmig dafür aus, die Friedhofserweiterungsfläche in Hüttengesäß für das Projekt „Seniorengerechtes und barrierefreies Wohnen“ zur Verfügung zu stellen.
Das circa 7300 Quadratmeter umfassende Areal wird als Friedhofsfläche nicht mehr benötigt, weshalb hier 16 hochwertige und nachhaltige Bungalows für Senioren als genossenschaftliches Bauten realisiert werden. Das Grundstück befindet sich in Gemeindeeigentum. Mit der Lebensraum Baugenossenschaft soll ein Erbbaurechtsvertrag über die Nutzung geschlossen werden.
Explizit für ältere Bürger
Die Gemeinde will mit diesem Bauvorhaben explizit ältere Ronneburger ansprechen, die bis ins hohe Alter – auch mit Rollator oder Rollstuhl – in einem kleinen, frei stehenden Haus eigenständig leben wollen. Die Ausgangslage in Ronneburg sind oft große Anwesen mit Ein- oder Zweifamilienhäusern, deren Unterhalt und Pflege viel Leistung und Arbeit verlangt.

Das stellt sich in den drei Bungalow-Typen, die Tom West vorstellt, ganz anders dar. In Babenhausen-Harreshausen lassen sich die Bungalows mit 80, 95 und 110 Quadratmeter Wohnfläche bereits besichtigen. „Noch vor Baubeginn waren alle Häuser ’verkauft’, der Werbeetat für das Projekt wurde nicht annähernd ausgeschöpft“, so Best und Wege. Je nach Größe besitzen die Massivholzhäuser neben Küche, Bad und Wohnzimmer ein, zwei oder drei Zimmer. Abstellraum, Carport und ein kleiner Garten ergänzen das frei stehende Haus. In Ronneburg sind sechs mittelgroße, vier große und drei kleinere Typen geplant. Weil das Grundstück an einen Eigentümer geht, können die Häuser mit einem Abstand von fünf Metern enger stehen. Viel Geld wird man sicher in die Hangsicherung investieren müssen, denn auch Grundstücke und Erschließung soll mit wenig Gefälle auskommen.
Wie in Harreshausen soll auch hier das „Seniorengerechte Wohnen“ von der Baugenossenschaft errichtet und betrieben werden. Das Genossenschaftsmodell zu verstehen, ist vielleicht die größte Hürde. Best sagte, er könne allen Interessierten nur raten, sich unverbindlich zu melden. Viele Fragen könne man am Telefon klären. Gerne stehe er zudem für einen öffentlichen Info-Abend zur Verfügung.
Mitgliedschaft ist Voraussetzung
Erste Voraussetzung um in einem der Bungalows wohnen zu können, ist eine Mitgliedschaft für 750 Euro. Dieser Betrag entspricht einem „Baustein“ in der Lebensraum Baugenossenschaft , die sich von zehn Gründungsmitgliedern im Jahr 2019 auf inzwischen 60 vergrößert hat. Die Mitglieder sind die Eigentümer der Genossenschaft und erwerben weitere Anteile. In der Satzung der Genossenschaft sind unterschiedliche Finanzierungsbeteiligungen vorgesehen. Es ist ein „nutzungsbedingter Genossenschaftsanteil“ je Quadratmeter Wohnfläche aufzubringen. Diese Anteile („Bausteine“) bilden das Eigenkapital der Genossenschaft. Etwa 60 Prozent sind als Anteil einzubringen, pro Quadratmeter Grundstück ein Baustein von 750 Euro. Als monatliche Kosten fallen die Erbpacht, ein Nutzungsentgelt, Nebenkosten für beispielsweise Verwaltung und Instandhaltungsrücklagen und die individuellen Verbrauchskosten an. In der Summe liegen die Beträge etwa zwischen 1000 und 1400 Euro. Die Genossenschaftsanteile sind kündbar, vererbbar und veräußerbar. Kinder oder Enkel haben aber keinen Anspruch darauf, in das Haus der Eltern einzuziehen. In Babenhausen beispielsweise darf in der Regel nur einziehen, wer mindestens 60 Jahre alt ist.
Bedenken hatte Roland Reidel (CDU), die Lage sei „weit weg vom Dorfzentrum“ und die Anbindung an den Ort und die Seniorendependance sei nicht optimal.
Gemeindevertretung muss noch zustimmen
Bürgermeister Andreas Hofmann (SPD), der den Seniorenwohnpark in Babenhausen bereits besichtigen konnte, zeigte sich von dem Projekt überzeugt. Er hält das Grundstück mit diesem Konzept am sinnvollsten genutzt, die Gebäude seien durchdacht und gelungen. Sollte die Gemeindevertretung dem Antrag auf „Seniorengerechtes Wohnen“ zustimmen, wird die Gemeinde Ronneburg der Baugenossenschaft als stimmberechtigtes Mitglied beitreten. (Von Ulrike Pongratz)