1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Schöneck

Schöneck: Regierungspräsidium ordnet Lärmmessung an Umspannwerk an

Erstellt:

Kommentare

Sie sind auf die Ergebnisse gespannt: Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück, Oberdorfeldens Ortsvorsteher Sascha Brey und der Landtagsabgeordnete Max Schad. Im Garten von Armin Mungel (rechts) steht ein Messgerät für die dreiwöchige Untersuchung.
Sie sind auf die Ergebnisse gespannt: Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück, Oberdorfeldens Ortsvorsteher Sascha Brey und der Landtagsabgeordnete Max Schad. Im Garten von Armin Mungel (rechts) steht ein Messgerät für die dreiwöchige Untersuchung. © Jürgen W. Niehoff

Der Brummton des Umspannwerks in Karben, lange Zeit von der Betreiberfirma Tennet abgestritten, erregt mittlerweile die Gemüter weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Karben/Schöneck/Niederdorfelden – Dieser Brummton, aller Wahrscheinlichkeit nach erzeugt von einem Transformator aus dem Jahr 1972, der für gleichbleibende Spannung im Rendeler Umspannwerk des niederländischen Energiedienstleisters Tennet sorgt, ist umliegenden Anwohnern erstmals 2018 aufgefallen. Da hatte sich ein Anwohner aus Oberdorfelden erstmals an das Schönecker Rathaus gewandt, um sich über den Brummton zu beschweren. Zeitgleich hatte er das Unternehmen Tennet um Abhilfe gebeten. Doch die Firma verwies auf die bundesimmissionsschutzrechtliche Genehmigung aus dem Jahr 2013. Zudem habe die neuerliche Überprüfung des Trafos keinen Defekt erkennen lassen.

Die Anwohner ließen nicht locker und schalteten nach der Schönecker Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) auch den Oberdorfelder Ortsvorsteher Sascha Brey (CDU) und den CDU-Landtagsabgeordneten Max Schad ein. Es folgten ein umfassender Briefverkehr zwischen den Anwohnern, den Politikern, dem Unternehmen Tennet und dem Regierungspräsidium sowie Zusammenkünfte der Betroffenen vor Ort. Mit der Folge, dass das Regierungspräsidium Darmstadt eine erste Lärmmessung auf dem Werksgelände veranlasste.

Lärmmessung nun in Garten und Schlafzimmer

Doch die sei, jedenfalls nach Vermutung der Anwohner, an einem Nachmittag erfolgt und zudem nur von kurzer Dauer gewesen. Deshalb habe die Messung auch nichts ergeben, so die Beschwerde der Anwohner bei einem darauffolgenden Treffen mit Mitarbeitern von Tennet (wir berichteten mehrfach).

Nach Protesten erfolgten wiederum Telefonate auf politischer Ebene mit dem Ergebnis, dass derzeit über drei Wochen eine Lärmlangzeitmessung läuft. Aufgestellt sind die Messgeräte im Garten und im Schlafzimmer von Armin Mungel. Er wohnt mit seiner Familie im Karbener Stadtteil Rendel. Von seinem Grundstück hat man einen direkten Blick auf das Umspannwerk in zwei bis drei Kilometern Entfernung. „Ich bin eigentlich nicht so lärmempfindlich und mich lassen Überflieggeräusche von Flugzeugen oder Traktorenlärm auf den Äckern direkt neben meinem Garten völlig kalt. Aber bei dem Brummton aus dem Umspannwerk geht es um einen Dauerton, der nachts die ganze Familie nervt“, berichtet Mungel.

Brummton-Analyse: Armin Mungel zeigt die Aufzeichnungen des Schallmessgerätes in seinem Schlafzimmer.
Brummton-Analyse: Armin Mungel zeigt die Aufzeichnungen des Schallmessgerätes in seinem Schlafzimmer. © Jürgen W. Niehoff

Es sei auch keine Einbildung oder ein übertriebener Wahrnehmungswille, denn auch seine unmittelbaren Nachbarn und auch mehrere Familien in Oberdorfelden fühlen sich von dem Brummton gestört. Selbst ein Fernsehteam, das vor wenigen Tagen bei ihm zu Hause war, um über den Brummton zu berichten, musste ein Interview mit ihm abbrechen, weil der Brummton nach Aussage der Tontechnikerin die Aufnahme störte. Weil der Brummton aber nicht jeden Tag zu hören ist oder auch am Tage schwächer zu vernehmen ist, vermutet Mungel einen Zusammenhang mit der jeweils vorherrschenden Thermik. „Denn manchmal höre ich das Geräusch ganz deutlich, während mein Nachbar zwei Häuser weiter davon gar nichts mehr hört“, so Mungel. Der Blick auf die Messgeräte zeigt jedoch, dass sich der Rendeler nicht täuscht. Nur überschreitet die Messlinie auf den Geräten nicht dauerhaft die nachts erlaubten Dezibelwerte, sondern immer nur zeitweise. Doch das ist eine Momentaufnahme, denn das Messgerät zeigt immer nur wenige Stunden an.

Alter Trafo soll ersetzt werden

Wie gesundheitsgefährdend der Brummton tatsächlich ist, das werden die Fachleute erst bei der Auswertung aller Daten verraten können. Momentan scheinen aber alle Betroffenen mit dem Erreichten zufrieden sein. Der Landtagsabgeordnete Schad, die Schönecker Bürgermeisterin Rück und der Oberdorfelder Ortsvorsteher Brey sind zufrieden, dass das Regierungspräsidium die Langzeitmessung angeordnet hat und vor allem, dass das Unternehmen Tennet zugesagt hat, den Ersatz des alten Trafos in Angriff zu nehmen.

Wegen der langen Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase könne Tennet aber noch keinen genauen Zeitablauf versprechen. „Allerdings können wir Ihnen und den Bürgerinnen und Bürgern in 2023 eine Verbesserung der Situation in Aussicht stellen“, so die Zusage in dem Schreiben von Tennet an die Bürgermeisterin, den Landtagsabgeordneten und den Ortsvorsteher. (Von Jürgen W. Niehoff)

Auch interessant

Kommentare