Wappnen für die nächste Hitzewelle

Im kommenden Sommer will der Kreis über einen umfassenden Hitzeaktionsplan verfügen, teilt die Verwaltung mit. Dafür will er auf erprobte Ideen und bekannte Strategien zurückgreifen. Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD) habe zu diesem Zweck eine Lenkungsgruppe unter der Leitung des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr eingesetzt, heißt es in einer Mitteilung.
Main-Kinzig-Kreis - Beteiligt sind die Städte und Gemeinden, das Bauordnungsamt, das Umweltamt mit den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung, Wasserbehörde und Naturschutz sowie die Pressestelle für die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Aufgabe ergebe sich aus dem Hessischen Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst, das auch „Einwirkungen aus der Umwelt auf die menschliche Gesundheit“ einbeziehe. Angesichts der deutlichen Zunahme der Temperaturen auch in unserer Region, sei das Thema Hitzeschutz eine dringende Aufgabe. Unter anderem werde für den 6. Mai ein Hitzeschutztag vorbereitet.
Vorrangig gehe es um Information, Aufklärung sowie konkrete Empfehlungen, wie sich die hohen Temperaturen auf das Wohlbefinden auswirken, welche Risiken drohen und was zu beachten ist. Dabei seien besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen vorrangig zu betrachten, bestimmte Berufsgruppen und Einrichtungen. Aber auch organisatorische und städtebauliche Maßnahmen sollen in das Konzept mit einbezogen werden.
Hitze im Main-Kinzig-Kreis birgt deutliches Risiko für die Gesundheit
Der Kreis habe bereits im Herbst Verwaltungen und Akteure im Gesundheitsbereich kontaktiert. „Mit Hilfe einer Befragung haben wir Informationen darüber erhalten, welche Erfahrungen bisher mit dem Thema Hitze gemacht wurden, welche Hitzeschutzmaßnahmen es in den Einrichtungen bereits gibt und in welchen Bereichen noch Unterstützung benötigt wird“, fasst Christoph Höhn, Leiter des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin, zusammen. „In den Antworten wurde deutlich, dass für eine gelungene Umsetzung bauliche Maßnahmen oder eine finanzielle Förderung hilfreich wären und die Beteiligten sich vernetzen wollen“, so Höhn. Das Phänomen der heißen Sommer werde derzeit noch weitgehend unterschätzt. „Die anhaltende Hitze ist nicht nur eine extreme körperliche Belastung, sondern bedeutet auch ein deutlich erhöhtes Risiko für ernsthafte Schäden oder gar Todesfälle“, berichtet er.
Bereits Temperaturen von über 30 Grad erforderten besondere Eingriffe sowie ein angepasstes Verhalten, auch weil die individuelle Wirkung durch Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und andere Faktoren noch verstärkt werden könne. „Hitzetage“ gab es im vergangenen Sommer auch im Kreis in großer Zahl: Der Deutsche Wetterdienst meldet für die Stationen in Gründau und Schlüchtern 28 beziehungsweise 26 Hitzetage. Ähnliche Werte wurden auch schon 2015, 2018 und 2019 erreicht.
Man verfolge eine zweigleisige Strategie: zum einen, sich mit dem Hitzeschutzaktionsplan auf veränderte Bedingungen einzustellen und zum anderen, mit einem Klimaschutzkonzept gegen den weiteren Klimawandel zu kämpfen. Letzteres soll bis September 2023 fertiggestellt werden.
Öffentlichkeit soll noch mehr aufgeklärt werden
Den Weg zu diesem umfassenden Papier haben André Schnatz und Tamara Rexroth im Rahmen der ersten Sitzung der Lenkungsgruppe kurz vorgestellt. Sie bilden das Klimateam im Kreis-Umweltamt und erstellen eine Bestandsaufnahme für die Kreisverwaltung. Daraus wird dann der Handlungsrahmen abgeleitet, unter anderem zur weiteren Reduzierung der Treibhausgase.
Zudem steht das Thema Klimaanpassung auf der Agenda, es umfasst zum Beispiel bauliche und organisatorische Maßnahmen, die gegen die große Hitze schützen sollen. Wie das konkret aussehen kann, hätten Städte wie Mannheim und Worms vorgemacht. Die Details stellte Alexandra Idler aus dem Fachbereich Klima, Natur, Umwelt der Stadt Mannheim in der Lenkungsgruppe des Kreises vor. Die Ärztin Nathalie Nidens von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit schilderte zudem die Chancen lokaler Bündnisse und Prof. Dea Niebuhr von der Hochschule Fulda erläuterte im Schnelldurchlauf den zuverlässigen Weg zum Hitzeaktionsplan.
Mit diesem „sehr informativen Auftakt“ sieht die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler den Hitzeaktionsplan auf einem „sehr guten Weg“. Als zentrale Bausteine wurden gezielte Öffentlichkeitsarbeit sowie Sensibilisierung und Aufklärung genannt. In den kommenden Monaten soll es tiefergehende Informationen geben, die auf einer entsprechenden Homepage zu finden sein sollen. Für Samstag, 6. Mai, ist besagter „Hitzeschutztag“ geplant, bei dem der fachliche Austausch und die Öffentlichkeitsarbeit im Mittelpunkt stehen sollen. sem