Kochen und fegen statt Hartz IV: Gemeinde Schöneck stellt drei Langzeitarbeitslose ein

Küchenkraft Wahida Nadjafi, Bauhof-Beschäftigter Vincenzo Sicurezza und Flüchtlingsbetreuer Abdullah Dabel strahlen beim Pressetermin. Sie haben bei der Gemeinde Schöneck endlich die ersehnte Arbeitsstelle gefunden, die sie lange gesucht haben. Über das Projekt Sozialer Arbeitsmarkt im Main-Kinzig-Kreis (SAM) konnten die Hartz-IV-Empfänger vor Kurzem an die Gemeinde Schöneck vermittelt werden.
Schöneck – „Ich möchte hier bis zur Rente bleiben“, sagt Vincenzo Sicurezza grinsend. Abdullah Dabel, der selbst nach Deutschland geflüchtet ist, freut sich, dass er seinen persönlichen Plan B – eine Ausbildung zum Erzieher – an den Nagel hängen kann und anderen Menschen beim Ankommen helfen darf. „Ich habe drei Jahre danach gesucht. Die Kollegen in Schöneck unterstützen mich sehr“, erzählt er. Wahida Nadjafi berichtet: „Die Arbeit in der Küche gefällt mir sehr gut.“
Von dem Projekt profitieren aber nicht nur die Arbeitnehmer – auch in der Gemeindeverwaltung ist man äußerst erfreut über die neuen Mitarbeiter. Denn: Schöneck wächst und ist daher ständig auf der Suche nach neuem Personal. Hauptamtsleiter Alexander Jung prognostiziert, dass die Gemeinde in den kommenden Jahren etwa zehn Prozent mehr Leute beschäftigen muss, um ihre Aufgaben zu erfüllen.
200 Frauen und Männer arbeiten aktuell für Schöneck. Mehr als die Hälfte sind Erzieher, weiteres Personal für die Kinderbetreuung ist gefragt. Eine weitere Kita ist bereits in Planung (wir berichteten). Eine zusätzliche Herausforderung: „Bis 2030 geht ein Drittel unserer Mitarbeiter in den Ruhestand“, berichtet Hauptamtsleiter Jung. Und da möchte Schöneck nichts unversucht lassen.
Lob für Kooperation mit Kommune
Frank Postpischil vom Kommunalen Center für Arbeit (KCA) lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Kilianstädter Rathaus. „So schnell und so zahlreich klappt die Vermittlung sonst nicht“, sagt der Fachmann. In den vergangenen zwei Jahren seien insgesamt 150 Langzeitarbeitslose über das Projekt SAM vermittelt worden. „Drei konnten wir nun schon bei der Gemeinde Schöneck unterbringen, für die Stelle eines Hausmeisters suchen wir noch einen geeigneten Bewerber“, sagt Pospischil. Die Lohnkosten der neuen Mitarbeiter werden über das Projekt SAM für mehrere Jahre gefördert.
Um passende Mitarbeiter zu bekommen, bildet die Gemeinde im Verwaltungsbereich verstärkt selbst aus. „Das hat den Vorteil, dass die älteren Mitarbeiter im Haus ihr Wissen an die jüngeren weitergeben könnten“, erläutert Hauptamtsleiter Jung.
Die Anforderungen an eine Verwaltungsfachangestellte würden oft verkannt, so Jung. „Man braucht für die Tätigkeit eine fundierte, rechtliche Ausbildung.“ Deshalb sei es schwierig, gute Leute zu finden.
Job in Verwaltung ist attraktiv
Ein Job in der Verwaltung habe in den vergangenen Jahren wegen der Arbeitsplatzsicherheit für viele junge Leute an Attraktivität gewonnen. „Der Zustrom ist größer denn je. Die Menschen suchen nach einem sicheren Hafen.“ Eine von ihnen ist Selina Gadermann. Die junge Frau hat vor Kurzem ihren Abschluss als Verwaltungsfachangestellte gemacht. Bürgermeisterin Conny Rück nutzte die Gelegenheit, um ihr zu gratulieren.
Kurz vor seinem Abschluss steht Pascal König. Er ist Auszubildender im Erziehungsdienst. Über die Praxisintegrierte vergütete Ausbildung (PivA) lernt er in der Kita in Oberdorfelden. Dabei handelt es sich um eine Weiterbildung, die auf einer beruflichen Erstausbildung und Berufserfahrungen aufbaut. „Wir würden dich gerne behalten“, betonte Yvonne Gräser, stellvertretende Fachbereichsleiterin des Fachbereichs Personalmanagement und Zentrale Steuerung und versprach ihm demnächst ein Angebot für die Weiterbeschäftigung vorzulegen. „Die Arbeit gefällt mir, ich kann mir vorstellen, zu bleiben“, sagte König.
Seine Ernennungsurkunde erhielt im Rahmen des Pressetermins auch Alexander Deutschmann, Mitarbeiter im Fachbereich Bürgerservice und Ordnungswesen. Er hat seine Weiterbildung zum Verwaltungsfachwirt sowie zum Standesbeamten erfolgreich abgeschlossen. „Ich bin richtig zufrieden, denn ich kann in meiner Wunschabteilung arbeiten“, betonte Deutschmann. „Das Arbeitsklima dort ist richtig gut.“
Um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, gebe es seit Kurzem eine Dienstvereinbarung zum mobilen Arbeiten, erläuterte Hauptamtsleiter Jung. Zudem hätten Mitarbeiter der Verwaltung die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibel zwischen 6 und 20 Uhr zu legen. (Mirjam Fritzsche)