Im Kessel blubbert’s und der Most fließt in Strömen

Im dampfenden Kochkessel blubberte es wie glühend heiße Lava, das nasskalte Wetter ließ jedoch bei den Besuchern des Ronneburger Latwerge-und Kelterfestes wahrlich keinen Eindruck von Vulkanhitze aufkommen. Dem recht unfreundlichen Wetter zum Trotz hatten sich dennoch zahlreiche Gäste auf dem Rathausvorplatz eingefunden, um zunächst mit der neuen Ronneburger Pfarrerin Katharina Bärenfänger einen Open-Air-Gottesdienst anlässlich des Erntedankfestes zu feiern.
Ronneburg - Im großen Kochkessel am Stand des Ronneburger Geschichts- und Heimatvereins blubberte da schon lange der Brei von Pflaumen vor sich hin. „Im Kessel sind etwa 80 Kilo entkernte Pflaumen“, erklärte Klaus Altmannsperger als erfahrener Latwerge-Kocher. „Bei uns ist es Pflaume pur; in früheren Zeiten hat man auch Rüben oder Birnen daruntergemischt.“ Da der Inhalt des runden Bottichs gut zwölf Stunden gekocht und gerührt werden muss, hatte „Kronen“-Wirt Reiner Erdt schon am Samstag etwas „vorgearbeitet“. Am Ende des Festnachmittags konnte sich das Ergebnis der Prozedur sehen lassen: Rund 150 Gläser wurden mit köstlicher Latwerge befüllt und stehen jetzt zum Genuss bereit. Neben den Pflaumen standen auch Äpfel im Blickpunkt des Fests. Die Kelter-Freunde hatten mehrere große Säcke voller Äpfel mitgebracht und zerkleinerten sie zunächst in einer handbetriebenen Häckselmaschine, bevor die Apfelschnitzel dann in einer alten Spindelpresse mit viel Krafteinsatz zusammengedrückt wurden, bis der braune Apfelmost aus den Kelteröffnungen floss und aufgefangen wurde. „Wir achten natürlich darauf, dass angefaulte Äpfel vorher aussortiert werden“, meinte Vorstandsmitglied Peter Reif, der den langen Hebel an der Kelterspindel bediente und diese Arbeit auch mal an interessierte Besucher weitergab. Insbesondere die Kids hatten ihren Spaß beim Keltern. „Die Äpfel sind der Rest von den Bäumen am Kirchweg“, meinte der OGV-Vorsitzende Stefan Herbold mit einem leichten Stirnrunzeln. „Leider hatte dort offensichtlich schon jemand in den letzten Tagen kräftig gewildert.“ Neben dem frischgepressten Most konnten die Festgäste auch den fertigen Äbbelwoi aus der letzten Saison genießen. Das laufende Jahr war ein gutes Apfel-Jahr, waren sich die Mitglieder einig. (Von Ingbert Zacharias)

