Ronneburger Ehrenbürgermeister Friedhelm Kleine unerwartet im Alter von 78 Jahren verstorben

Die Fahnen der Gemeinde hängen auf halbmast. Die Gemeinde trauert um Friedhelm Kleine, der unerwartet am 17. Juni im Alter von 78 Jahren verstorben ist. „Es war nicht nur kommunalpolitisch bedeutend, sondern auch auf menschlicher Ebene. Es ist ein unheimlicher Verlust, den wir zur Kenntnis nehmen müssen. Die Betroffenheit ist sehr groß“, sagt Bürgermeister Andreas Hofmann (SPD) am Telefon unserer Zeitung. Seine tiefe Anteilnahme ist ihm anzuhören.
Ronneburg – Kleine leitete als erster Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde, nachdem sich die drei Ortsteile im Jahr 1972 im Rahmen der Gebietsreform zusammenschlossen, und bekleidete sein Amt bis zum Jahr 2002. In diesem Jahr feiert die Gemeinde ihr 50-jähriges Jubiläum – 30 Jahre davon waren geprägt durch Kleine, der für seine Dienstzeit und seine herausragenden Verdienste zum Ehrenbürgermeister ernannt wurde.
Ortsteile wurden zu einer Einheit
„Die Zusammenlegung von Kleingemeinden wurde auch in Ronneburg nicht problemlos vollzogen. Durch seine Vermittlungskunst ist es ihm jedoch gelungen, Altwiedermus, Hüttengesäß und Neuwiedermuß erfolgreich zu einer gemeinsamen Einheit zu formen und den dörflichen Charakter dieser Ortsteile zu erhalten“, heißt es in dem Nachruf der Gemeinde.
„Die Infrastruktur hier war sehr überschaubar. Wenn damals samstags die Bewohner in Hüttengesäß ihren Badetag hatten, gab es nicht genug Wasser für alle“, verbildlicht Hofmann an einem Beispiel die damalige Situation. „Der Hochbehälter war seine Herzensgeschichte. Er ist in Wiesbaden sämtliche Ämter durchlaufen und setzte sich beharrlich für eine gute Wasserversorgung ein.“
Ausbau der Infrastruktur
Die wenige Infrastruktur nahm Kleine als Ausgangspunkt, um sie kompakt und funktionsfähig auszubauen. „Alles, was geschaffen wurde, sind Leistungen, die auf ihn zurückgehen. Er wollte stetig die Lebensqualität der Leute verbessern“, blickt Hofmann zurück. In dem Nachruf heißt es hierzu, „Dank seiner planerischen Fähigkeiten formte er Ronneburg zu einer zeitgemäß ausgestatteten Gemeinde mit der wunderschönen Kulturlandschaft.“
Grundstein für spätere Weiterentwicklung gelegt
Besonders sei hier laut Hofmann unter anderem der Dorfplatz hervorzuheben. Kleine entwickelte im Rahmen des ersten Dorfentwicklungsprogramms den heutigen Ortsmittelpunkt. „Er hatte eine gewisse Außensicht und mit Weitblick und Beharrlichkeit ein kommunales Gelände geschaffen, wovon wir heute noch profitieren. Er war ein wahrer Meister darin, an dem, was da war, das Zeitgemäße neu herauszuholen und in funktionierende Ortsteile und in eine funktionierende Gesamtkommune zu verwandeln und so den Grundstein für die spätere Weiterentwicklung zu legen“, fasst Hofmann zusammen.
Kindergarten, Grundschule, Mehrzweckhalle, Dorfgemeinschaftshäuser, Feuerwehr, Rathaus sowie Wasserversorgung und Kläranlage seien Projekte gewesen, welche in der Amtszeit von Friedhelm Kleine entstanden. Ihm sei es auch zu verdanken, dass das Jugendzentrum des Main-Kinzig-Kreises in Ronneburg gebaut wurde und neue Arbeitsplätze vor Ort schuf.
Finanzielle Lage stets im Blick
„Diese unzähligen Projekte erreichte Friedhelm Kleine mit wenigen finanziellen Mitteln. Deshalb war er zu Recht stolz darauf, an seinem Dienstende eine nahezu schuldenfreie und gut aufgestellte Gemeinde an seinen Nachfolger übergeben zu können“, so der Nachruf, den Hofmann auch noch einmal persönlich bekräftigt. „Er hat mit dem vorhandenen Geld gut gewirtschaftet und hatte dabei stets eine klare Linie – was von der Bevölkerung sehr geschätzt wurde.“
Vereinswesen als wichtiger Baustein der Gemeinde
Friedhelm Kleine zeichnete sich darüber hinaus als Verbandsvorsteher des Abwasserverbandes Oberer Fallbach und als Vorsteher des Ortsgerichts Ronneburg aus. Doch neben all den Leistungen sei Kleine auch immer nahbar gewesen. „Er war ein Mensch, der führen und ausgleichen, machen und zuhören konnte. Er strahlte Vertrauen aus und war als ‘ehrlicher Makler’ über die Gemarkungsgrenzen Ronneburgs hinaus anerkannt und geschätzt.“ Wenn Hofmann einen Rat brauchte oder eine Erläuterung zu vergangenen Projekten, sei er bei Kleine stets auf ein offenes Ohr gestoßen. „Er hat mir immer geholfen und sich immer für die Gemeinde eingebracht“, fasst Hofmann zusammen. Bereits während seiner Amtszeit habe Kleine das gesellschaftliche sowie kulturelle Leben und das Vereinswesen als wichtigen Baustein einer lebenswerten Kommune gefördert, beispielsweise durch das Aktivieren der „Ronneburger Tage“.
Begründer der Ronneburger „Einstimmigkeitstradition“
Auch die heute noch gelebte „Einstimmigkeitstradition“ der Gemeindevertretung sei durch ihn begründet worden. „Er war sachlich, verstand es, Diskussionen zu kanalisieren und war in der Lage, im Nachgang für Akzeptanz zu sorgen“, sagt Hofmann anerkennend. Für ihn und auch für seinen Vorgänger Heinz Habermann sei Kleine vor allem diesbezüglich ein Vorbild gewesen. „Wir versuchen, uns stets daran zu orientieren.“
Tragisch findet es Hofmann, dass Kleine nun nicht mehr die Gelegenheit hat, im Rahmen der 50-Jahr-Feierlichkeiten seine Leistungen Revue passieren zu lassen. „Er ist Ronneburg, er ist der Ronneburger schlechthin.“
Die Trauerfeier wird auf Wunsch der Angehörigen in einem privaten Rahmen stattfinden. Die Gemeinde plant am Tag des Festsonntags am 3. Juli nach dem Gottesdienst eine Gedenkfeier, bei der Bürgermeister Hofmann sowie Vertreter der Vereinsgemeinschaft Friedhelm Kleines Leben und Wirken würdigen werden. (Von Patricia Reich)