Schönecks erster Bürgermeister blickt zurück: „Die Fusion war die richtige Entscheidung“

Schöneck – Wenn Erwin Schmidt vom Balkon seines Hauses in Kilianstädten blickt, liegt ihm die Gemeinde praktisch zu Füßen. Die Gemeinde, zu deren Entstehung und Entwicklung der heute 78-Jährige so viel beigetragen hat. „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben“, sagt er. Von der Geburtsstunde bis zum Jahr 2001: Mehr als 30 Jahre lenkte der SPD-Mann die Geschicke der drei Ortsteile als Bürgermeister. Zum 50. Geburtstag der Gemeinde blickt er mit unserer Zeitung auf die Anfänge zurück.
Am 15. Juli 1971 wurde Schmidt vom Gemeindeparlament zum ersten Bürgermeister Schönecks gewählt – mit „nur“ 28 Jahren. Laut Bericht des HA fanden sich 600 interessierte Bürger in der Turnhalle der Friedrich-Ebert-Schule in Kilianstädten ein, um der entscheidenden Sitzung der Gemeindevertreter zu folgen. Erst ab 1992 wurde in Hessen die Direktwahl eingeführt.
Verbindungsstraße wichtigstes Projekt der jungen Gemeinde
Schmidt hatte kurz zuvor das Amt des Bürgermeisters von Kilianstädten übernommen, als sein Vorgänger Fritz Lenz plötzlich verstorben war. Mit der Fusion von Kilianstädten, Oberdorfelden und Büdesheim zum 1. Januar 1971 erhielt er die Bezeichnung Staatsbeauftragter.
Als neuer Bürgermeister von Schöneck sagte er laut HA-Bericht kurz nach der Wahl: „Ich freue mich, dass endlich eine Entscheidung gefallen ist. Dadurch werde ich bestärkt, mich mit noch mehr Elan meinen Aufgaben zu widmen.“
Und davon gab es viele. „In den ersten Jahren ging es vor allem darum, aus den drei Ortsteilen eine Gemeinde zu machen“, sagt Schmidt. Obwohl es bereits vorher viele familiäre Kontakte gegeben hatte, bestanden erhebliche Animositäten zwischen Kilianstädten und Büdesheim. Das wichtigste Projekt der jungen Gemeinde? Da muss Schmidt nicht lange überlegen: die Verbindungsstraße zwischen den beiden Dörfern. Denn wer von Kilianstädten nach Büdesheim wollte, musste über Niederdorfelden oder Nidderau fahren. Spatenstich für die heutige Uferstraße war 1976.
Die Ortsteile werden gestärkt
Auch baulich sollten die drei Ortsteile zusammenwachsen: Eine Art „neues Zentrum“ in der geografischen Mitte Schönecks in den Nidderauen war damals im Gespräch. Doch in einem städtebaulichen Wettbewerb schlugen Planer vor, keine künstliche Mitte zu errichten, sondern die einzelnen Ortsteile zu stärken. „Diese Ideologie haben wir uns zu eigen gemacht“, sagt Schmidt. Nach und nach entstanden wichtige Projekte: die Nidderhalle in Oberdorfelden, die SKV-Halle in Büdesheim und der Bürgertreff in Kilianstädten.
Die Kontakte zum Nachbarn Niederdorfelden blieben eng. Beispielsweise habe man die Kläranlage gemeinsam errichtet, die aktuell modernisiert wird. Doch dass Niederdorfelden heute kein Ortsteil von Schöneck ist, bedauert Schmidt.
„Die Fusion zur Gemeinde Schöneck war die richtige Entscheidung“, bilanziert Schmidt im Rückblick. Doch: „Es wäre besser gewesen, wenn Niederdorfelden mit dabei gewesen wäre.“ Mit noch mehr Einwohnern hätte man heute vielleicht eine andere Stellung in der Region.
Niederdorfelden bleibt eigenständig
Dass ausgerechnet Büdesheim, das sich immer mehr in Richtung Nidderau orientiert hatte, schließlich zu Schöneck kam und Niederdorfelden, zu dem schon immer enge Kontakte bestanden, selbstständig blieb, ist besonderen Umständen geschuldet. Ursprünglich wollten Oberdorfelden, Niederdorfelden und Gronau fusionieren. Doch die Gronauer Gemeindevertreter stimmten schließlich mehrheitlich für die Eingemeindung nach Bad Vilbel und gehörten damit zum Landkreis Friedberg (heute Wetteraukreis).
Man habe dann zwar versucht, Niederdorfelden als Partner für die neue Gemeinde Schöneck zu gewinnen. Doch der Plan scheiterte. „Nach der 1200-Jahr-Feier von Nieder- und Oberdorfelden hatte es Unstimmigkeiten gegeben. Die Orte haben sich auseinanderbewegt“, erinnert sich Schmidt.
„Schließlich wurde in Niederdorfelden der Beschluss gefasst: Entweder wir bleiben selbstständig oder wir schließen uns Frankfurt an“, berichtet Schmidt. Da der damalige Landrat Martin Woythal nach Gronau nicht auch noch Niederdorfelden als Teil des Landkreises Hanau verlieren wollte, behielt das Dorf seine Eigenständigkeit.

Über drei Jahrzehnte stand Schmidt an der Spitze der Gemeindeverwaltung, in die aktuelle Kommunalpolitik mische er sich heute aber möglichst wenig ein. „Ich kritisiere meine Nachfolger nicht, ich gebe höchstens mal einen freundschaftlichen Hinweis“, sagt Schmidt. Auch wenn es Themen gibt, die ihm unter den Nägeln brennen, wie er im Gespräch mit dem HA verrät. „Die mangelnde Ausweisung neuer Baugebiete sehe ich kritisch“, sagt er. In den vergangenen Jahren sei in dieser Hinsicht zu wenig getan worden. Und auch zum am heißesten diskutierten Thema der vergangenen Jahre hat er eine eigene Meinung: „Meine Position: kein Verkauf des Alten Schlosses“, betont der Altbürgermeister. Der ist aktuell aber ohnehin vom Tisch.
„Ich habe den Job des Bürgermeisters immer gerne gemacht“, betont der Kilianstädter. „Es war unheimlich schön, dass ich für meine eigene Gemeinde etwas gestalten konnte.“
Sein Lieblingsplatz in Schöneck ist übrigens die Hohe Straße. „Die Ausblicke sind immer wieder ein tolles Schauspiel“, sagt er. Der Name der Gemeinde, den Bürger damals in einer Umfrage vorgeschlagen hatten, sei schon richtig. „Schöneck ist ein schönes Eck.“ (Mirjam Fritzsche)