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Schöneck: Politisch dominiert das Thema Rechenzentrum

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Von: Mirjam Fritzsche

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Mitglieder des „Bündnis lebenswertes Schöneck“ machen auf die Infoveranstaltung zum geplanten Bau eines Rechenzentrums im Gewerbegebiet Kilianstädten-Nord aufmerksam, das nach Ansicht der inzwischen über 50 Aktiven nicht gebaut werden sollte.
Mitglieder des „Bündnis lebenswertes Schöneck“ machten vor Kurzem auf eine Infoveranstaltung zum geplanten Rechenzentrum im Gewerbegebiet Kilianstädten-Nord aufmerksam, das nach ihrer Ansicht nicht gebaut werden sollte. © Thomas Seifert

Viele Jahre lang dreht sich in Schöneck alles um die Zukunft des Alten Schlosses in Büdesheim. Verkaufen oder behalten? Die Frage hat sich im März nun endlich geklärt. Das Parlament stimmt für die Sanierung des historischen Gebäudes. Doch eine neue Frage sorgt in der Gemeinde für Sprengstoff. Soll in Kilianstädten ein Rechenzentrum gebaut werden?

Schöneck - Die große Mehrheit der Gemeindevertreter ist dafür. Doch unter Landwirten, Kirchenvertretern, Naturschützern und Bürgern formiert sich Widerstand. Sie gründen das Bündnis lebenswertes Schöneck und üben massiv Kritik. Mit Plakaten und in öffentlichen Veranstaltungen machen sie ihrem Unmut über das Großprojekt Luft. Eines ihrer Hauptargumente gegen die Ansiedlung des Rechenzentrums auf 13 Hektar: der enorme Flächenverbrauch und die Bodenversiegelung. Aktuell wird die Fläche für den Ackerbau genutzt. Allerdings ist ein Großteil des Areals bereits als Gewerbefläche im Regionalen Flächennutzungsplan ausgewiesen.

Endausbau für 2035 avisiert

Die Grünen versuchen im Laufe des Jahres, dem Projekt eine nachhaltige Richtung zu geben, monieren vor allem den großen Abwärmeverlust, können sich mit ihren Anträgen jedoch nicht durchsetzen.

Im Juni stellt sich der Betreiber, die Hetzner Online GmbH, der Öffentlichkeit vor und nennt Details: Baubeginn für das Rechenzentrum könnte im Herbst 2024 sein. Im ersten Bauabschnitt sei die Realisierung von zwei Rechenzentren-Reihen geplant. Der zweite Bauabschnitt würde dann in der zweiten Hälfte 2026 begonnen. Der Endausbau ist für 2035 avisiert. 100 Arbeitsplätze bis 2036 seien „realistisch“.

Mediationsverfahren soll Anfang 2023 stattfinden

Baut die Hetzner Online GmbH wie geplant in Modulbauweise wäre die Gewerbefläche nicht nur mit einem einzigen Unternehmen voll belegt, das Gebiet müsste sogar noch erweitert werden. Die Verbandskammer des Regionalverbands Frankfurt/Rhein-Main hat diesem Schritt im Dezember zugestimmt. Dass die Planungen für die Erweiterung des Gewerbegebiets Kilianstädten Nord II ungehindert weiterlaufen, regt wiederum die Projektgegner auf. Schließlich hat die Gemeindevertretung aufgrund der massiven Kritik aus der Bevölkerung auf Vorschlag der FDP-Fraktion einem Mediationsverfahren zugestimmt, das Anfang kommenden Jahres stattfinden soll. Ziel: eine weitere Verhärtung der Fronten vermeiden. Die zweite Offenlage des Bebauungsplans für das Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II endet am 24. November. 702 Stellungnahmen von Bürgern und 20 von Behörden und Verbänden sind eingegangen und müssen jetzt beraten werden. Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) versichert in der letzten Gemeindevertretersitzung des Jahres, dass die finale Entscheidung zur Ansiedlung noch nicht getroffen sei.

Warum halten die Befürworter an dem Großprojekt fest? Bis zum Endausbau des Rechenzentrums wird mit einer Verdoppelung des Gewerbesteueraufkommens gerechnet. „Hiermit würden wir der strukturellen Unterfinanzierung unseres Haushaltes begegnen“, betont Rück in ihrer Rede zum Haushalt 2023. Der Entwurf kommt zwar ohne Steuererhöhungen aus, doch kann das Defizit nur durch Rücklagen ausgeglichen werden. Und die Kosten – vor allem im Bereich Kinderbetreuung – steigen weiter.

Von Mirjam Fritzsche

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