Schöneck: Öffentliche Straße zerschneidet Betriebsgelände von Autokontor Bayern

Großes Interesse bei Bürgerinnen und Bürgern rief Punkt eins der Tagesordnung des Ausschusses für Bauen, Umwelt, Verkehr, Energie und Klimaschutz hervor, denn die Besichtigung des Geländes des Autokontor Bayern in Kilianstädten war angekündigt. Der zweite Tagesordnungspunkt, Thema Grundstücksgeschäfte zwischen der Gemeinde und dem Unternehmen, wurde wegen Beratungsbedarf von SPD und Grünen vertagt.
Schöneck – Seit sich die Firma Autokontor Bayern im Jahr 2006 auf dem ehemaligen Gelände der Bundeswehr in Kilianstädten angesiedelt hat, trennt das 210 000 Quadratmeter große Betriebsgelände eine öffentliche Straße. Die ist notwendig als Zufahrt zu einem weiteren ehemaligen Militärgelände am Gelben Berg, auf dem die Firma Ebbecke eine Produktionsstätte betreibt. Schon seit einiger Zeit seien die Gemeinde und Autokontor im Gespräch gewesen, wie man diese für beide Seiten unbefriedigende Situation lösen könne. Mit der Absicht, das Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II direkt im Anschluss an das Autokontor-Gelände Richtung Nidderau zu entwickeln, hätten sich neue Möglichkeiten ergeben, betonte Bürgermeisterin Cornelia Rück (SPD) vor Beginn des Rundgangs.
Problematische Zweiteilung soll beendet werden
Diese Aussage unterstrich Autokontor-Geschäftsführer Thomas Zimmermann, der großes Interesse zeigte, die öffentliche Straße in das Eigentum seiner Firma zu überführen, um die problematische Zweiteilung des Betriebsgeländes zu beenden. „Es geht um die Sicherheit der Straßenbenutzer, aber auch unserer und externer Mitarbeiter. Und es geht darum, unsere Betriebsabläufe flüssiger und das Gelände einbruchs- und diebstahlsicherer zu machen“, betonte Zimmermann, der hervorhob, dass man mit dem Ordnungsamt der Gemeinde in vielen Sachfragen bestens zusammenarbeite und besprochene Maßnahmen zeitnah umgesetzt habe. Das konnte die Rathauschefin bestätigen, die ihrerseits Zimmermann und seine Mitarbeiter vor Ort als jederzeit offene Gesprächspartner lobte.
Der fast einstündige Rundgang führte zu verschiedenen Stationen der Geschäftsfelder des Dienstleisters Autokontor, wobei aus den Reihen der Besucher eine Reihe von Fragen zu Maßnahmen wie zum Beispiel zum Schutz des Grundwassers, von Sicherheitsmaßnahmen und Betriebsabläufen gestellt und beantwortet wurden.

Geschäftsführer Thomas Zimmermann wies bei Fragen zum geplanten Rechenzentrum darauf hin, dass man sich durchaus vorstellen könne, geständerte Photovoltaik auf einem Teil des Betriebsgeländes zu bauen, um den eigenen Energiebedarf und den dieser Anlage zu decken. Den Vorschlag eines Besuchers, gleich das gesamte Rechenzentrum auf Stelzen über die Fahrzeugabstellflächen zu bauen, wies Zimmermann allerdings zurück.
Beim Beschlussvorschlag ging es um den Verkauf der öffentlichen Straße durch die Gemeinde an die Mutter von Autokontor Bayern, die Mosolf Schöneck GmbH, und um den Ankauf von zwei Grundstücken des Unternehmens durch die Gemeinde für den Bau einer Erschließungsstraße des geplanten Gewerbegebiets Kilianstädten Nord II und anschließend um den Lückenschluss der Umfahrung zum Ebbecke-Areal herstellen zu können sowie um Platz für ein Regenrückhaltebecken.
Finanzielle Vorteile für die Gemeinde
Ungewöhnlich – und von Mosolf Schöneck GmbH autorisiert – war, dass die Kaufsummen in der Vorlage aufgeführt waren. Ein bei Grundstücksgeschäften nicht üblicher Vorgang. Für die öffentliche Straße soll Mosolf rund 329 000 Euro zahlen, die beiden benötigten Grundstücke schlagen für die Gemeinde mit 189 000 und 227 000 Euro zu Buche. Zudem verpflichtet sich Mosolf, sich an den erwarteten Baukosten der Erschließungsstraße mit 50 Prozent, das wären 252 000 Euro, und an dem östlichen Lückenschluss mit 100 Prozent gleich rund 410 000 Euro zu beteiligen. Die Vereinbarungen treten aber nur in Kraft, wenn der Bebauungsplan für Kilianstädten Nord II rechtskräftig wird, stellt Bürgermeisterin Rück klar.
Verschiedene Verständnisfragen aus dem Publikum ließ Ausschussvorsitzender Mühlebach zu, weitergehende Einlassungen lehnte er mit Hinweis auf die Hessische Gemeindeordnung ab. Aus dem Kreis der Ausschussmitglieder gab es Fragen zur Breite der neu anzulegenden Straßen, zur Anbindung an die Landesstraße nach Nidderau, zu Vertragsdetails und ob die Vorteile der Grundstücksgeschäfte nicht eindeutig bei der Firma Autokontor liegen würden.

Die Rathauschefin verneinte dies, denn nach einem Verkauf der Straße ginge auch die Instandsetzung an das Unternehmen über und die finanzielle Beteiligung an der Umfahrung zum Ebbecke-Areal dürfe man auch nicht außer Acht lassen. Zimmermann fügte hinzu, man habe keine Eile mit der Entscheidung, plane aber langfristig mit der Übernahme der gemeindeeigenen Straße.
Von Thomas Seifert