Wohnen im Alter und Extremwetterlagen waren Themen der Bürgerversammlung

Die Präsentation des Projekts „Seniorengerechtes und barrierefreies Wohnen“ von der Lebensraum Baugenossenschaft, die Vorstellung der Starkregenanalyse und ein umfassender Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Gemeinde standen auf der Tagesordnung der Bürgerversammlung im Jugendzentrum Ronneburg. Rund 25 Bürger – darunter auch Gemeindevertreter von CDU und SPD – waren der Einladung des Vorsitzenden der Gemeindevertretung Jürgen Waitz (SPD) gefolgt und nutzten die Gelegenheit, um sich zu informieren und offene Fragen zu klären.
Ronneburg –Irmhild Neidhardt, Abteilungsleiterin Leben im Alter des Main-Kinzig-Kreises, stellte zunächst die verschiedenen Angebote und Aufgabenfelder ihrer Abteilung vor. „Es gibt nicht ‘die Alten’ so wie es auch nicht ‘die Jungen’ gibt. Alle haben verschiedene Biografien und Lebensumstände, daher braucht es auch unterschiedliche Angebote“, erklärte Neidhardt den Anwesenden und betonte, dass sich das Thema Pflege und Unterbringung mit Blick auf den Fachkräftemangel und die steigende Anzahl an Senioren in den kommenden Jahren verschärfen wird.
Damit schuf sie gleichzeitig eine Überleitung zum nächsten Referenten. Tom Best, Vorstandsmitglied der Lebensraum Baugenossenschaft, erläuterte am kürzlich fertiggestellten Bungalow-Wohnpark für Senioren in Babenhausen-Harreshausen, wie das Projekt in Ronneburg aussehen könnte und wie die Lebensraum Baugenossenschaft funktioniert. Dies hatte er bereits im Oktober vergangenen Jahres im Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschuss vorgestellt (wir berichteten ausführlich). Vor allem in ländlichen Gebieten wie in Ronneburg hätten viele ältere Mitbürger große Grundstücke mit großen Gärten, führte Bürgermeister Andreas Hofmann (SPD) die Relevanz für die kleine Gemeinde an. Da es mit zunehmendem Alter immer schwieriger werde, diese zu bewirtschaften und zu pflegen und es in Ronneburg keine Alternative gebe, altersgerecht in einem barrierefreien Haus oder Wohnung zu leben, sei der ein oder andere Senior bereits aus der Gemeinde weggezogen. Dem soll mit dem Projekt entgegengewirkt werden, das auf der ehemaligen Erweiterungsfläche des Hüttengesäßer Friedhofs realisiert werden soll. Bereits 2017 wurde ein entsprechender Antrag zur Prüfung der Gemeindevertretung vorgelegt. „Die Gemeindevertretung hat sich für die Lebensraum Baugenossenschaft entschieden. Zum einen, weil sie seriös ist und wir wollten bewusst das Gelände nicht verkaufen, sondern solch ein Projekt realisieren, weil es in diese Zeit passt“, fasste Waitz zusammen. Aktuell stehe der Abschluss des Erbbaurechtsvertrages bevor, informierte Best über den nächsten Schritt in Ronneburg.
Die Mitglieder der Genossenschaft zahlen einen Anteil, der Baustein genannt wird, von 750 Euro. Je mehr Bausteine für die Nutzung des Bungalows eingepflegt werden, desto niedriger sind die Mietzahlungen. Die Bausteine sind vererbbar, veräußerbar und kündbar. Das Wohnrecht selbst wird nicht vererbt. Zudem wird auf eine energieeffiziente Bauweise geachtet.
16 seniorengerechte Bungalows geplant
In Ronneburg sollen 16 Bungalows mit 2,5 bis 4 Zimmern entstehen. Auf Rückfrage, ob Ronneburger ein Vormietrecht hätten, antwortete Best, dass die Bürger als erstes informiert werden und „zunächst nicht groß außerhalb der Gemeinde Werbung gemacht“ werde. Verwiesen wurde zudem auf die Webseite der Gemeinde, auf der bereits jetzt schon ein Formular zur Interessensbekundung zur Verfügung stehe. Die Umsetzung, so Waitz, gehe nicht von heute auf morgen. Gleichzeitig betonte der Vorsitzende der Gemeindevertretung: „Die Gebäude sind aus der Spekulation raus und es wird immer ein Seniorenwohnpark bleiben.“ Hofmann empfahl, auf der Webseite der Genossenschaft Videos vom Wohnpark Harreshausen anzusehen, um sich von der Qualität zu überzeugen. „Wir haben hier eine echte Chance und einen guten Partner“, schloss der Bürgermeister den Vortrag.
Interessiert folgten im Anschluss die Anwesenden der Präsentation der Starkregenanalyse von Diplom-Ingenieur und Diplom-Wirtschaftsingenieur Andreas Blank von der beauftragten Ingenieurgemeinschaft Ruiz Rodrigues, Zeisler, Blank aus Wiesbaden. Anhand von hydraulischen Simulationen wurden Gefahrenkarten erstellt und Maßnahmenvorschläge erarbeitet.
Starkregengefahr: Bürger müssen auch etwas tun
„Schäden entstehen außerhalb der Gewässer auf den Fließwegen zu den Gewässern“, erklärte Blank. „Die Extremwetterlagen nehmen statistisch zu. Aber das große Problem neben dem Starkregen sind wir alle.“ Versiegelung, neue Wohngebiete und eine nicht richtige Land- und Forstbewirtschaftung führten dazu, dass das Wasser nicht mehr versickern könne und so Schäden anrichte. „Ronneburg hat viel Landwirtschaft und ist sehr hügelig, was nicht von Vorteil bei Starkregen ist“, geht Best auf die Gefahren einer Bodenerosion ein. Vor allem der nördliche Teil von Hüttengesäß sei in Sachen Bodenerosion stark gefährdet. Demnach wurde der Verwaltung mehrere Maßnahmen vorgestellt, um Hochwasser und entsprechende Schäden an bestimmten Stellen zu vermeiden.
„Doch der Bürger kann und sollte auch selbst etwas tun“, nimmt Best alle in die Pflicht. Im Rahmen einer Vor-Ort-Besichtigung sei ihm der hohe Versiegelungsgrad in der Gemeinde aufgefallen. Es gebe auf den Grundstücken kaum mehr Rillen zwischen den Pflastersteinen, die Höfe seien großteils versiegelt. „So kann das Wasser nicht auf dem Gelände bleiben, sondern fließt in den öffentlichen Raum und läuft zum tiefsten Punkt. Die Leute dort haben dann den Schaden.“
Entsiegelung und der Bau von Zisternen sollte sich jeder Bürger überlegen, zumal es für Letzteres auch Förderungen gebe und das Wasser zum Gießen genutzt werden könnte. Gleichzeitig wird das Risiko bei Starkregen gesenkt. „Die Extremen nehmen zu, wir bekommen das nur zusammen hin“, so die animierenden Worte des Fachmanns. Hofmann weist auf Nachfrage darauf hin, dass sich aufgrund der vakanten Stelle im Bauamt manche Arbeiten verzögern würden und bat die Bürger um Geduld. Gleichzeitig merkt er an, dass in nächster Zeit gesplittete Abwassergebühren eingeführt werden, die durch Zisternen oder Ähnlichem reduziert werden könnten. (Von Patricia Reich)