Viele Reihen von Rechenzentren sollen im Gewerbegebiet Kilianstädten entstehen

Die Sitzung des Bauausschusses am Montagabend war mit Spannung erwartet worden. Erstmals stellte sich der Betreiber des geplanten Rechenzentrums in Schöneck der Öffentlichkeit vor (wir berichteten). Zwei Vertreter der Hetzner Online GmbH präsentierten ihr Unternehmen, erläuterten das Projekt in Kilianstädten und beantworteten die Fragen der Ausschussmitglieder. Viele interessierte Bürger, darunter auch zahlreiche Kritiker des Vorhabens, waren unter den Zuschauern. Rederecht wurde ihnen jedoch nicht zugestanden.
Schöneck – Ausschussvorsitzender Markus Mühlebach (CDU) begründete die Entscheidung, die Protestrufe hervorrief, zu Sitzungsbeginn. „Rechtlich ist es so, dass kein Einfluss auf die Beratung genommen werden darf. Das Abstimmungsergebnis könnte später angreifbar sein“, erläuterte Mühlebach. Die Bürger hätten im Rahmen der Offenlegung des Bebauungsplans die Möglichkeit, ihre Einwände einzubringen. Der Antrag der Grünen, den Bürgern doch noch Rederecht einzuräumen, wurde mehrheitlich abgelehnt.
Betreiber will dreistelligen Millionenbetrag investieren
Daniel Biller von der Hetzner Online GmbH stellte dann zunächst sein Unternehmen vor (siehe Infokasten) und erläuterte die Planungen für das Vorhaben im Gewerbepark Kilianstädten Nord II. Geplant sei der Bau von mehreren Rechenzentren. Das Investment liege im dreistelligen Millionenbereich.
Frauke Bonewitz vom Planungsbüro Egel erläuterte den Bebauungsplan. Demnach würde der geplante Kreisel an der L 3009 für das Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II 2023 gebaut (wir berichteten). Baubeginn für das Rechenzentrum könnte im Herbst 2024 sein. Der zweite Bauabschnitt würde dann in der zweiten Hälfte 2026 begonnen. „Es würden immer zwei Reihen von West nach Ost gebaut“, so Bonewitz. Der Endausbau sei für 2035 wahrscheinlich.

Als nächster Schritt folge zunächst die Auslegung des überarbeiteten B-Plans mit der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden. Parallel laufe das Änderungsverfahren des Regionalen Flächennutzungsplans, da Teile des Plangebiets dort noch nicht als Gewerbeflächen ausgewiesen sind. Insgesamt 9,9 Hektar seien als Ausgleichsflächen im Norden und Südosten vorgesehen.
Im ersten Bauabschnitt sei die Realisierung von zwei Rechenzentren-Reihen geplant, informierte Daniel Biller weiter. Dabei würden bereits 20 bis 30 Arbeitsplätze geschaffen. „Wir sind ein Ausbildungsbetrieb, beschäftigen Ingenieure, Fachinformatiker und IT-Servicetechniker“, so Biller. 100 Arbeitsplätze bis 2036 seien „realistisch“, aber versprechen, wie die Entwicklung in den kommenden Jahren laufe, könne er nicht. Zum Thema Gewerbesteuer sagte er: „Wir zahlen ab dem ersten Mitarbeiter in Schöneck Steuern.“ Im vergangenen Jahr habe die Hetzner Online GmbH 19,2 Millionen Euro an Gewerbesteuern an ihren vier Betriebsstätten in Deutschland gezahlt.
Hoffnung auf hohe Gewerbesteuereinnahmen
Ein wichtiges Verkaufsargument für die CDU Schöneck. „Die Finanzlage der Gemeinde ist angespannt. Mit dem Geld kämen wir endlich wieder ins Handeln“, so CDU-Fraktionschefin Carina Wacker. Die Ansiedlung des Rechenzentrums sei „ein Meilenstein“ für Schöneck, betonte sie.
Diskutiert wurde an dem Abend ein Änderungsantrag der Grünen. Sie fordern verschiedene Maßnahmen vom Betreiber, um Flächen- und Energieverbrauch zu senken, unter anderem Fassadenbegrünung, Photovoltaik und Dachbegrünung sowie Abwärmenutzung.
Wolfgang Seifried forderte, dass unbedingt noch externe Expertise hinzugezogen werden sollte. „Der Flächenbedarf bei wassergekühlten Rechenzentren ist deutlich geringer. Ihre Bauweise hingegen ist sehr flächenintensiv“, warf Seifried der Hetzner Online GmbH vor. Das Unternehmen nutzt ein Luftkühlungsverfahren und baut daher 1,5-stöckig. Für den Wunsch der Grünen gab es jedoch keine Mehrheit im Gremium. Lediglich auf die Fassadenbegrünung konnte man sich als Festsetzung einigen. Der Offenlage des B-Plans wurde am Ende mehrheitlich zugestimmt.
Am Donnerstag, 21. Juli, wird sich die Gemeindevertretung mit dem Thema beschäftigen.
Hetzner Online GmbH
Die Hetzner Online GmbH ist ein Webhosting-Dienstleister und Rechenzentrenbetreiber mit Hauptsitz in Gunzenhausen (Mittelfranken). Das Familienunternehmen beschäftigt aktuell 450 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 350 Millionen Euro im Jahr. Neben der Zentrale in Gunzenhausen gibt es drei weitere Rechenzentrumsstandorte in Nürnberg (60 Mitarbeiter), Falkenstein (180 Mitarbeiter), Tuusala/Finnland (50 Mitarbeiter) sowie einen Softwareentwicklungsstandort in München (45 Mitarbeiter). Zudem gibt es einen Standort in Ashburn/USA. Die Hetzner Online GmbH entwickelt und produziert ihre Server selbst. fmi