Forschungsprojekt Zellkirche: Schicksal einer der Glocken geklärt

Der Geschichts- und Heimatverein Mainhausen hält an seinem Forschungsprojekt Zellkirche fest. Nun ist das Schicksal einer der Glocken geklärt.
Zellhausen – Das Forschungsprojekt Zellkirche beschäftigt weiterhin den Geschichts- und Heimatverein Mainhausen. Nach Angaben von Dr. Ludwig Stenger aus dem Vereinsvorstand wurde das Gotteshaus im August/September 1815 auf Abbruch versteigert, die beiden Glocken wurden verkauft. Die Verhandlungen zwischen der „Kirchenprofeßion zu Seligenstadt“ und der „Präsenz des ehemaligen Stifts zu Babenhaußen“ hatten zu einer richterlichen Entscheidung geführt: Die Kirche war zu versteigern. Vom Erlös – einschließlich der beiden Glocken – erhielt die Gemeinde Zellhausen zwei Drittel, die Präsenz ein Drittel.
In einem Gutachten vom 29. Januar 1812 schätzte Schultheis Dieß aus Zellhausen auf der Basis der Kirchenabmessungen die bei einer Versteigerung zu erzielenden Einnahmen ab. Nach seinen Angaben war die Kirche 8,7 Meter hoch, 8,7 Meter breit sowie 19,6 Meter lang. Er taxierte den möglichen Erlös auf 142 Gulden für die Kirche. 40 Gulden für die kleinere, 97 Pfund schwere und 144 Gulden für die größere Glocke.
Den Zuschlag für die Kirche erhielt Baumeister Grimm aus Zellhausen für 125 Gulden, da kein größeres Gebot einging. Die kleinere Glocke ging für 80 Gulden und 30 Kreuzer an Jakob Emmerich aus Wehrheim bei Usingen, die größere für 124 Gulden an Schultheis Bruder aus Obertshausen, Amt Heu-senstamm. Die Zellkirche wurde zwischen 1816 und 1820 abgerissen.
Aktuelle Recherchen zu den Glocken waren nur in einem Falle erfolgreich. Demnach hat sich eine Privatperson aus Wehrheim für den Ursprungsort der kleinen Glocke interessiert. Stenger erfuhr bei dieser Gelegenheit, dass die Glocke einst als Geschenk an ein Kloster im Saarland weitergegeben wurde. Da das Kloster inzwischen geschlossen sei, versuchten die Wehrheimer wieder in den Besitz der Glocke zu gelangen. Weniger erfolgreich war eine Anfrage bei der Stadt Obertshausen. Zwar gab es dort Pläne, sie in einer Wallfahrtskapelle zu installieren, allein die Glocke ist wohl nicht mehr auffindbar.
Von einem Glockenturm hatte Schultheis Dieß damals nicht berichtet. Es darf daher angenommen werden, dass die beiden Glocken in einem Dachreiter aufgehängt waren. Auch ein Anbau für eine Sakristei wurde nicht erwähnt.
Vom „Grund und Bottem des Kirchhofs“ berichtet Dieß, dass dieser nur „ein Steinbuckel und Kieslage seye und sich samet Kiergen auf 30 Ruten“ belaufe (rund 395 Quadratmeter), allerdings mit der Einschränkung, dass „wier im gerinnsten keine Beschreibung des Maßes haben.“ Möglicherweise hat Dieß die Fläche des Kirchhofs im Verhältnis zur Kirche als zu klein eingeschätzt.
Aus einem Blatt von 1779 aus der Versteigerungsakte ging ebenfalls hervor, dass eine Reparatur der Kirchhofmauer und des Tors sechs Gulden gekostet hat. Daraus folgt, dass es noch Ende des 18. Jahrhunderts eine Mauer mit einem Tor um die Zellkirche gegeben hat. Auch diese Mauer wird, wie der Turm, nicht in die Versteigerungsmasse eingerechnet. Möglicherweise war sie um das Jahr 1812 bereits abgebrochen, was den Steinbuckel und die Kieslage erklären könnte. (tku)