Neue geschichtliche Infoschilder an historischen Orten Ronneburgs aufgestellt

Von Hanau aus mit der Eisenbahn zum Grasbahnrennen nach Hüttengesäß – schön wär’s, sagen viele alte Ronneburger heute noch. Doch allein schon von der geschichtlichen Abfolge war so etwas gar nicht möglich, wie man den beiden neu aufgestellten Info-Tafeln in Hüttengesäß entnehmen kann. Die Schilder weisen auf zwei geschichtlich-kulturelle Kleinodien hin, die Hüttengesäß einst zu bieten hatte und auf die im Rahmen des anstehenden 50-jährigen Jubiläums der Gemeinde besonders hingewiesen werden soll – der Bahnhof und die Rennbahn.
Ronneburg – Die erste Schautafel steht am so genannten Bahnhofskreisel, der sich an der Kreuzung der Landesstraße 3193 mit der vielsagenden Bahnhofstraße befindet. Dort wurde das übermannshohe Schild am Montag offiziell seiner Bestimmung übergeben. Bürgermeister Andreas Hofmann (SPD), Thorsten Habermann vom Orga-Team des Gemeindejubiläums sowie Reiner Erdt als versierter Kenner der Ronneburger Ortsgeschichte begrüßten dazu Dr. Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt, der die Planung und Vorbereitung der Infotafeln tatkräftig begleitet hatte.
In seiner kurzen Begrüßung wies der Rathauschef darauf hin, dass das Hinweisschild auf den ehemaligen Bahnhof, dessen Backsteinbau samt Lokschuppen sich noch heute direkt am Kreisel befindet, bei vielen jungen Leuten oder Neu-Ronneburgern sicherlich Erstaunen auslösen wird. Dies bestätigte Himmelsbach, der aus Erfahrung darauf hinwies, dass gerade im ländlichen Raum viele interessante Einzelheiten weder in der Schule noch in den Familien an den Nachwuchs weitergegeben werden und somit irgendwann auf der Strecke bleiben – wie etwa die alte Bahnlinie.

Bahnstrecke sollte bis nach Büdingen gehen
Von der Gleisstrecke, die von Hanau über Langendiebach bis nach Hüttengesäß führte, ist heute nichts mehr vorhanden. Doch von 1896 bis 1933 zog hier eine kleine Dampflok sowohl Personen- als auch Güterwagen über die schmalen Gleise und brachte neben den Fahrgästen auch viele Güter und landwirtschaftliche Erzeugnisse von Hüttengesäß in Richtung der Kreisstadt am Main. Insbesondere die schon damals recht zahlreichen Burgbesucher nutzten den Zug zur An- und Rückreise. Eigentlich sollte die Strecke bis Büdingen gehen, erklärte Erdt den einst geplanten Streckenverlauf. Doch habe unter anderem der Fürst von Ysenburg den Wegzug seiner Landarbeiter per Bahn in Richtung Main befürchtet und daher das Vorhaben blockiert. Somit verlief die Spur vom Hanauer Nordbahnhof bis nach Langendiebach, wo sie sich in einen kurzen Zweig nach Langenselbold und einen längeren nach Hüttengesäß aufteilte. Wie den alten Aufzeichnungen zu entnehmen ist, war die Fahrt recht holperig und auch die Ausstattung der Waggons ziemlich spartanisch. Das ließ die anfangs gute Nutzung ab dem Ersten Weltkrieg zunehmend zurückgehen, was zunächst zu Streichungen im Fahrplan und schließlich 1933 zur Einstellung des Zugverkehrs führte.

Deutsche Meisterschaften auf der Rennbahn
Ganz anders sah die Sache bei der Hüttengesäßer Rennbahn aus, an der neben einem geteerten Feldweg das zweite große Infoschild steht. Die frühere Rennstrecke liegt ebenfalls an der L 3139, jedoch noch weit vor den Toren der Gemeinde gegenüber dem Vogler-Teich und wird heute vom Modellbauclub Hanau als Fluggelände genutzt. Ab den frühen 1960er-Jahren waren hier tollkühne Männer auf ihren rasenden Bikes unterwegs, wie auf dem Hinweisschild zu lesen ist. Die zahlreichen Grasbahnrennen waren ein absoluter Publikumsmagnet und brachten die kleine Gemeinde am Fuß der Burg oft in die Schlagzeilen, wie Habermann zu berichten weiß. Sogar mehrere Läufe zur Deutschen Meisterschaft wurden auf dem lang gezogenen Rundkurs ausgetragen. Neben den sportlichen Leistungen sorgten jedoch auch viele recht heftige Unfälle mit teils schweren Verletzungen für Aufregung. Kurz vor der Jahrtausendwende war dann allerdings Schluss mit der Jagd nach Pokal und Siegerschleife – für die doch recht aufwendige Organisation der Rennen fehlte es den Veranstaltern vom MSC Ronneburg an der erforderlichen Manpower.
Betonplatte verhinderte fast Aufstellung der Schilder
Beide Infotafeln geben in verständlichen Worten einen kurzen geschichtlichen Blick auf die beiden Kulturobjekte und sind dazu reichlich bebildert. Zudem sind jeweils Kurztexte in Englisch und Französisch zu finden.
Der Aufbau der Schilder vor Ort sei mit einigen Mühen verbunden gewesen, schmunzelte Bürgermeister Hofmann am Vormittag bei der Einweihung. Da die Bauhofmitarbeiter freitags vor dem Bahnhof auf eine Betonplatte im Untergrund gestoßen waren, mussten sie am Montag noch vor Sonnenaufgang mit massivem Gerät vorgehen, um das Schild bis zur Einweihung in den Stand zu bringen. „Alles hat zeitlich genau gepasst“, zeigte sich Hofmann zufrieden. „Auf unseren Bauhof ist eben immer Verlass!“ (Von Ingbert Zacharias)