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Abenteuer Campingplatz: „Es ist exklusiver geworden“

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Von Mai bis September auf dem Campingplatz: Heidi und Karl-Heinz Feller aus Obertshausen sind seit 46 Jahren Dauercamper am Badesee Mainflingen. Seit sie Rentner sind, trifft man sie sogar noch öfter an ihrem Stellplatz an.
Von Mai bis September auf dem Campingplatz: Heidi und Karl-Heinz Feller aus Obertshausen sind seit 46 Jahren Dauercamper am Badesee Mainflingen. Seit sie Rentner sind, trifft man sie sogar noch öfter an ihrem Stellplatz an. © Hackendahl

Unsere Sommerserie „Abenteuer Campingplatz“ geht zu Ende. Zum Abschluss berichtet das Ehepaar Feller von seinem Leben auf dem Platz am Badesee Mainflingen.

Mainflingen – Für manche Gäste ist der Seecampingplatz in Mainflingen seit Langem ein fester Bestandteil ihres Lebens. Das Dauercamper-Paar Heidi und Karl-Heinz Feller verbringt bereits seit 46 Jahren den Großteil seiner Freizeit auf einem ufernahen Stellplatz mit Blick auf den Badesee. Im Sommer sind die beiden Rentner aus Obertshausen in ihrer „Campingplatzwelt“ anzutreffen. Diese besteht aus Wohnwagen, Vorzelt und kleinem Vorgarten.

„Wir waren Mitte der 1970er Jahre zum Schwimmen das erste Mal am Badesee und haben anschließend einen Spaziergang um den See gemacht“, erinnert sich Heidi Feller. „Damals gab es im vorderen Bereich des Campingplatzes etwa 30 Camper, die in Holzhütten übernachteten. Wir haben damals den Platzwart gefragt, ob wir hier auch campen dürfe. Er sagte uns zu und daraufhin haben wir einen Wohnwagen gekauft.“

Die Fellers waren, so erzählen sie, an einem sonnigen Morgen die Ersten, die in diesem Bereich des Seeufers stehen durften. „Damals waren noch keine Sanitäranlagen vorhanden, nur ein Plumpsklo. Auch gab es keinen Wasser- oder Stromanschluss.“

1976 stellen die Fellers ihren Wohnwagen auf dem Campingplatz in Mainflingen auf

Bevor die Fellers 1976 ihren Wohnwagen aufstellen konnten, mussten sie an ihrem Stellplatz erst mal den Baumaufwuchs roden, Überreste von Baubuden der ehemals Bongschen Kieswerke sowie den auf der Wohnwagen-Stellfläche abgelagertem Beton entsorgen. „Mitte der 1970er Jahre waren die Bongschen Kiesbuden noch in Betrieb. Wir stellten unseren Wohnwagen auf eine vorhandene Betonplatte“, erinnern sich Heidi und Karl-Heinz Feller. „In Eigenregie haben wir später dann einen Graben zum Verlegen des Stromkabels gebuddelt. Die gegenüberliegende Sanitäranlage wurde erst 1983 gebaut.“ Von Mai bis September sind die „Mittsiebziger“ inzwischen auf dem Seecampingplatz anzutreffen. „Ein oder zwei Mal in der Woche fahren wir nach Hause und schauen ob alles in Ordnung ist“, erzählt Heidi Feller.

„Unser Sohn Jens ist damals auf dem Campingplatz groß geworden. Und als Karl-Heinz noch arbeitete, ist er von hier aus auf die Arbeit gefahren“, erinnert sie sich gerne an unbeschwerte Zeiten zurück. Damals seien die Kinder und Jugendlichen abends runter an den Badestrand, haben Gitarre gespielt und Lieder gesungen. Tagsüber tobte sich der Campingplatz-Nachwuchs beim Tischtennis und Volleyball aus – auch heute noch gern wahrgenommene Sportaktivitäten. „Die Kinder haben im See schwimmen gelernt und auch Schwimmabzeichen abgelegt“, sagen die Fellers.

„Es herrschte eine schöne Gemeinschaft, und wir haben damals viele Freundschaften geknüpft. Allerdings sind auch schon viele unserer Freunde verstorben“, bedauern die Fellers.

Campingalltag am Badesee in Mainflingen ist abwechslungsreich

Ihren 50 Jahre alten Wohnwagen mussten sie vor drei Jahren entsorgen, er war in die Jahre gekommen. Zudem musste auf behördliche Anordnung die Betonplatte unter dem Wohnwagen beseitigt werden. „Das war mit viel Arbeit verbunden, danach musste unser Stellplatz neu angelegt werden“, sagen die beiden Renter. Daran denken sie ungern zurück. „Vor drei Jahren haben wir dann diesen modernen Wohnwagen gekauft.“

280 Dauercamperplätze, viele davon mit Seeblick, gibt es auf dem Seecampingplatz in Mainflingen.
280 Dauercamperplätze, viele davon mit Seeblick, gibt es auf dem Seecampingplatz in Mainflingen. © Hackendahl

Der Campingalltag der beiden ist abwechslungsreich. „Mein Mann geht täglich zwei Mal schwimmen, jeweils eine habe Stunde. Dann macht er einstündige Fahrradausflüge, während ich hier relaxe. Wir spielen oft Rommé, besuchen unsere Nachbarn, um zu plaudern“, sagt Heidi Feller. Die Zweisamkeit wird auch beim Kaffeetrinken und Abendessen, das mal aus Grillen, mal aus Kochen besteht, gepflegt. Und ab und an darf auch mal der Pizza-Service bei den Fellers am Wohnwagen vorfahren.

Gemeinschaftsgefühl war früher größer, so das Ehepaar Feller aus Obertshausen

Früher mit den festen Hütten hat es ein größeres Gemeinschaftsgefühl gegeben, habe sie festgestellt. Und: „Bis vor 20 Jahren gab es hier auch noch einen Nikolaus-Event. Man hat sich auch im Winter getroffen etwa zum Schlittschuhfahren auf dem See“, sagt sie. Doch auch ohne Nikolaus-Veranstaltung wird im Winter der Stellplatz besucht. „In den Wintermonaten kommen wir so alle ein, zwei Wochen hier vorbei, schauen nach dem Rechten und trinken ein Tässchen Kaffee.“

Camping sei im Gegensatz zu früher exklusiver geworden, sagen sie. Zelt und Luftmatratze sind Wohnwagen gewichen. Während früher von den Dauercampern ein fixer Mietbetrag für den Stellplatz zu zahlen war und der Müll zur Entsorgung mit nach Hause genommen wurde, werde die Stellplatzmiete pro Quadratmeter gezahlt. Hinzu kommen Kosten für Strom, Wasser und die Müllentsorgung. „Im Gegensatz zu früher ist der Service allerdings besser geworden“, stellt Heidi Feller klar. Schließlich sei auch das Plumpsklo längst Geschichte.

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