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Schöneck: Nach 20 Jahren wird an diesem Wochenende wieder die Dorfeller Kerb gefeiert

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Sie haben die Ruhe weg: Am Donnerstagabend bauten die Kerbburschen das Festzelt am Sportplatz auf.
Sie haben die Ruhe weg: Am Donnerstagabend bauten die Kerbburschen das Festzelt am Sportplatz auf. © Jürgen W. Niehoff

Nach über 20 Jahren hält die Kerb in Oberdorfelden wieder Einzug. Wesentlichen Anteil an der allseits wieder herbeigesehnten Kerb hat dabei Ortsvorsteher Sascha Brey.

Schöneck – „Für uns ist wesentlich, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen und das überlieferte Brauchtum weiterzutragen“, meint Brey am Donnerstagabend mit Blick auf das sich noch im Entstehen befindende Festzelt auf dem Sportplatzgelände. Er ist einer der 20 Dorfelder Kerbburschen, die kurz vor Ausbrauch der Coronapandemie den Plan gefasst hatten, die Kerb wieder zu beleben. Dafür wurde sogar eine Interessengemeinschaft neu gegründet, die IG Klaa Dorfeller Kerb. Das zweijährige Warten auf das Ende der Pandemie hat jedoch die Zahl wieder auf 18 abschmelzen lassen.

In diesem Jahr findet sie nun endlich wieder statt, die Klaa Dorfeller Kerb, wie sie von den Einheimischen liebevoll genannt wird. Mitgeholfen bei den Vorbereitungen haben dabei natürlich auch einige „alte Hasen“, also altgediente Kerbburschen, die die alte Dorfelder Kerb noch selber miterlebt und mitgefeiert haben. „Sie geben ihr Wissen an die Jungen weiter, damit die nicht bei Null anfangen und eventuell alte Fehler wiederholen müssen“, versichert Brey, der vor rund 35 Jahre selbst einer der Kerbburschen war.

Am Sportplatz wurden bereits in den vergangenen Tagen und Wochen die ersten Vorbereitungen für das nun bevorstehende Festwochenende getroffen. So wurde beispielsweise auf einer Rasenfläche direkt neben dem Sportplatz ein Loch gebohrt, in dem der Kerbbaum am Samstag errichtet werden soll.

Und so sieht der geplante Ablauf aus: An diesem Freitag müssen die Kerbburschen mit Hilfe einer von Michael Geiß und Sascha Brey angefertigten Schatzkarte mit genauer Schrittfolge die Kerb im Ort suchen. Denn ursprünglich war die Kerb eine Schatzkiste, gefüllt mit gespendeten Lebensmitteln aus dem Ort. „Heute ist es ein voller Kasten Bier“, verrät Brey amüsiert.

Am Samstag treffen sich die Kerbburschen und fahren mit Traktor und Anhänger in den Wald, um einen vom Förster ausgewählten Baum mit der Axt zu fällen. Nach einer kurzen Stärkung wird sodann die bereits in den Tagen zuvor geschmückte Strohpuppe, die Kerblies, auf einem Stuhl in den Baum gebunden und dann beide zusammen auf dem Anhänger durch das Dorf gefahren.

Tradition hochhalten: Ortsvorsteher Sascha Brey präsentiert die alte Fahne der Kerbburschen.
Tradition hochhalten: Ortsvorsteher Sascha Brey präsentiert die alte Fahne der Kerbburschen. © Jürgen W. Niehoff

Dabei erhalten alle Unterstützer der Kerb einen eigen kleinen Kerbbaum in Form eines Astes vor ihr Haus/Geschäft gestellt. Gegen 18 Uhr soll dann der Kerbbaum plus Kerblies auf dem Sportplatz ankommen, wo er von den Kerbburschen vor dem Festzelt allein mit Muskelkraft aufgerichtet werden soll. „Um bösen Gedanken zuvor zukommen; die Kerblies wird natürlich nachts über bewacht. Die Wachen teilen sich Peter Gallus und ich“, so Brey. Schon wegen der Musikanlage und der Einrichtungen muss einer dauernd vor Ort sein.

Der Abend im Festzelt beginnt danach mit dem feierlichen Einmarsch der Kerbburschen, in ihrer Mitte Bürgermeisterin Conny Rück und der Landtagsabgeordnete Max Schad. Nach dem anschließenden Bieranstich führt Sascha Brey als Ortsvorsteher und ehemaliger Kerbbursch durch den Abend, wobei er so manch eine Tradition wieder aufleben lässt oder zumindest an sie erinnert. „Ziel der Kerb ist es doch, unsere Dorfgemeinschaft wieder enger zusammenrücken zu lassen und die Jugend an die guten alten Zeiten zu erinnern“, so Brey. Gegen 22 Uhr erscheint dann übrigens ein Überraschungsgast, den Brey auf keinen Fall vorher verraten möchte.

Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst im hessischen Dialekt. Auf diese originelle Idee ist Pfarrerin Johanna Reul gekommen, als sie von den Plänen der wiederbelebten Kerb erfuhr. Um 11 Uhr beginnt der Frühschoppen mit 30 Liter gesponsortem Freibier. Von 13 bis 15 Uhr sind die Kinder an der Reihe. Für sie erscheint ein verkleideter Superheld und veranstaltet mit ihnen allerhand Spiele. Nach Kaffee und Kuchen ab 13.10 Uhr, übrigens alle von Dorfelder Bürgern in Eigenregie nach eingehendem Appell von Diana Beck und Tanja Zelenic selbst gebacken, wird gegen 16 Uhr die Kerblies verbrannt. Und damit endet dann die Oberdorfelder Kerb 2020.

„Ich hoffe, sie wird genug Anregung zum Weitermachen für die kommenden Jahre setzen. Für die Dorfgemeinschaft jedenfalls ist sie ein echter Gewinn“, zeigt sich Brey zuversichtlich. Er baut darauf, dass nun auch wieder die Vereine mit einsteigen und die Ausrichtung der Kerb zukünftig vielleicht sogar ganz übernehmen. (Von Jürgen W. Niehoff)

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