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Vor 50 Jahren an Pfingsten wurde das Jugendzentrum Ronneburg eingeweiht

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Von: Patricia Reich

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Auf 110 000 Quadratmetern bietet das Jugendzentrum Ronneburg seit 50 Jahren Platz für jede Menge Aktivitäten.
Auf 110 000 Quadratmetern bietet das Jugendzentrum Ronneburg seit 50 Jahren Platz für jede Menge Aktivitäten. © Axel Häsler (Luftbild)

In all den 50 Jahren seit seiner Gründung zu Pfingsten 1972 hat das Jugendzentrum Ronneburg (JZR) einiges erlebt. Ist gewachsen, hat sich verändert, angepasst, modernisiert. Doch so viele Umwälzungen wie in den vergangenen zwei Jahren habe es noch nie gegeben, sagt Betriebsleiter Reinhold Walz.

Ronneburg – Umringt von Wald und Feldern thront das Jugendzentrum, das unter dem Namen „Jugendbildungszentrum des Landkreises Hanau“ errichtet wurde, neben der Ronneburg Am Weißen Berg. Sechs Häuser und eine imposante Außenanlage bieten auf 110 000 Quadratmetern Platz für die Gäste.

„Die Einweihung an Pfingsten ‘72 soll eine riesen Feier gewesen sein“, wirft Walz einen Blick auf die Chroniken. „Wenige Jahre später wurden dann die Sportbereiche eingeweiht.“ Walz übernahm 2003 die Betriebsleitung des Jugendzentrums mit seinen aktuell 30 Mitarbeitern und löste Bernd Kröll ab.

Reinhold Walz leitet seit 2003 die Geschicke des JZR.
Reinhold Walz leitet seit 2003 die Geschicke des JZR. © Patricia Reich

Für mich ist das Jugendzentrum ein ganz wesentlicher Teil des Sozialgefüges des Main-Kinzig-Kreises und nicht wegzudenken. Ich halte die Bedeutung für Jugendliche, für Schulen und für die Vereine für immens.

Reinhold Walz Betriebsleiter JZR

Ausgliederung als Eigenbetrieb gab Sanierungsschub

„Zunächst war das Jugendzentrum quasi eine eigene Abteilung vom Main-Kinzig-Kreis und wurde am 1. Januar 1993 als Eigenbetrieb ausgegliedert“, fährt der 55-Jährige fort. „Das hat etwas in der Entwicklung bewegt. Vorher war es Teil der Verwaltung und es ging eher zäh voran. Zudem war der Haushalt damals eng und es herrschte ein Sanierungs- und Investitionsstau.“ Nach der Ausgliederung gab es viel zu tun, was aber aufgrund des nun eigenen Budgets und kürzeren Wegen viel schneller umgesetzt werden konnte. Maßgeblich daran beteiligt und politisch verantwortlich war der Vorsitzende der Betriebskommision – zunächst Karl Eyerkaufer, dann André Kavai, Matthias Zach und aktuell Susanne Simmler. „Als Eigenbetrieb konnten wir uns in einem gewissen finanziellen Rahmen bewegen. Mit vier Häusern hat es damals angefangen, dann erfolgte der Ausbau in drei Maßnahmen.“ Bis 2006 wurden die Mehrbettzimmer mit Sammeldusche der Häuser A bis D saniert. Im Jahr 2007 startete die erste Erweiterung mit dem Umbau des ehemaligen Personalhauses. „Das hat uns viel Potenzial verschafft. Die Belegungszahlen stiegen. Das war fantastisch.“

1,25 Millionen Übernachtungen in den letzten 50 Jahren

Überregionale Aufmerksamkeit erregten 2016 die Röhrenhotels, die auf Initiative des damaligen Kreisbeigeordneten Matthias Zach entstanden. „Das war hessenweit einzigartig und eine sehr gute Idee“, lobt der Geschäftsführer. Als dann noch 2019 das modern gestaltete Gästehaus F hinzukam, das nahe am Hotelstandard und barrierefrei ist, schlug sich die Investition erneut in den Belegungszahlen nieder. „Im Jahr 2019 verzeichneten wir den Rekord von 31 505 Übernachtungen“, sagt Walz mit einem zufriedenen Blick auf die Statistiken. Um die 1,25 Millionen Übernachtungen, so schätzt er, waren es in den letzten 50 Jahren.

Die Erfahrungen, die hier in einer Gruppe gesammelt werden, sich anzupassen, unter- und einzuordnen, ist unglaublich wichtig. Das sind Sachen, die man hier viel besser lernen kann. Manche kommen gerade aus diesem Grund hierher, um zu beobachten, wie die Einzelnen sich in der Gruppe verhalten.

Reinhold Walz Betriebsleiter JZR

Viele Herausforderungen in den letzten zwei Jahren

Doch dann kam Corona, versetzte dem Jugendzentrum einen schweren Schlag. Zweimal wurde der Betrieb nach den Beherbergungsverboten wieder hochgefahren. Dann folgte die nächste Herausforderung: Aufgrund des Ukrainekrieges wurde das JZR zur Erstaufnahmestelle für Geflüchtete. Seit wenigen Tagen ist es nun wieder in den Regelbetrieb übergegangen und fast ausgebucht.

Das Jugendzentrum Ronneburg ist seit 50 Jahren ein willkommener Treffpunkt für Vereine, Schulen und Organisationen. Tausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen haben bei uns Trainingslager absolviert, auf Klassenfahrten soziale Strukturen gestärkt oder in Seminaren und Fortbildungen Wissen dazugewonnen. Das Jugendzentrum ist aus unserem Landkreis nicht wegzudenken und hat sich auch weit über unsere Region hinaus einen Namen gemacht.

Susanne Simmler Erste Kreisbeigeordnete des Main-Kinzig-Kreises und Betriebskommisionsvorsitzende

Großes Angebot an Freizeitaktivitäten

Neben den optischen Neuerungen hat sich zudem die Ausrichtung im Laufe der Jahre verändert. „Früher gab es noch Jugendbildungsprogramme, heute überwiegt der Freizeitaspekt.“ Meist finden die Aktivitäten auf dem Gelände statt, das bei der üppigen Auswahl keine Wünsche offenlässt. „Ein öffentliches Schwimmbad, Wellnessbereich, Minigolf, Beachvolleyballfeld, Spielbereich, Lagerfeuerplatz, Kegelbahn, Sporthalle und -platz, Laufbahn, Gymnastikbereich“, zählt Walz auf und betont: „Das alles sowie die Sitzungsräume stehen auch Tagesgästen zur Verfügung und können genutzt werden.“

Mit Blick auf die Belegungsstruktur sind es hauptsächlich Schulen und Kitas, Vereine und Sportgruppen oder Aus-, Fort- und Weiterbildungsgruppen, die als Gäste kommen. „Außerdem können wir nun auch Menschen mit Beeinträchtigungen einen komfortablen Zugang gewähren“, freut sich Walz.

Erinnerung an die legendären Pfingsttreffen

Doch das JZR hat sich auch kulturell einen Namen gemacht. „Viele werden sich noch an die legendären Pfingsttreffen erinnern“, schmunzelt Walz. „In den 70er- und 80er-Jahren herrschten hier Woodstock-ähnliche Zustände. Tausende Menschen in Zeltstädten mit politischen Statements und viel Musik.“ Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl brachte dem ein jähes Ende, das Pfingsttreffen setzte für zwei Jahre aus. „1988 gab es einen Versuch der Wiederbelebung, doch das hat nicht geklappt und es wurde dauerhaft eingestellt.“ Unter den Musikgruppen war unter anderem auch die Band Pur, wie Walz mit einem Blick in den Fotoordner belegen kann.

Auch Prominente waren im JZR zu Gast

Prominente Gäste sind im JZR nicht ungewöhnlich. „Ministerpräsidenten, Landräte, Bundestagsabgeordnete waren hier und unser neuer Ministerpräsident Boris Rhein als Betreuer mit der Klasse seines Sohnes. Und der bekannte Leichtathlet Harald Schmid hat hier trainiert“, sagt Walz, der bereits Pläne für die Zukunft hat. „Die Sanierung des Sportbereichs steht an. Auch eine barrierefreie Erlebnisanlage ist Thema. Generell haben wir einen guten Stand, aber auch nur, weil wir jedes Jahr dran bleiben.“ (Von Patricia Reich)

Jubiläumsfeier

Aufgrund der Umstellung von der Erstaufnahmestelle für Geflüchtete auf den Regelbetrieb, die zum 1. Juni erfolgte, wurde die ursprünglich für das Pfingstwochenende geplante Feier zum 50. Jubiläum des Jugendzentrums auf Freitag, 21. Oktober, verschoben. Zur Feierstunde werden dann Vertreter der Kreispolitik wie Landrat Thorsten Stolz und die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler sowie Ronneburgs Bürgermeister Andreas Hofmann eingeladen. Nähere Informationen folgen, sobald die konkreten Planungen feststehen. (par)

Einweihung des Stadions mit dem Bundesligisten 1. FC Köln und Trainerlegende Hennes Weisweiler, vermutlich im Jahr 1977.
Einweihung des Stadions mit dem Bundesligisten 1. FC Köln und Trainerlegende Hennes Weisweiler, vermutlich im Jahr 1977. © PM
Festivalfeeling pur: Neben Musik ging es auf den Pfingsttreffen auch um politische Meinungsäußerung.
Festivalfeeling pur: Neben Musik ging es auf den Pfingsttreffen auch um politische Meinungsäußerung. © PM
Ende der 70er Jahre entstand zum Pfingstreffen eine regelrechte Zeltstadt.
Ende der 70er Jahre entstand zum Pfingstreffen eine regelrechte Zeltstadt. © PM
Das Kinder- und Kulturmobil machte 1979 während der Kinder- und Kulturwoche hier Station.
Das Kinder- und Kulturmobil machte 1979 während der Kinder- und Kulturwoche hier Station. © PM
Das Jugendzentrum hatte eine der ersten Kunststofflaufbahnen. Sportler wie Harald Schmid trainierten hier.
Das Jugendzentrum hatte eine der ersten Kunststofflaufbahnen. Sportler wie Harald Schmid trainierten hier. © Patricia Reich (Repro)

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