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Kirchenchor St. Kilian Mainflingen stellt Singen vorerst ein

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Der Kirchenchor St. Kilian bei seinem letzten Auftritt, dem 200-jährigen Kirchenjubiläum im Juli 2022.
Der Kirchenchor St. Kilian bei seinem letzten Auftritt, dem 200-jährigen Kirchenjubiläum im Juli 2022. © Bonifer

Mehr als 90 Jahre sang der Kirchenchor St. Kilian Mainflingen in Gottesdiensten, auf Festen und Konzerten. Doch jetzt ist erst einmal Schluss, die Chorarbeit wird vorerst eingestellt.

Mainflingen – Knapp 24 Sängerinnen und Sänger waren zuletzt noch im Kirchenchor aktiv, nicht alle konnten aber regelmäßig zu den Proben kommen, erzählt die bisherige Vorsitzende Steffi Appel.

Zu Hochzeiten sei der Chor mit 44 Aktiven aufgetreten, achtstimmig habe man damals gesungen. „Jetzt saßen im Tenor teilweise nur zwei Leute, da war es auch vierstimmig schon schwierig“, sagt Appel.

Einer der Hauptgründe dafür, dass der Kirchenchor nun erst einmal nicht mehr zusammen auftritt, sei aber der fehlende Proberaum. Seit das Kilianushaus 2020 zur Kita umfunktioniert wurde, fehlt den Sängern ein Ort zum Üben. Zwar konnten sie in die Kirche ausweichen, im Winter war das aber zu kalt. Die Pandemie erschwerte die Probenarbeit noch mehr, Auftritte gab es zunächst auch keine.

Jahrzehntelang war der Kirchenchor St. Kilian eine feste Größe in Mainflingen. 1930 von 22 Männern gegründet, öffnete er sich 1990 auch für Frauen und trat seitdem als gemischter Chor auf. Vor allem zu den Hochfesten der katholischen Kirche, wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten war der Chor in den Gottesdiensten im Einsatz. „Dieses Weihnachten haben wir zum ersten Mal nicht gesungen“, sagt Appel.

28 Jahre lang fest an der Seite des Chors: Dirigent Ronald Pelger, studierter Sänger und Chorleiter und selbst ausgebildet bei den Regensburger Domspatzen. „Mit Herrn Pelger war der Chor immer auf einem hohen Niveau“, sagt Steffi Appel. Das Repertoire reichte von Bach über Mendelssohn Bartholdy und Vivaldi bis zu Messen von Mozart und Dvorak. Mit schwindenden Mitgliedern musste irgendwann aber auch die anspruchsvolle kirchliche Chorliteratur zurückgeschraubt werden.

Im November wurde Dirigent Pelger schließlich verabschiedet, dabei zogen sich auch einige Vorstandsmitglieder aus Altersgründen zurück. Auch Steffi Appel legte nach 27 Jahren ihr Amt als Vorsitzende nieder. Schon vor vier Jahren hatte die jetzt 70-Jährige diesen Schritt angekündigt, eine Nachfolge fand sich aber nicht. Ein weiterer Grund, warum es den Kirchenchor in seiner bisherigen Form nicht mehr gibt.

Die Zahl der Sängerinnen und Sänger zeigt: Singen wollen viele noch. Im Vergleich zum Kirchenchor in Rodgau-Dudenhofen, der kürzlich ebenfalls aufgelöst wurde und zum Ende noch knapp zehn Sänger zählte, stand der Mainflinger Chor mit seinen 24 Aktiven noch gut da. Schwierig wird es dann, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen.

95 Mitglieder hatte der Verein zuletzt noch, das Durchschnittsalter unter den aktiven Sängern lag zwischen 75 und 80 Jahren. Von ihnen will und kann sich niemand mehr ein Vorstandsamt aufhalsen. Nachwuchs – sowohl für den Chor selbst, als auch für den Vorstand – gibt es nicht.

Vor einigen Jahren habe man Flyer verteilt und zu den Chorproben eingeladen, um für den Chor zu werben. Viel bewirkt hätte das aber nicht.

Ob sich die Menschen möglicherweise vor der „Kirche“ im „Kirchenchor“ scheuen? Das glaubt Steffi Appel nicht. „Wir würden auch ausgetretene Mitglieder nehmen. Wichtig ist, dass sie Spaß am Singen und Interesse an kirchlicher Chorliteratur haben.“

Bereit sein, an Gottesdiensten teilzunehmen, müsste man natürlich auch. „Der Gottesdienst in Mainflingen beginnt ja schon um neun Uhr . Eine Stunde vorher treffen wir uns zum Einsingen. Bei vielen jungen Leuten ist das schwierig, da braucht man schon einen Bezug zur Kirche“, meint Appel.

Hoffnung, dass das Aus des Kirchenchors noch nicht endgültig ist, steckt sie in Pfarrer Stefan Selzer. Er hat das Amt 2021 übernommen. Seitdem kämen wieder mehr junge Menschen zu den Gottesdiensten. Potenzielle Neuzugänge für den Kirchenchor also. Einen neuen, kleineren Chor mit anderem Dirigenten schließe zumindest niemand ganz aus.

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