Rund um die Alzenauer Burg fließt das Festbier

Alzenau – Zwischen den Marktplätzen von Hanau und Alzenau liegen gerade einmal 15 Kilometer. Daher lockt das viertägige Stadtfest unterhalb der Burg viele Gäste von „der anderen Seite der Staatsgrenze“ in das unterfränkische Städtchen, das rund 18 000 Einwohner zählt und eine Innenstadt hat, die so sauber aussieht, als ob sie täglich viermal von Hand gefegt würde.
An der Kahlaue liegt die Betonung auf dem Bayerischen. Der Mann aus der Kämmerei trägt Lederhose auf der Pressekonferenz, Bürgermeister Stephan Noll (CSU) eine modische Janker-Weste.
Und die Geselligkeit ist Programm. „Wir haben vorweg zwei Dienstjubiläen in der Kämmerei gefeiert“, sagt Noll, der dem Gast gleich eine Halbe reicht.
Klar, dass Alzenau nach bayerischer Tradition ein eigenes Festbier ausschenken lässt. „Steinbäu“ nennt es sich und erinnert an die ehemals eigene Brauerei. „Untergärig, bronzefarben, fünfeinhalb Prozent Alkohol, 11,7 Prozent Stammwürze“, nennt Alexander Völker, Gebietsleiter der Radeberger-Brauerei, die Eckdaten für den Gerstensaft, der ausschließlich für das Fest in Alzenau in den Sudkesseln hergestellt wurde.
Alzenau bietet ab Freitag ein großes Programm / Feuerwerk abgesagt
Und das Bier darf natürlich nur ausgeschenkt werden, wenn es der Stadtrat mit dem Ersten Bürgermeister an der Spitze für gut befunden hat. Zuvor stellt der eloquente 31-jährige Rathauschef das Programm vor, hat einen pfiffigen Trinkspruch parat, weist darauf hin, dass elf Bands kostenlos auftreten, die Innenstadt deshalb gesperrt ist, auch für Gäste von außerhalb ab Albstadt, Wasserlos oder Michelbach kostenlose Shuttle-Busse zur Verfügung stehen. Traditionell gibt es für Kinder neben einem Vergnügungspark eine große Spielmeile.

Durch die Absagen in den vergangenen beiden Jahre ist es diesmal das 20. Stadtfest – entstanden aus dem Jubiläum 600 Jahre Burg Alzenau. Den Bürgern hat das so gut gefallen, dass danach jedes Jahr ein großes Fest mit Winzerdorf und mit eigenem Bier entstanden ist. Und das sich Alzenau einiges kosten lässt. Wie viel? Darüber schweigt selbst der CSU-Fraktionschef Georg Grebner, ehemals Polizeipressesprecher in Offenbach, genüsslich und witzelt mit SPD-Stadträtin Ani-Christ-Dahm, die zu spät gekommen ist. Als dann warmer Leberkäs’ und deftige Salate gereicht werden, radelt auch Alexander Legler herbei, der Landrat des Kreises Aschaffenburg und frühere Alzenauer Bürgermeister, der sich mit auf die Holzbänke setzt und plaudert – Gemütlichkeit ist eben Trumpf. Wohl auch aus diesem Grund steht der kommende Sonntag nicht nur musikalisch ganz im Zeichen des Freistaats, denn auf dem Marktplatz wird vormittags traditionell das Weißwurstfrühstück gereicht.
Nur eine negative Nachricht hat der Erste Bürgermeister noch parat. „So leid es mir tut, aber in Absprache mit unserer Feuerwehr haben wir das am Montagabend geplante Feuerwerk abgesagt“, verkündet Noll und verweist auf die allgemeine Trockenheit und die geltenden Grillverbote. Der 31-jährige Michelbacher freut sich auf das erste Stadtfest als Bürgermeister, ist aber auch ein wenig aufgeregt, weil er am Freitag das erste Fass anstechen muss. Da darf nichts schiefgehen. „Nach zwei Jahren Zwangspause habe ich aber zwei Freischläge.“ Von Thorsten Becker