Schöneck: Bürgermeisterin Rück widerspricht BUND zu Planverfahren für Kilianstädter Gewerbegebiet

Die Gemeinde Schöneck plant ein Gewerbegebiet in Kilianstädten zum Bau eines Rechenzentrums. Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) widerspricht nun den Aussagen des BUND zu den laufenden Planverfahren.
Schöneck – Wie bereits mehrfach berichtet, betreibt die Gemeinde Schöneck derzeit ein Bebauungsplanverfahren für die Ausweisung eines Gewerbegebietes am nordöstlichen Ortsrand von Kilianstädten. Ziel ist der Bau eines Rechenzentrums des Betreibers Hetzner Online GmbH auf 13 Hektar Fläche. Das Vorhaben wird von einer großen Mehrheit der Gemeindevertreter unterstützt, mit Ausnahme der Grünen.
Parallel hierzu betreibt der Regionalverband Frankfurt/ Rhein-Main für die Gemeinde Schöneck ein Verfahren zur Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans (RegFNP) für diese Gewerbegebietsfläche. „In beiden Verfahren werden die gleichen, im Baugesetzbuch vorgegebenen Beteiligungsrechte der Öffentlichkeit und Behörden angewandt“, betont Schönecks Bürgermeisterin Cornelia Rück (SPD) in einer aktuellen Mitteilung und reagiert damit auf Kritik des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
„In diesem Zusammenhang stellt Bürgermeisterin Cornelia Rück klar, dass die im Zusammenhang mit der Offenlage des Bebauungsplanes eingegangenen Einwände und Anregungen, entgegen der Aussagen von Herrn Dr. Werner Neumann, BUND, sehr wohl einem eingehenden Abwägungsprozess unterzogen werden“, heißt es in der Mitteilung.

Nach der Entscheidung der Gemeindevertretung über die Einwendungen würden die Ergebnisse den Einwendern schriftlich zur Kenntnis gegeben, so Rück. Der BUND dürfte wissen, dass es sich bei den Verfahren zur Änderung des RegFNP und der Aufstellung des konkreten Bebauungsplanes formell um zwei getrennt voneinander laufende Bauleitplanverfahren handele. „Daher besteht nicht die Möglichkeit, die zum Bebauungsplanverfahren eingegangenen Einwendungen auch für das Änderungsverfahren des RegFNP zu berücksichtigen“, betont Rück.
Die Bürgermeisterin weist ebenfalls die Behauptung des BUND zurück, dass Schöneck keine Planungen zur Nutzung der entstehenden Abwärme durch einen Rechenzentrumsbetrieb betreibe. Durch Beschluss der Gemeindevertretung vom 6. Oktober 2022 werde geprüft, ob und unter welchen Voraussetzungen die durch den Betrieb des Rechenzentrums anfallende Abwärme für die Errichtung eines Nahwärmenetzes wirtschaftlich genutzt und betrieben werden könne. Wie die Bürgermeisterin berichtet, laufen derzeit hierzu Gespräche mit regionalen Versorgungsunternehmen mit dem Ziel, „eine Machbarkeitsstudie für die Abwärmenutzung in Auftrag zu geben“.
„Der vorgesehene Rechenzentrumsbetreiber garantiert den Betrieb ausschließlich mit regenerativ erzeugtem Strom“, so die Mitteilung weiter. „Ziel muss es also sein, die durch das Rechenzentrum erzeugte Abwärme zu konkurrenzfähigen Konditionen möglichst vielen Interessenten anbieten zu können. Neben den positiven wirtschaftlichen Aspekten für den Gemeindehaushalt würde der Rechenzentrumsbetrieb darüber hinaus für eine CO2-neutrale Beheizung einer Vielzahl von Wohngebäuden beitragen.“
Im Juni hatte sich der Betreiber, die Hetzner Online GmbH, der Öffentlichkeit vorgestellt und Details genannt: Baubeginn für das Rechenzentrum könnte im Herbst 2024 sein. Im ersten Bauabschnitt sei die Realisierung von zwei Rechenzentren-Reihen geplant. Der zweite Bauabschnitt würde dann in der zweiten Hälfte 2026 begonnen. Der Endausbau ist für 2035 avisiert.
Durch die geplante Modulbauweise wäre die Gewerbefläche nicht nur mit einem einzigen Unternehmen voll belegt, das Gebiet müsste sogar noch erweitert werden. Die Verbandskammer des Regionalverbands hat diesem Schritt im Dezember zugestimmt.
Dass die Planungen für die Erweiterung des Gewerbegebiets Kilianstädten Nord II weiterlaufen, regt die Projektgegner vom Bündnis lebenswertes Schöneck auf. Schließlich hat die Gemeindevertretung aufgrund der massiven Kritik aus der Bevölkerung auf Vorschlag der FDP-Fraktion einem Mediationsverfahren zugestimmt. Hauptargument gegen die Ansiedlung des Rechenzentrums sind der Flächenverbrauch und die Bodenversiegelung des Ackerlandes. Rück betont, „dass Besonnenheit und Sachlichkeit für das noch anstehende Mediationsverfahren sicher hilfreich sind“. jow/Archivfoto: Mirjam Fritzsche