Schöneck: Neuer Förster Marco Richter informiert über Zustand des Kilianstädter Walds

Auf breites Interesse in der Bevölkerung stieß dieses Mal die Waldbegehung des Ortsbeirats Kilianstädten. War es die Neugier, wie es um den Schönecker Wald nach den vergangenen drei Trockenjahren steht, oder war es das Interesse an den vielleicht neuen Plänen des neuen Revierförsters Marco Richter?
Schöneck – Auf jeden Fall hatten an dem Sonntagvormittag rund 40 Schönecker Bürger, darunter auch Bürgermeisterin Conny Rück (SPD), den Weg zum Rundgang durch den Schönecker Wald gefunden. Richter hielt sich auch gar nicht lange mit Begrüßungsrede und allgemeinen Erklärungen auf, sondern führte die Gruppe weg von den Wegen mitten in den Wald. Auf einer kleinen Lichtung machte er dann zum ersten Mal Halt und begann seine Ausführung direkt mit der Frage: „Was ist überhaupt Forstwirtschaft?“

Nach einigen Antworten aus der Gruppe, die jeweils nur auf Teilbereiche abzielten, gab Richter schließlich eine Zusammenfassung. Danach hat sich die Forstwirtschaft mittlerweile zu einem hochmodernen Produktions- und Dienstleistungssektor mit vielfältigen Aufgaben und gesellschaftlichen Verpflichtungen entwickelt. So kommt es beispielsweise darauf an, dass der Wald nicht nur als Holzlieferant und damit als Rohstoffquelle angesehen wird, sondern dass er gleichzeitig auch als Grundlage für den Arten-, Boden-, Klima- und Wasserschutz sowie für Freizeit und Erholung der Bevölkerung dienen soll.
Ständiges Abwägen der Interessen
Dazu erfordert nach Auskunft Richters die heutige Forstwirtschaft ein ständiges Abwägen zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen, um die unterschiedlichen Ansprüche an den Wald von den Waldbesitzern genauso wie von Naturschutzverbänden berücksichtigen zu können. Deshalb gehört zum Ökosystem Wald genauso das Wild, dessen Bestände durch Jagd und Hege reguliert werden, um Wildschäden durch Verbiss junger Bäume vorzubeugen.
In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Waldbewirtschaftung vor allem durch den Klimawandel grundlegend verändert. Wurden bis in die 1980er Jahre vor allem Fichtenwälder angepflanzt und für die Holzindustrie auch schnell wieder „geerntet“, so hat der Klimawandel mit seinen immer länger und heißer werdenden Sommern dafür gesorgt, dass mit der Zeit auf Mischwald umgeschwenkt wurde.
Richter: Buche wird aus Wäldern verschwinden
Auch die Buche, zurzeit eine der am meisten nachgefragten Baumarten, werde den Klimawandel nicht überstehen. Spätestens in 50 bis 60 Jahren würde sie aufgrund der Trockenheit aus unseren Wäldern verschwinden. Deshalb solle bei Nach- oder Neuanpflanzungen nun mehr Gewicht auf Eichen, Kirschen, Lärchen oder Douglasien gelegt werden.
In letzter Zeit habe sich bei der Bewirtschaftung der Wälder der Naturschutz auch stärker zu Wort gemeldet. Deshalb würden auch immer mehr abgestorbene Bäume stehen gelassen, damit Vögel und Insekten in ihnen ihre Rückzugsorte finden könnten. „Damit Wälder mit der Zeit nicht zu wilden Urwäldern werden, müssen sie gepflegt werden. Schließlich leisten sie neben den Weltmeeren einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung unseres Klimas, beispielsweise durch die Speicherung von Milliarden an Tonnen CO2“, so Richter.
Deshalb sei ein verantwortungsvoller Umgang durch nachhaltige Nutzung oder den Schutz der Ressource Wald geradezu angesagt. Weil im Wald verrottetes oder auch zu Hause abgebranntes Holz sowie auch das zu Papier verarbeitete Holz CO2 wieder freisetze, müsse bei der Bewirtschaftung mehr Wert auf Bauholz gelegt werden, denn das gebe das in ihm gespeicherte CO2 nicht so schnell wieder frei.
Nachhaltige Nutzung angesagt
Richter machte dann auch deutlich, warum die Nutzung des Waldes erforderlich sei. „Ein Wald kostet den Eigentümer, und das sind meist Kommunen, auch Geld. Und zwar durch Pflege und Neuanpflanzungen. So kostet beispielsweise die Anpflanzung eines Hektars mit 7000 Eichensetzlingen rund 25.000 Euro“, rechnete der neue Revierförster vor. Meist wollten die Kommunen mit dem Wald zwar keinen Gewinn machen, aber Verlust eben auch nicht.
Zum Schluss ging Richter noch auf den Wildbestand im Wald ein und warum die Jagd absolut notwendig sei. „Weil ansonsten der Wald sich nicht mehr selbst erhalten kann, sondern alle neuen Triebe abgebissen werden. Und so lange der Wolf oder der Luchs nicht auch bei uns wieder heimisch sind, müssen die Jäger weiter ihrer Verpflichtung nachgehen und den Wildbestand in Grenzen halten. Den Rundgang schloss der neue Förster mit einem großen Lob: „Schöneck hat wirklich einen schönen und gesunden Wald.“ (Von Jürgen W. Niehoff)