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Freisprechungsfeier für 42 Mechatroniker - Innung sieht gute berufliche Perspektiven

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Haben bei der Prüfung zum Mechatroniker am besten abgeschnitten: Marc Exner, Tim Würfel und Pascal Ryborz (von links).
Haben bei der Prüfung zum Mechatroniker am besten abgeschnitten: Marc Exner, Tim Würfel und Pascal Ryborz (von links). © Detlef Sundermann

Während in vielen Branchen des Handwerks über fehlenden Nachwuchs geklagt wird, gilt dies nicht für das Automobilgewerbe – zumindest nicht für den Bereich der Kfz-Innung Hanau-Schlüchtern. 42 Gesellen konnten am Donnerstagabend bei einer Feierstunde auf der Ronneburg aus ihrer Ausbildungszeit zum Mechatroniker verabschiedet werden.

Region Hanau/Ronneburg – Die drei Jahrgangsbesten kommen diesmal aus Hanau und Schlüchtern. Trotz Corona-Zeit und Diskussion über die Zukunft des Autos – vor allem über den Verbrennungsmotor – ist das Interesse an dem Beruf augenscheinlich ungebrochen. Laut Innung beginnen jedes Jahr unverändert rund 60 junge Leute die Ausbildung. Zurzeit sind bei der Innung 270 Auszubildende gemeldet.

„Sie haben einen Beruf gelernt, in dem es nie langweilig wird“, so Innungs-Obermeister Eberhard von Keutz in seiner Freisprechungsrede. Für ein abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld sorge der technische Fortschritt, nicht allein wegen des Elektroautos. Das E-Fuel trage dazu bei, dass es auch nach 2035, mit dem bedingten Verkaufsverbot für „Verbrenner“, noch viele Fahrzeuge geben werde, deren Motor einen Auspuff benötigt, so von Keutz. Denn das relativ wartungsarme E-Auto allein beschert den Werkstätten offenbar keine rosige Zukunft. „Mit den Elektroautos wird vieles im Servicebereich wegfallen“, sagte der Obermeister. Er appellierte daher an die frisch gebackenen Gesellen, sich jetzt nicht auf dem Erreichten auszuruhen. Die eigene Zukunft könne vor allem mit fortwährender Weiterbildung gesichert werden.

Die Gäste verfolgen gespannt die Freisprechungsfeier bei der Kfz-Innung Hanau-Schlüchtern auf der Ronneburg.
Die Gäste verfolgen gespannt die Freisprechungsfeier bei der Kfz-Innung Hanau-Schlüchtern auf der Ronneburg. © Detlef Sundermann

„Oder machen Sie sich selbstständig“, riet von Keutz. Das setzt jedoch voraus, dass man noch einmal viel Zeit und Energie in einen Meisterabschluss steckt, neben der Arbeit. Aber auch die fortschreitende Digitalisierung des Werkstattbetriebs bei der Arbeit am Fahrzeug und in der Verwaltung stellen von Keutz zufolge eine Herausforderung dar.

Dass Herausforderungen mit Einsatz gemeistert werden können, sieht die Innung in der rund drei Jahre dauernden Corona-Pandemie, die etwa die außerbetrieblichen Ausbildungsteile erheblich beeinträchtigt und die „Prüfung zu einem Kraftakt gemacht“ habe.

Bei der Gesellenprüfung im Sommer 2022 haben von acht Teilnehmern sechs ihr Ziel erreicht. Die sich damit ergebende Durchfallquote von 4,8 Prozent bewertete von Keutz als sehr gering. Bei der diesjährigen Winterprüfung mit 34 Auszubildenden war die Quote sogar bei Null. Zu den besten der beiden Prüfungen mit der Gesamtnote „gut“, mit bis zu 90 Prozent der erreichbaren Bewertung, zählen Tim Würfel aus Hanau, gefolgt von Marc Exner (Schlüchtern) und Pascal Ryborz (Hanau).

Vize-Obermeister zweifelt an schneller Umstellung auf E-Autos

„Nach der Pandemie geht es nun wieder bergauf“, sagte Vize-Obermeister Volker Milinski im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Lieferketten funktionierten weitgehend wie gewohnt, der Kunde könne das gewünschte Fahrzeug in der Regel zügig erhalten. Zum mittelfristigen Durchbruch beim E-Auto äußerte er sich hingegen verhalten. Der Wegfall der Umweltprämie beim Kauf, das Reichweitenproblem und eine noch schwierige Ladeinfrastruktur lassen ihn am schnellen Erfolg, so wie ihn sich die Politik wünscht, zweifeln. Und: „Es gibt ja schon jetzt nicht genug Strom.“

Nichtsdestotrotz seien vor allem die Markenwerkstätten bezüglich der Technik und der Qualifikation auf das batteriebetriebene Auto voll eingestellt. Die junge Gesellengeneration werde ohnehin an der neuen Fahrzeugtechnologie ausgebildet.

Ungeachtet der steigenden Anforderungen sei für den Beruf des Mechatronikers auch der „gute, talentierte Hauptschüler“ in den Betrieben willkommen, so Milinski. „In außerbetrieblichen Lehrgängen können diese Jugendlichen das entsprechende Level erreichen.“ Diese Förderung hat sich etabliert, nicht zuletzt weil laut Milinski der Mechatroniker überwiegend von Hauptschulabsolventen gewählt wird. Ein Beruf, in dem überdies zunehmend Frauen ihre Chance sehen, so Milinski. Allerdings waren die beiden Prüfungsjahrgänge frauenlos. (Von Detlef Sundermann)

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