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Die Landfrauen sind vor allem in der Weiterbildung von Frauen aktiv

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Von: Mirjam Fritzsche

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Helga Schmidt aus Ronneburg ist die Vorsitzende des Landfrauenbezirks Hanau. Sie rührt kräftig die Werbetrommel und hofft auf viele Neuzugänge.
Helga Schmidt aus Ronneburg ist die Vorsitzende des Landfrauenbezirks Hanau. Sie rührt kräftig die Werbetrommel und hofft auf viele Neuzugänge. © Mirjam Fritzsche

Helga Schmidt lebt und arbeitet auf dem Land – damit ist sie eigentlich schon eine Landfrau. Seit den 1990er Jahren gehört die 59-Jährige dem Ortsverein Ronneburg der Landfrauen an, dessen Vorsitz sie vor knapp zwei Jahren übernommen hat.

Ronneburg - Damit nicht genug: Auch im Landfrauenbezirk Hanau hat Helga Schmidt den Hut auf. Im Verband ist sie zudem zweite Stellvertreterin auf Landesebene und Vorsitzende des neu gegründeten Arbeitskreis Klimabewusstsein. Viele Ämter, viel zu tun für die Mutter von vier erwachsenen Söhnen, die sich auch als CDU-Gemeindevertreterin engagiert.

Krebserkrankung fährt zu einem Umdenken

Helga Schmidt ist in Niederbayern geboren und als Siebenjährige nach Hüttengesäß umgezogen. Ronneburg ist danach ihre Heimat geblieben. Über die DLRG lernt sie ihren Mann kennen, einen Landwirt. „Mit der Heirat bin ich automatisch Bäuerin geworden“, sagt die gelernte Mechanikerin. Dem Landfrauenverein im Ort ist sie bereits in den 1990er Jahren verbunden – sie schließt sich der Tanzgruppe an.

Verantwortung im Verein zu übernehmen, gar den Vorsitz, das war für sie lange Zeit kein Thema. Mit der Erziehung ihrer vier Jungs, heute 24, 26, 31 und 33 Jahre alt hat sie alle Hände voll zu tun. Auch im Betrieb ist sie eine gefragte Frau. Ihre Brustkrebs-Erkrankung vor fünf Jahren führt bei ihr zu einem Umdenken. „Ich habe Glück gehabt, der Krebs wurde rechtzeitig erkannt. Doch es war ein Warnschuss. Danach habe ich mein Leben umgekrempelt, mehr Sport gemacht und angefangen, mich zu engagieren“, erzählt die Landfrau im Gespräch mit unserer Zeitung. Als vor zwei Jahren die Auflösung des Ortsvereins in Ronneburg im Raum steht, übernimmt Helga Schmidt beherzt die Verantwortung. Kurz danach auch für den Bezirk.

Mehr als Kaffeeklatsch und Rezepte tauschen

Bei den Landfrauen schätzt sie von Anfang an die Gemeinschaft und den Austausch. Dabei geht es um mehr als Kaffeeklatsch und Rezepte austauschen. „Es gibt nur wenige Vereine, die sich ausschließlich um die Belange von Frauen kümmern. Wir Landfrauen sind einer davon“, betont Helga Schmidt. „Bei uns kann man Mitglied bleiben, bis man stirbt. Man wird auch im Alter aufgefangen.“

Mitglied sind heute nicht nur Bäuerinnen. Von Hausfrau bis Unternehmerin seien alle Berufsgruppen vertreten. Auch Frauen aus der Stadt sind willkommen. „Den Namen wollen wir aus alter Tradition aber nicht ändern“, betont die Ronneburgerin.

Stricken, Häkeln und Basteln reicht der modernen Landfrau von heute schon lange nicht mehr. Fahrten zum Hessentag und zur Wächtersbacher Messe, Ausflüge und Arbeitstagungen, Präventionsmaßnahmen, Vorträge und Seminare sind Teil des Jahreskalenders. Ein vielfältiges Bildungsprogramm ist eines der Aushängeschilder des Verbandes. „Es gibt tolle Lehrgänge und Seminare – und das für einen kleinen Mitgliedsbeitrag“, wirbt Schmidt. Landfrauen besuchen zum Beispiel die Hessische Landeszentrale für politische Bildung oder Vorträge über „die Erfindung der Hausfrau“ und sprechen über Gewalt gegen Frauen.

Verband setzt sich für Frauenrechte ein

Die Mitglieder machen sich für Gleichberechtigung und und gleiche Bezahlung für Frauen stark. „Der Verband wird auch politisch aktiv, zum Beispiel wollen wir uns für Hebammen einsetzen. Für sie wird es immer schwieriger, ihren Job auszuüben“, erläutert Helga Schmidt.

Ein Thema, das den Landfrauen besonders wichtig ist, ist die Ernährung. Der Ortsverein in Oberdorfelden bietet beispielsweise Kochkurse für Kinder an. Nachahmenswert, findet Helga Schmidt. Auch Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle. Regionale Produkte, Saisongemüse oder das Thema Fermentieren finden in den Kursen viel Aufmerksamkeit. „Regional ist das neue Bio. Es gibt tolle Selbstvermarkter bei uns im Bezirk“, erzählt Schmidt, in deren Hofladen es Eier von den eigenen Hühnern zu kaufen gibt.

Die neue Verantwortung findet sie erfüllend, vor allem der Umgang mit anderen Menschen macht ihr Freude. „Ich höre gerne zu, wenn andere was zu erzählen haben“, sagt sie.

Wieder attraktiver für junge Leute werden

Erklärtes Ziel von Helga Schmidt ist es, die Landfrauenvereine bei jungen Frauen wieder bekannter zu machen. „Viele wissen gar nicht, dass ihnen mit der Mitgliedschaft viele Türen offen stehen“, so Schmidt. Als positives Beispiel für eine gelungene Mitgliederwerbung nennt die den Ortsverein in Kilianstädten, dort gibt es jetzt eine eigene Krabbelgruppe für junge Mütter.

„Wir sind offen für verschiedene Themen, sei es Wandern oder Gymnastik.“ Gemeinsame Ausflüge und Reisen stärkten zudem das Gemeinschaftsgefühl.

Für die Zukunft des Verbands ist Helga Schmidt optimistisch. Bekannt und beliebt sind die Landfrauen natürlich weiterhin für ihren selbst gebackenen Kuchen, den sie auch wieder an ihrem Stand auf der Wächtersbacher Messe anbieten. Aber darüber hinaus gebe es viele Gründe, in den Verein einzutreten. „Wir machen ganz viel – und zwar speziell für die Frauen“, betont Schmidt.

(Von Mirjam Fritzsche)

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