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Schöneck: UThe-Theatergruppe führt Science-Fiction-Stück „Pentecost Prozess“ auf

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Probe auf dem Kirchplatz für den „Pentecost Prozess“: Die Anhänger der Kirche müssen sich vor Gericht verantworten – religiöse Symbole und Handlungen sind 2323 verboten.
Probe auf dem Kirchplatz für den „Pentecost Prozess“: Die Anhänger der Kirche müssen sich vor Gericht verantworten – religiöse Symbole und Handlungen sind 2323 verboten. © Ulrike Pongratz

Der „Pentecost Prozess“ lautet der Titel des aktuellen Science-Fiction-Stückes, das – wie das englische „pentecost“ für Pfingsten nahe legt –, am Pfingstwochenende auf dem Kirchplatz in Kilianstädten aufgeführt wird.

Schöneck – „Wenn heute Premiere wäre, wäre ich bereits echt stolz auf das riesige Ensemble, dem ich sehr dankbar bin für den Prozess des Prozesses“, sagt Leon Bornemann nach dem Probenwochenende mit der UThe-Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde Kilianstädten-Oberdorfelden. „Zwar habe ich die Vorlage geliefert, aber alle haben das Stück mitgestaltet.

Die Proben zu diesem Stück waren dieses Mal in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Das lag zum einem am Inhalt, zum anderen an einem großen Ensemble mit 24 Amateurschauspielern und am öffentlichen Probenort. Da liefen schon mal Passanten quer über die Bühne. „Was macht Ihr denn hier?“ war die häufigste Frage.. Das ist das Besondere für mich an diesem Stück: der Diskurs. Jede und jeder hat gesagt, was ihm gut und was ihm nicht so gut gefällt, ganz allgemein oder an der eigenen Figur.“

Rolle Hans Dappes sorgt für Lacher

Zum ersten Mal dabei ist Paul Bühler. Er spielt den Gerichtsvorsitzenden, eine Rolle, die ihm gleich zu Beginn zugefallen ist. Und sie gefällt ihm gut. Er vertritt das Gesetz, er führt die Verhandlung und er sorgt in einem fairen Prozess dafür, dass beide Parteien mit ihren Argumenten zu Wort kommen. „Ich sitze eigentlich die ganze Zeit am Tisch – und das war manchmal ganz schön kalt“, sagt Bühler zu den langen Proben. Spaß machte es dem Debütanten trotzdem, es gab immer was zu lachen.

Zum Lachen bringen soll er das Publikum: „Hans Dappes“. Er steht für den Typus „einfacher Mann, Arbeiter, eher unpolitisch, ein Mitläufer, der sich dann doch für die Aktivisten begeistern kann. Michael Geiß, der bereits mehrfach mit der Theatergruppe auf der Bühne stand, übernimmt die Rolle des Hans Dappes. „Der schießt einfach seine Ideen mit rein“, sagt Michael Geiß über seine aufheiternde Rolle, die er in einer Mischung aus Dorfplatt und Hessisch spricht. „So, wie es sich am besten anhört.“ Eine herausragende Hauptrolle gibt es in diesem Ensemble-Stück eigentlich nicht.

Künstlerische Perspektive reizvoll

Aus künstlerischer Perspektive ist das Thema Pfingsten besonders reizvoll. „Anders als bei Passionsspielen haben wir keine historischen Beispiele, Inspirationen oder Eindrücke zu Pfingstspielen gefunden. Die Grundlage wäre gewesen, klassische Pfingstspiele zu inszenieren. Das schien mir aber nach mehrmaligem Lesen dieser wenigen Zeilen in der Bibel viel zu wenig und viel zu langweilig“, sagt Autor und Regisseur Leon Bornemann.

„Die Dynamik der verknüpften Apostelgeschichte interessierte mich viel mehr und erinnert mich an heutige Dynamiken. Daher war es mir wichtig, keine Lobeshymne auf die Kirche zu schreiben, sondern so viel Kontroverse wie eben möglich einzubauen, auch wenn es mal unbequem wird. So entstand die Idee eines Gerichtsverfahrens und dass ein Etwas, das (an Pfingsten) geboren wird, ja auch irgendwann mal sterben müsste, und ich habe den Eindruck, dieser Tod ist heutzutage sehr nahe.“

„Dass es kein Stück zum Thema Pfingsten gibt, liegt vermutlich auch daran, dass sich Pfingsten nicht als ein gesellschaftliches Fest etabliert hat. Wer weiß schon, was Pfingsten bedeutet?“, meint Elisabeth Stüve. Das Pfingstfest feiert den „Geburtstag der Kirche“. Die Jünger waren nach Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt vermutlich mutlos, allein gelassen und enttäuscht. Nun fühlen sie sich erleuchtet, gehen nach außen und gründen eine Gemeinschaft.

Pfingstidee der Gemeinschaft wird umgesetzt

„Die Pfingstidee der Gemeinschaft hat sich in diesem Projekt bereits vollzogen. Ich bin sehr dankbar und stolz, dass sich seit Januar 24 Personen zusammengefunden und mit diesem komplexen Thema und Stück gemeinsame Momente und Erinnerungen geschaffen haben – besonders nach den Jahren der Pandemie“, sagt Leon Bornemann.

Der Titel „Pentecost Prozess“ ist mehrdeutig zu verstehen: als Entwicklungsvorgang, als Gerichtsverfahren und als ein Prozess, den Schauspieler und auch Zuschauer durchlaufen können. Die Schlussszenen, die Verhandlung vor Gericht, bestehen vor allem aus Argumenten oder Gedanken des Ensembles. „Wir haben diese bei einer Probe improvisiert –den Text hierfür gab es noch nicht. Das war für mich ein besonderer Moment des Probenprozesses.“ Stüve und Bornemann sind sich in einem Punkt einig: Egal wie letztendlich die Aufführung wird und wie die Inszenierung ankommt, gemeindepädagogisch war dieses Pfingstprojekt längst ein voller Erfolg.

Der „Pentecost Prozess“, spielt im Jahr 2323, einer Zukunft, in der die Mehrheit „des ehemaligen Europas die Kirche für tot erklärt“ hat. Kirchliche Symbole und Feiertage wie Pfingsten sind längst verboten. Die Partei „Der Neue Glaube“ will jedes Kirchengebäude abreißen lassen und die Grundstücke mit Wohnungen bebauen. Mitglieder der Organisation „Der letzte Aktivismus“ wollen dies verhindern. Ihre Zahl wächst, und so kommt es zum „Pentecost Prozess“, in dem sich die Aktivisten erklären müssen.

Stück soll zum Nachdenken anregen

„Das Stück soll kein Rettungsversuch der Kirche sein. Es soll zum Nachdenken anregen, aber nicht nur eine Personengruppe, sondern zwei: Die Zweifler und die Kirchenmitglieder selbst. Vielleicht entsteht so etwas Neues in Schöneck und woanders“, sagt Leon Bornemann.

Bei Platzregen und/oder Gewitter findet das Schauspiel in der Kirche statt. Aufführungstermine sind Pfingstsonntag, 28. Mai, 18 Uhr (Einlass 17.15 Uhr) und Pfingstmontag, 29. Mai, 17 Uhr (Einlass 16.15 Uhr).

Karten sind im Vorverkauf zu 14 Euro und ermäßigt zu 10 Euro erhältlich. Restkarten an der Abendkasse kosten 18 Euro, ermäßigt 14 Euro. Im Vorverkauf gibt es Tickets über 0152 52680546 mittwochs und freitags, jeweils von 15 bis 17 Uhr, und per E-Mail an uthe-kirche-in-schoeneck@gmx.de.

(Von Ulrike Pongratz)

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