Neues Bündnis lebenswertes Schöneck will Rechenzentrum-Bau verhindern

Der Protest gegen die geplante Ansiedlung eines Rechenzentrums im Gewerbegebiet Kilianstädten-Nord hat schon viele Akteuere wie Landwirte, Umwelt- und Naturschützer, Feldhamsterschützer, Kirchen und Fridays for Future auf den Plan gerufen (unsere Zeitung berichtete). Um künftige Aktionen aus einer Hand zu koordinieren, wurde vor kurzem die Bürgerinitiative „Bündnis lebenswertes Schöneck“ von Rechenzentrumsgegnern ins Leben gerufen. Eine erste Infoveranstaltung soll am Donnerstag, 8. September, um 19 Uhr im Bürgertreff Kilianstädten stattfinden.
Schöneck –Die inzwischen mehr als 50 Mitglieder der BI sehen die Lebensqualität in Schöneck „massiv bedroht durch den geplanten Bau eines Rechenzentrums der Firma Hetzner im Ortsteil Kilianstädten. Hier sollen 12,7 Hektar fruchtbarstes Ackerland versiegelt und bebaut werden. Das entspricht 18 Fußballfeldern“, heißt es in einer Mitteilung. In Zeiten von weltweiter Klima- und Hungerkrise halten die BI-Mitglieder dieses Vorhaben ohne Prüfung von alternativen Möglichkeiten für „unverantwortlich“, stellt Landwirt Matthias Wacker fest. Das Bauvorhaben werde zudem unumkehrbare Auswirkungen auf den Natur- und Artenschutzes haben, so Manfred Sattler von der AG Feldhamsterschutz. Die Felder rund um das geplante Rechenzentrum sollten dem Feldhamster die Möglichkeit zur Rückbesiedelung in der Nachbargemarkung Windecken geben. Dort wurden die Bestände durch den Bau der Umgehungsstraße und die Flurbereinigung fast ausgelöscht.
Ziel: Die Abwärme besser nutzen
Das „Bündnis lebenswertes Schöneck“ lehnt den Bau von Rechenzentren nicht generell ab. Doch die geplante Anlage benötige durch seine spezielle Bauart eine enorme Freifläche, was den Lebensraum aller Schönecker drastisch reduziere, kritisieren die Mitglieder. Überdies schätzt das Bündnis die Bauweise des Betreibers als nicht zukunftsfähig ein. Es sei realistisch, dass Anlagen dieser Art in 15 bis 20 Jahren keine Betriebserlaubnis mehr bekämen. Das Rechenzentrum werde Schöneck jedoch über Generationen hinweg beeinflussen, wenn es einmal steht.
„Wir wissen von anderen Kommunen, dass Betreiber von Rechenzentren durchaus in der Lage sind, ihre Gebäude platzsparend und nachhaltig zu errichten. Und zum Beispiel die entstehende Abwärme in ein Nahwärmenetz einzuspeisen, das Wohngebiete heizt. Dieser Aspekt fehlt in der Planung des RZ Schöneck komplett“, kritisiert Kai Richter vom Bündnis. Dabei wäre eine kostengünstige Heizmöglichkeit unabhängig von fossilen Brennstoffen für alle Schönecker ein großer Vorteil. „Die Gemeinde könnte einen Nachhaltigkeitsvertrag zur Bedingung für eine Ansiedelung in Schöneck machen“, betont Richter.
BI wünscht sich, dass alternative Betreiber gesucht werden
Die BI argumentiert weiter, man kenne keine Wirtschaftlichkeitsrechnung von Seiten der Gemeindeverwaltung in Sachen positive Auswirkungen auf die Gewerbesteuer. Ein Experte habe ausgerechnet, dass der Gemeinde vom jedem Euro, den ein Betreiber zahle, lediglich 0,6 Cent zugute kommen würden.
Die restlichen 99,4 Cent gingen der Gemeinde verloren „durch den kommunalen Finanzausgleich, der zu mehr Abgaben und weniger Einnahmen durch den Ausgleich führt sowie für Kosten und Rückstellungen für den Bau und Unterhalt der nötigen Infrastruktur, also die neuen Straßen und Versorgungsanschlüsse“. Fazit der BI: Die Planung des Rechenzentrums müsse dringend überdacht und Alternativen zum Betreiber, dem Standort und der Wärmenutzung mit einbezogen werden.
Info-Veranstaltung am 8. September
Die grundsätzliche Frage sei, ob Schöneck sich überhaupt als Standort einer solchen Einrichtung eigne. „Das Bündnis lebenswertes Schöneck ist dabei, alle denkbaren rechtlichen Schritte gegen den neuen Bebauungsplan und den Bau des Rechenzentrum wie auch in Bezug auf den Bau der Infrastruktur und den (zukünftigen) laufenden Betrieb prüfen zu lassen und ist entschlossen, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen“, heißt es in einer Stellungnahme.
Die notwendigen finanziellen Mittel für den Rechtsbeistand sollen durch Spenden und kleinere Veranstaltungen aufgebracht werden.
Bei der Veranstaltung am Donnerstag, 8. September, zu der auch die Rathausspitze eingeladen ist, können interessierte Bürger mit Landwirt Matthias Wacker und Dr. Werner Neumann vom BUND sowie dem Finanzexperten Dr. Sekol ins Gespräch kommen.
Von Thomas Seifert