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Waldbegehung im Buchwald Büdesheim

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Naherholung, Naturschutz und Wirtschaftsfaktor: Buchwald Büdesheim. Foto: Humboldt
Naherholung, Naturschutz und Wirtschaftsfaktor: Buchwald Büdesheim. Foto: Humboldt

Schöneck. Bei der jährlichen Waldbegehung im Buchwald Büdesheim diskutierte Revierförster Heinrich Koch mit Experten und Naturfreunden Möglichkeiten, den Wald zu schützen und zugleich zu nutzen. Neben der lokalen Perspektive ist dabei auch eine globale Sicht wichtig.

Von Michael Humboldt

Dass die Buche derzeit „out“ sei, beziehe sich nur auf den Möbelhandel, meinte Revierförster Heinrich Koch. Denn im Wald sei sie nach wie vor „in“ und sehr dominant. „Die Buche ist auf den hiesigen Böden am Rande der Wetterau konkurrenzlos“, sagt er.

„Man hat immer Schwierigkeiten, sie zu mischen, denn sie sitzt im Schatten und wartet manchmal Jahrzehnte auf ihre Chance. Ginge es nach der Natur, hätten wir hier eine Monokultur“, erläuterte Koch bei der jährlichen Waldbegehung am Buchwald Büdesheim.Lebensraum für Greifvögel schützenIn Kooperation mit dem Landesbetrieb Hessen Forst und dem Umweltausschuss führte der Förster rund 30 Naturfreunde durch den idyllischen Wald und diskutierte dabei auch über mögliche Flächenstilllegungen, die Naturschützer verhindern wollen.Denn der Wald bei Büdesheim ist ein beliebter Brutplatz von Greifvögeln. Derzeit haben dort drei Schwarzmilane, ein vom Aussterben bedrohter Rotmilan und ein Mäusebussard ihre Nester.Höhlenbäume als Brutstätten erhaltenÜber die Möglichkeit, sie zu schützen und gleichzeitig den Wald zu nutzen, diskutierten bei der Waldbegehung auch Bernd Leutnant vom Amt für Umwelt und Naturschutz, Günter Rauch vom Bauamt in Schöneck und Christian Schaefer von Hessenforst. Mit vor Ort war zudem Bürgermeisterin Cornelia Rück.Bernd Leutnant wies darauf hin, dass Milane Höhlenbewohner seien, die man nur in Altholzbeständen antreffe. Er lobte den Forst und bezeichnete den Wald als Kleinod für den Naturschutz, während Schaefer von Hessenforst gleichfalls das Vorurteil für falsch hält, „dass der Naturschutz nur erhalten will und wir alles einschlagen. Wir sind keine Holzhacker. Hier gibt es alleine 35 Höhlenbäume, die alle stehen bleiben.“Wirtschaftlichen Nutzen berücksichtigenDass der Wald nicht nur ein Naherholungsgebiet, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor der Gemeinde sei, musste indes Günter Rauch vom Bauamt einräumen, der einen multifunktionalen Wald anstrebt, in dem auch die älteren Bestände erhalten bleiben sollen.Das Ziel sei immer ein gemischter Wald mit allen Baumarten, betonte der Revierförster, zumal keiner wisse, welche Möbel in 120 Jahren modern seien. „Buchenwälder wären nicht sehr artenreich“, so Koch, der die Eiche aktuell für angesagter hält. „Eichen sind immer hilfreich und wertvolles Naturholz. Doch sie wären auch nicht hier, wenn alles naturbestimmt wäre.“Eichen bei Klimawandel im VorteilAm Buchwald Büdesheim sind die meisten Eichen rund 150 Jahre alt und können bei einer Lebenserwartung von 200 Jahren noch 50 Jahre zulegen.Ihr Vorteil könnte in der Zukunft sein, dass sie beim drohenden Klimawandel mehr Trockenheit vertragen als die Buche, die viel Niederschlag braucht. „Wenn hier mal sechs Wochen kein Regen fällt, müssen wir manchmal die Jugendfeuerwehr verständigen“, berichtete Koch."Gestrüpp" ist neue Generation von BäumenViele Spaziergänger, so der Förster, würden in seinem Bereich oben die schönen Waldbilder loben und unten das Gestrüpp beklagen. „Dabei sind das meist die jungen Bäume für die nächste Generation.“Beim Spaziergang mit seinen Zuhörern deutete er auch auf Bäume mit gebrochenen Ästen, bei denen durch Gewitter und Spechtlöcher die Kronen abgebrochen sind. „Auf normalen Wegen müsste man sie wegen der Gefahren beseitigen. Hier können sie bleiben.“Rohstoffe aus lokalen Wäldern statt aus RusslandAm Rande der Wege zeigte er auch auf Papierholz, das in den nächsten zwei, drei Monaten abtransportiert werde, oder auf Brennholz, das derzeit rund 200 Leute der Gemeinde nutzen. „Auf der Tastatur dieses Waldes gibt es viel, was man noch spielen kann“, freute sich Koch.Hessenforst-Vertreter Schaefer rief indessen dazu auf, auch im Wald global zu denken und lokal zu handeln: „Denn wenn wir hier gänzlich auf den Einschlag verzichten, würde man die Rohstoffe aus Russland oder anderen Ländern holen.“

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