Obst- und Gartenbauverein Schöneck schult im Veredeln von Apfelbäumen

Das Veredeln von Obstgehölzen ist eine uralte gärtnerische Technik, die sich großer Beliebtheit erfreut. Und so konnten die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Schöneck in ihrem Lehrgarten am Sonntag 30 Besucher begrüßen. OGV-Vorsitzender Andreas Zeiller informierte im Rahmen eines Kurses in Theorie und Praxis über die Veredelungstechniken bei Gartengehölzen.
Schöneck – Die Gründe für eine Vermehrung sprich Veredelung können vielfältig sein. „Im Freizeitgarten spielen ideelle Gründe eine Rolle für das Veredeln der Lieblingsrose oder des Obstbaumes, von dem niemand mehr weiß wie die Sorte heißt“, sagt Zeiller.
Apfel auf Apfel, Birne auf Quitte
Je nach Unterlagenwahl kann vor allem beim Obst die Baumform und Wuchsstärke bestimmt oder die Robustheit und Qualität bei einer Edelrose verbessert werden. Nur durch die Veredlung können Ertrag und Wachstum kontrolliert werden. Um kräftig tragende und gesunde Obstgehölze zu erhalten, „klont“ sprich veredelt man bestehende Arten. Dafür wird der Teil einer Pflanze, der Edelreiser, der keine Wurzeln hat, auf eine Unterlage mit Wurzeln transplantiert. Das Zusammenwachsen dieser zwei verschiedenen Pflanzen zu einer Neuen, nennt man Veredelung.
Mit etwas Übung und handwerklichem Geschick gelingt das Veredeln jedem gut. Vorausgesetzt es werden einige Grundlagen beachtet. „Veredelt werden können nur gleiche oder eng verwandte Pflanzenarten.“ Veredelungspartner bilden beispielsweise Apfel auf Apfel, Süßkirsche auf Sauerkirsche, Birne auf Quitte, Rose auf Rose.
Chip-Veredlung von März bis April möglich
Zum Veredeln gibt es verschiedene Methoden, die zu bestimmten Jahreszeiten angewendet werden. Man unterscheidet zwischen den Methoden Augen-, Reiserver-edelung und Rindenpfropfen. Vor allem beim Umpfropfen von größeren und älteren Bäumen im April und Mai oder Juli und August wird das Rindenpfropfen angewendet. Bei dieser Methode ist die Unterlage deutlich dicker als der Edelreis.
Bei Obst, Rosen und Ziergehölzen wird von Juli bis Anfang September die Augenveredelung, Okulation, angewendet. „Bei der Augenveredelung handelt es sich um eine Sommerveredelung bei der eine ruhende Knospe mit umgebender Rinde unter die eingeschnittene Rinde der Unterlage geschoben wird. Aus der Knospe entwickelt sich ein Ast, der später etwas seitlich aus der Unterlage nach oben wächst.“ Von März bis April und von Juli bis September wird bei den genannten Sorten die Chip-Veredelung durchgeführt. Dabei wird das Auge mit dem unter ihm liegenden Holzteil zusammen aus dem Edelreis geschnitten und der Holzsplint wird zusammen mit dem Auge auf die Unterlage veredelt. Beim Veredeln durch Kopulation bei Kopf- und Winterhandveredelungen, auch geeignet für Beerenhochstämmchen, sind Unterlage und Edelreis gleich stark und von diesen werden zwei genau passende Schnittflächen zusammengefügt und von unten nach oben mit Bast umwickelt. Edelreiser und Trieb wachsen senkrecht aufeinander.
„Kälte ist kein Problem“
Bester Zeitpunkt für diese Veredelungstechnik ist Anfang März, in milden Wintern Ende Februar. „Die Edelreiser müssen im Winter ohne Saft geschnitten werden und leicht feucht gelagert, das heißt konserviert werden“, informiert der Fachmann. In einem feuchten Tuch bei Null Grad Celsius lagern ist ideal. „Kälte ist kein Problem, aber Trockenheit.“
Wie diese Methode funktioniert und was alles dabei zu beachten ist, probierten die Besucher nach der kurzen theoretischen Einführung selbst aus. „Beim Zusammenfügen von Edelreis und Unterlage müssen die Wachstumsschichten (Kambium) beider Pflanzenteile dicht aufeinander liegen. Nur so können sie gut miteinander verwachsen. Dies wird durch saubere, glatte Schnitte erreicht.

Wichtig für den Veredelungserfolg sind intakte, frische Edelreiser oder -augen und sorgfältiges Arbeiten. In ein bis zwei Monaten ist der Edelreis mit der Unterlage verwachsen, der Bast kann gelöst werden, wenn die Knospe droht aufzuspringen. Bis Ende des Jahres ist ein rund 70 Zentimeter langer Ast ausgetrieben. Wichtig zum Schneiden ist ein gebogenes, scharfes Messer. Als Verbandmaterial eignen sich Bast, Veredlungsgummis, Okulations-Schnellverschlüsse und Klebebänder.
Schnell zeigte sich bei den Schnitten an den Edelreisern und Wurzelunterlagen, dass Übung den Meister macht. Die Schnitte sollten in einem Zug waagerecht zum Körper durchgezogen werden. Wer wollte, der konnte ein veredeltes Apfelbäumchen gegen einen Kostenbeitrag mit nach Hause nehmen. Zur Auswahl standen 21 verschiedene Apfelsorten. Nach Theorie- und Praxisteil fand ein reger Austausch bei Kaffee und Kuchen statt. Für Sonntag, 27. März, lädt der OGV ab 14 Uhr zu einem Schnittkurs in seinen Lehrgarten ein. (Christine Fauerbach)