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Schöneck: Kritiker des geplanten Rechenzentrums hoffen auf „Einsicht“

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Ein Protestplakat auf dem für das Rechenzentrum vorgesehenen Gelände in Kilianstädten mit (von links) Dr. Werner Neumann (BUND Hessen), Pfarrer Kaarlo Friedrich, Kreislandwirt Matthias Wacker (Kilianstädten), Kindern der Fridays for Future-Gruppe Schöneck, Feldhamsterexperte Manfred Sattler und Müller Volker Philippi.
Ein Protestplakat auf dem für das Rechenzentrum vorgesehenen Gelände in Kilianstädten mit (von links) Dr. Werner Neumann (BUND Hessen), Pfarrer Kaarlo Friedrich, Kreislandwirt Matthias Wacker (Kilianstädten), Kindern der Fridays for Future-Gruppe Schöneck, Feldhamsterexperte Manfred Sattler und Müller Volker Philippi. © Thomas Seifert

Der Widerstand gegen das geplante Rechenzentrum auf 13 Hektar Ackerfläche in unmittelbarer Nachbarschaft des „Autokontor“ in Kilianstädten wird auf eine breitere Basis gestellt. Neben den bereits bekannten Akteuren reihen sich nun auch noch der BUND-Landesverband, die evangelische Kirche in Person von Pfarrer Kaarlo Friedrich, Müller Volker Philippi (beide Büdesheim) sowie Kinder und Jugendliche der Schönecker „Fridays for Futur-Gruppe“ in die Ablehnungsfront ein.

Schöneck – Obwohl sich laut Landwirt Matthias Wacker, einer der Köpfe des Protests gegen das Rechenzentrum, die Gemeinde durch Vorverträge bereits einen Großteil des benötigten Areals gesichert habe, werde man weiter gegen das Projekt mobilisieren und die Bevölkerung informieren. Ganz offensichtlich ist das durch sechs große Banner geschehen, die an prominenten Stellen rund um das fragliche Areal aufgestellt wurden.

Wichtigstes Argument gegen den Bau ist die Versiegelung von Ackerland

„Es ist mir weiter unbegreiflich, wie man ein Gebiet mit den besten Lößböden für ein Rechenzentrum für alle Zeiten aufgeben will. Gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der damit ursächlich ausgelösten Verschärfung der Liefersituation von Getreide aus den Ländern der Kriegsparteien müssten sich diese Pläne eigentlich von selbst in Luft auflösen“, stellte Wacker fest.

Diese Position bekräftigte Müller Volker Philippi, der von diesen Ackern Getreide bezieht. „Dort kann im Schnitt ohne große Düngung ein Ertrag von acht Tonnen pro Hektar hochwertigstem Weizen, begünstigt durch ideale Boden- und Klimaverhältnisse, geerntet und zu bestem Mehl verarbeitet werden, solch ein Areal darf man einfach nicht versiegeln.“

Pfarrer Kaarlo Friedrich von der evangelischen Andreasgemeinde in Büdingen wies auf das weltweite Bevölkerungswachstum hin, das schon genügend Probleme der Versorgung der vielen Menschen mit Nahrungsmitteln mit sich bringe. „Die EKD hat sich eindeutig gegen eine weitere Versiegelung von Ackerland ausgesprochen. Und die Argumente gegen das Rechenzentrum seien „erdrückend und erschlagend“.

BUND setzt auf gesetzgeberische Mittel

Das Beispiel Schloss Büdesheim zeige aber auch, dass Politiker lernfähig und guten Argumenten zugänglich seien. „Ich hoffe, dass sich die bisherigen Befürworter noch einmal intensiv mit den Argumenten der Gegner der Erweiterung auseinandersetzen, denn allein vage versprochene Steuereinnahmen können mit diesem radikalen Eingriff nicht begründet werden“, so der Pfarrer.

Dr. Werner Neumann vom BUND-Landesverband setzt neben Argumenten auch auf gesetzgeberische Mittel. Denn um das Rechenzentrum dort errichten zu können, muss zunächst ein gültiger Bebauungsplan aufgestellt werden. „Und da sehen wir einige Möglichkeiten, das Projekt zu verhindern, zum Beispiel das ungelöste Problem mit der Abwärme.“ Er führte andere Projekte an, die „in derselben Gutsherrenart umgesetzt werden sollten“, die aber letztlich wegen Einsprüchen von Natur-, Landschafts- und Tierschutzgegnern, wie den Hamsterschützern um Manfred Sattler, gescheitert sind.

Auf der Fläche zwischen Autokontor Bayern und Windrad im Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II soll ein Rechenzentrum entstehen. Das gefällt nicht jedem.
Auf der Fläche zwischen Autokontor Bayern und Windrad im Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II soll ein Rechenzentrum entstehen. Das gefällt nicht jedem. © Axel Häsler

Kritik übte Neumann auch am Regionalverband, der es aufgegeben habe, für den Großraum Rhein-Main – wegen des Frankfurter Internetknotens ein ideales Ansiedlungsgebiet für Rechenzentren – eine schlüssige Planung für die Ansiedlung von Rechenzentren vorzulegen und der es den Kommunen überlasse, durch gegenseitiges Abwerben sich die vermeintlich „fetten Steuerzahler“ an Land zu ziehen.

„Es gibt in unmittelbarer Nähe mit dem Areal des Autokontors bereits versiegelte Fläche, die sukzessive genutzt werden könnte, zumal der Investor eine Modulbauweise bevorzuge, also der Endausbau erst in ferner Zukunft liege“, betonte Matthias Wacker.

Über Gespräche mit den Verantwortlichen des Autokontor Bayern könne man herauszubekommen, ob in absehbarer Zeit das Areal zumindest zum Teil frei werde und ob die Ansiedlung des Rechenzentrums dann dort möglich wäre. „Dafür muss man sich aber bewegen und Initiative ergreifen“, ging der eindeutige Hinweis der Kritiker an die Schönecker Lokalpolitik. (Thomas Seifert)

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