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Schöneck: Bürger machen ihrem Ärger über schlafraubenden „Brummton“ von Umspannwerk Luft

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Rund 40 Bürger hatten sich zu einem Treffen von Tennet-Mitarbeitern mit dem Landtagsabgeordneten Max Schad (CDU) und Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) am Gelände des Umspannwerks an der B521 eingefunden.
Rund 40 Bürger hatten sich zu einem Treffen von Tennet-Mitarbeitern mit dem Landtagsabgeordneten Max Schad (CDU) und Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) am Gelände des Umspannwerks an der B521 eingefunden. © Jürgen W. Niehoff

Die Emotionen um den weithin hörbaren Brummton vom Umspannwerk an der B521 auf Karbener Gemarkung werden immer größer. Bei einem Ortstermin mit Vertretern des niederländischen Energieunternehmens Tennet machen die Anwohner ihrem Ärger Luft.

Schöneck/Niederdorfelden – „Seien Sie froh, dass es hier auf dem Gelände ihres Umspannwerks nichts Brennbares gibt, sonst hätte es hier schon längst gebrannt“, zeigt sich ein Mann aus Rendel verzweifelt. Zu dem Gespräch auf Initiative des CDU-Landtagsabgeordneten Max Schad sind neben der Schönecker Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) rund 40 Bürger vor das Tor des umstrittenen Umspannwerks gekommen. Seit Jahren beschweren sich Anwohner aus den umliegenden Orten Oberdorfelden, Niederdorfelden und Rendel über den weithin vernehmbaren Brummton, der sie nachts um den Schlaf bringt (wir berichteten).

„Im Sommer müssen wir mit geschlossenen Fenstern schlafen, und trotzdem ist das Brummen noch zu hören“, stellt der Oberdorfelder Volker Gruner genervt fest. Er hatte sich bereits im Dezember 2018 an die Firmenleitung gewandt und dringend um Abhilfe gebeten. Daraufhin hatte Tennet die potenzielle Geräuschquelle, einen Trafo Baujahr 1972, inspiziert und das Lüfterrad ausgetauscht, berichtet Alexander Heppding. Er ist der Betriebsleiter des Rendeler Umspannwerkes.

Erste Beschwerden schon im Dezember 2018

Im März 2019 erfolgte dann schon der erste Anruf aus dem Schönecker Rathaus mit der Bitte auf nochmalige Überprüfung der Anlage wegen des lauten Brummtons, der immer noch zu hören war. Es folgten weitere Beschwerden von Bürgern aus dem Umkreis, doch keine führte zum gewünschten Erfolg.

Erst als der Oberdorfelder Ortsvorsteher Sascha Brey sich an den CDU-Landtagsabgeordneten Max Schad wandte und der auch die örtliche Presse mit ins Boot nahm, kam Bewegung in die Angelegenheit. Beim Regierungspräsidium Darmstadt erreichte Schad eine erste Schallschutzmessung. Die erfolgte am 11. Juni dieses Jahres. Allerdings erfolglos. „Wir waren in dieser Nacht am Werkstor und es war mucksmäuschenstill“, erinnert sich das Ehepaar Zimmermann, ebenfalls aus Oberdorfelden.

Die niederländische Firma Tennet betreibt das Umspannwerk an der B521 auf Karbener Gemarkung. Bürger der umliegenden Dörfer klagen über einen schlafraubenden Brummton.
Die niederländische Firma Tennet betreibt das Umspannwerk an der B521 auf Karbener Gemarkung. Bürger der umliegenden Dörfer klagen über einen schlafraubenden Brummton. © Jürgen W. Niehoff

Zweifel an Durchführung der Lärmmessungen

Es kamen Gerüchte auf, dass Tennet in der Nacht, als die Schallschutzmessung erfolgte, den besagten Trafo abgestellt habe. Doch das bestritten die Mitarbeiter des Umspannwerkes vehement. „Es gibt ein Belastungsprotokoll, aus dem hervorgeht, dass der Trafo auch während der Messung gelaufen ist“, versucht Tennet-Mitarbeiter Matthias Wantia die Gemüter zu beruhigen, die an diesem Nachmittag endlich eine Lösung fordern. Zwischenzeitlich hatte Schad erwirkt, dass Mitte August eine zweite Messung durchgeführt wurde.

„Die hat aber nur eineinhalb Stunden gedauert. Und so eine Messung ist nicht aussagekräftig“, meint eine durchaus sachverständig klingende Bürgerin. Wenn eine Messung einen Sachverhalt wirklich belegbar darstellen solle, dann müsse sie über Tage, ja sogar über Monate gehen, so die Bürgerin. Auch sie fordert einen verlässlichen Lösungsvorschlag.

Betreiber Tennet stellt Maßnahmen in Aussicht

„Wir betreiben ja nicht nur hier in Karben ein Umspannwerk, sondern haben solche Stationen über ganz Deutschland verteilt und es gibt nirgends solche Probleme“, versichern die Tennet-Mitarbeiter und verweisen auf die Schallmessungen, die nur einen Wert von 23 Dezibel ergeben hätten, wobei nachts 35 Dezibel zulässig seien. Sicherlich habe der Trafo in Rendel inzwischen ein Alter erreicht, bei dem man an Erneuerung denken müsse. Doch dabei müsse man dann auch die derzeit noch laufenden Planungen berücksichtigen, die notwendig seien, weil rund um Frankfurt viele Rechenzentren geplant seien, eins davon auch in Karben, und die hätten einen enormen Energiebedarf. Den Vorschlag aus der Bürgerschaft, den Trafo so lange doch mit einer Hülle zu versehen, wiesen die Tennet-Mitarbeiter als zu teuer (geschätzte 200 000 Euro) zurück.

Suchen eine Lösung: der Landtagsabgeordnete Max Schad (links), Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück (Zweite von rechts) und Ortsvorsteher Sascha Brey (rechts) im Gespräch mit Tennet-Mitarbeitern.
Suchen eine Lösung: der Landtagsabgeordnete Max Schad (links), Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück (Zweite von rechts) und Ortsvorsteher Sascha Brey (rechts) im Gespräch mit Tennet-Mitarbeitern. © Jürgen W. Niehoff

Nach langer und sehr emotional geführter Diskussion einigte man sich schließlich darauf, dass Tennet bis Ende September der Schönecker Bürgermeisterin eine offizielle Mitteilung über die weitere Vorgehensweise zugehen lassen wird. Die Mitteilung soll sowohl ein aussagekräftiges Schallgutachten als auch den Austausch des Trafos sowie die Möglichkeit erörtern, zwischenzeitlich eine Schallschutzvorrichtung um den alten Trafo errichten zu lassen. Dieser Vereinbarung stimmten beide Seiten nach kurzer Beratung am Ende dann zu. (Von Jürgen W. Niehoff)

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