Der Verein „Rettung Altes Schloss Büdesheim“ über seine alten und neuen Ziele

Das Alte Schloss in Büdesheim ist „gerettet“. Das Gemeindeparlament hat erst kürzlich beschlossen, das historische Gebäude zu behalten und auf eigene Kosten in Schuss zu bringen (wir berichteten). Der Verein „Rettung Altes Schloss Büdesheim“ wäre damit arbeitslos. Oder doch nicht? Unsere Zeitung hat sich mit dem Ersten Vorsitzenden Björn-Magnus Becker und seinem Stellvertreter Bernd Hinrichs getroffen, um über die alten und neuen Pläne des Vereins zu sprechen.
Schöneck – Das Treffen findet am Alten Schloss statt. Wo sonst? Dort kann der Verein seit geraumer Zeit einen Raum nutzen. Aus einem der Fenster dringen Klavierklänge an unsere Ohren. Hier findet gerade Musikunterricht statt. „Ist das nicht schön? Hier ist wieder Leben eingezogen“, sagt Hinrichs. Den beiden Männern sind die Freude und Erleichterung über die Entscheidung, das Alte Schloss für die Öffentlichkeit zu erhalten, anzumerken. Schließlich war genau das das Hauptziel der rund 40 Mitglieder. „Wir freuen uns sehr. Es ist eine absolut gute Entwicklung, dass ein Teil der Verwaltung hier einziehen soll. Damit sind immer Menschen vor Ort und das Schloss bekommt eine ganz andere Präsenz“, betont Becker.
Das Alte Schloss mit Festen positiv in die Schlagzeilen bringen
Der Verein ist aus der Bürgerinitiative „Bürger Pro Altes Schloss“ hervorgegangen, die vehement gegen den Verkauf der Immobilie gekämpft hatte. Zwar scheiterte das Bürgerbegehren 2016 an Formalien (wir berichteten). Die mehr als 2000 gesammelten Unterschriften verdeutlichten jedoch, dass es den Bürgern nicht gleichgültig ist, was mit dem Alten Schloss passiert. Seit seiner Gründung vor sieben Jahren hat sich der Verein „Rettung Altes Schloss Büdesheim“ dafür eingesetzt, das Gebäude als Kulturgut zu erhalten.
„Uns ist heute vor allem wichtig, das Schloss positiv in die Schlagzeilen zu bringen“, erklärt Hinrichs. Die Vereinsmitglieder haben bereits mehrere Feste auf die Beine gestellt. Zuletzt ein Federweißenfest Anfang Oktober. Für Samstag, 2. Juli, ist ein Winzerfest mit Rahmenprogramm geplant. „Das Alte Schloss ist einfach eine tolle Kulisse für Feste. Das merken wir auch, wenn wir Aussteller ansprechen. Sie sind oft begeistert, wenn sie die Bilder sehen“, sagt Hinrichs.
Gebäude soll Plattform für alle Schönecker sein
Der Name des Vereins soll bleiben, auch wenn das Wort „Rettung“ bei Menschen außerhalb der Region Hanau für Stirnrunzeln sorgt. Manche denken gar, es ginge um einen Verein zum Wiederaufbau einer Ruine. „Unser Name hat ja eine Geschichte, die man erklären kann. In der Gemeinde ist er natürlich bekannt“, erläutert Hinrichs. Neben dem Federweißenfest im Herbst und dem Winzerfest im Sommer schwebt ihm noch ein drittes Event vor: ein Neujahrsempfang.
„Das Alte Schloss soll dabei eine Plattform für alle Schönecker Bürger sein, nicht nur für Büdesheimer“, betont Becker, der selbst im Ort lebt. Man wolle allen Schöneckern zeigen, was man mit dem Erhalt gewonnen habe.
Gegen die Bebauung der Freiflächen auf dem Schlossareal hatte sich der Verein von Anfang an ausgesprochen. Bei einer Errichtung von Eigentumswohnungen, wie sie zwischenzeitlich vom kaufinteressierten Investor geplant waren, befürchtete man, dass die Fläche für öffentliche Feste und Feiern verloren gehen würde.
Weiter wachsam sein
Mit den aktuellen Plänen ist der Verein jedoch äußerst zufrieden. „Eine bessere Lösung hätte es aus unserer Sicht nicht geben können“, bilanziert Becker. Schließlich entspreche das neue Nutzungskonzept in weiten Teilen dem, was den Schlossrettern bereits 2016 vorschwebte. Mit ihrem Konzept von damals gibt es viele Überschneidungen. „Nur an den Aufzug hatten wir nicht gedacht“, sagt Hinrichs.
Positiv sei: Der Seniorentreff und der Jugendclub können bleiben. Auch der beliebte Brendelsaal stünde weiter für Hochzeiten, die Musikschule und Vereine zur Verfügung. Die Wohnungen im Schloss werden saniert und bleiben ebenfalls erhalten.
Nach der gelungenen „Rettung“, will der Verein aber nicht nur Veranstalter sein. Man habe auch ein kritisches Auge auf die weitere Entwicklung, auch wenn diese aktuell in „die richtige Richtung“ gehe. „Wir werden weiter wachsam sein“, versprechen die beiden Vorsitzenden. Denn bis Becker und Hinrichs im Aufzug durch die Etagen des frisch sanierten Gebäudes fahren können, werden noch einige Jahre ins Land gehen.
(Mirjam Fritzsche)