Fragen und Antworten zur anstehenden Entscheidung über den B-Plan für ein Rechenzentrum in Kilianstädten

Schöneck – Wie kaum ein anderes Thema erhitzt derzeit die Rechenzentrum-Diskussion in Schöneck die Gemüter der Bevölkerung. Die Bewegung Fridays for Future Schöneck hat für Freitag, 15. Juli, 18 Uhr, zu einer Protestkundgebung vor dem Rathaus in Kilianstädten aufgerufen. (wir berichteten) Was will sie erreichen? Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengetragen.
Worum geht’s?
Die Hetzner Online GmbH aus Gunzenhausen (Mittelfranken) will im Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II auf einem 12,7 Hektar großen Grundstück ein Rechenzentrum errichten. Im ersten Bauabschnitt sei die Realisierung von zwei Rechenzentren-Reihen geplant, informierte Daniel Biller bei der Sitzung des Bauausschusses Ende Juni. Dabei würden bereits 20 bis 30 Arbeitsplätze geschaffen. 100 Arbeitsplätze bis 2036 seien „realistisch“, sagt er. Baubeginn für das Rechenzentrum könnte im Herbst 2024 sein.
Worüber wird bei der Sitzung der Gemeindevertretung am Donnerstag, 21. Juli, entschieden?
An diesem Abend wird über die finale Offenlegung des Bebauungsplans abgestimmt. Die Öffentlichkeit hat dann noch einmal die Möglichkeit, ihre Einwendungen schriftlich vorzubringen.
Wer sind die Kritiker?
Zu den Kritikern gehören neben der Bewegung Fridays for Future vor allem Naturschützer und Landwirte. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisiert die Pläne der Gemeinde Schöneck zum Bebauungsplan für ein Rechenzentrum in Kilianstädten vor allem, „da das Baukonzept des Rechenzentrumbetreibers Hetzner keine Möglichkeit vorsieht, die dort in immenser Menge entstehende Abwärme zu nutzen“. „Wenn bald viele Heizungsanlagen von Heizöl auf Wärmepumpen umgestellt werden sollen, dann wäre die Abwärme aus einem Rechenzentrum eine wichtige Unterstützung“, sagt BUND-Energieexperte Dr. Werner Neumann aus Altenstadt.
Zu den Kritikern gehören auch Landwirte wie der Schönecker Matthias Wacker. Sie kritisieren vor allem die Bodenversiegelung und den Verlust der Fläche für die Landwirtschaft. Für Manfred Sattler von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und Gebietsbetreuer in Sachen Feldhamsterschutz ist der Standort des Rechenzentrums sehr schlecht gewählt. Die Eingriffsfläche sei potenzieller Lebensraum für den Feldhamster.
Kritik kommt auch von der evangelischen Kirche in Person von Pfarrer Kaarlo Friedrich. „Die EKD hat sich eindeutig gegen eine weitere Versiegelung von Ackerland ausgesprochen“, sagt er.
Was fordern die Kritiker?
Die Aktivisten von Fridays for Future und ihre Unterstützer fordern die Unterbrechung des formalen Bebauungsplanverfahrens für das geplante Rechenzentrum in Kilianstädten. Aus Sicht der Beteiligten sei es wichtig, dass die weiteren Abstimmungen und die damit verbundene Offenlegung des Bebauungsplans unterbrochen werden, um weitere Expertisen einzuholen und den Wissenschaftlern und Experten zuzuhören.
Was versprechen sich die Befürworter von der Ansiedlung?
Die große Mehrheit im Gemeindeparlament ist für die Realisierung des Projekts. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) erläutert, warum: „Die Haushaltslage in Schöneck ist weiter angespannt. Neben dem immer größer werdenden Bedarf an Kinderbetreuung, kommen Infrastrukturkosten in Millionenhöhe und Personalaufwendungen im sechsstelligen Bereich auf die Kommune hinzu. Wenn nicht die Grundsteuer erhöht werden soll, bleibt deshalb der beste Weg, Einnahmen aus Gewerbesteuer zu erzielen.“
Mehrmals öffentlich geäußert hat sich auch die CDU Schöneck, die das Projekt als „Meilenstein“ für die Gemeinde betrachtet. Schöneck brauche dringend weitere Gewerbesteuereinnahmen, die ein Rechenzentrum nicht nur „vage versprechen“, sondern definitiv in beachtlichem Umfang bringen würde, meint Fraktionsvorsitzende Carina Wacker. Projekte wie längst fällige Straßen- und Kanalsanierungen, ein Kita-Neubau, die Umsetzung des Radwegekonzepts und die Sanierung des Alten Schlosses seien nur mit Krediten zu stemmen, für die künftig Zins- und Tilgungsleistungen anstünden.
Wie ist die Position der Grünen im Gemeindeparlament?
Die Grünen sprechen sich zwar nicht grundsätzlich gegen ein Rechenzentrum auf Schönecker Boden aus, doch kritisieren sie, dass „das Luftkühlungskonzept der Firma Hetzner äußerst flächenintensiv ist“. Es könne nur eingeschossig gebaut werden, weil das Dachgeschoss leere Luft umbaut, die zum Abführen der Warmluft benötigt werde. Bei anderen Konzepten könne der umbaute Raum komplett für Rechnerkapazität verwendet werden. Die Grünen bemängeln, dass „von Politik und Verwaltung explizit kein unabhängiges, externes RZ-Fachwissen in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde, keine Alternativen geprüft wurden“.
Von Mirjam Fritzsche