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Ehrenamtliche und Schüler sammeln Spenden für Geflüchtete

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Von: Stefan Mangold

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Viele Spenden gesammelt: Jenny und Emilia Geisler (von links), Nadine und Julius Lorenz sowie Eleonore Blöcher.
Viele Spenden gesammelt: Jenny und Emilia Geisler (von links), Nadine und Julius Lorenz sowie Eleonore Blöcher. © man

Es scheint nie ein Ende zu nehmen mit Hunger, Tod und Flucht, die Folgen aller Kriege. Flüchtlingshelfer in Mühlheim kümmern sich um jene, die unter den Folgen leiden und ihre Heimat verlassen müssen. Schüler der Heinrich-Böll-Schule aus Rodgau halfen nun mit.

Mühlheim – Emilia Geisler erzählt im Kontaktwerk an der Ludwigstraße, wie die Idee entstand, in Rodgau Sachspenden zu sammeln, um sie Bedürftigen zu geben. Die 13-Jährige spricht von einem Projekt in ihrer Klasse mit dem Titel „WTW“, das Kürzel für „Wir tun was“. Ursprünglich sei die Idee gewesen, einen Hilfstransport in eines der Länder zu fahren, in dem seit Jahrzehnten Verbände aufeinander schießen und außerdem immer wieder der ewige „Krieg gegen den Terror“ auflodert. Emilia erzählt, auf die Idee sei man durch eine somalische Mitschülerin gekommen. „Es wäre jedoch viel zu gefährlich gewesen, mit einem Transporter dorthin zu fahren“, erklärt Nadine Lorenz, die Lehrerin von Emilia.

Verschiedene Kinderheime hatten auf Anfrage geantwortet, für Sachgüter keinen Bedarf zu haben. Die Mühlheimerin Lorenz fragte deshalb bei Eleonore Blöcher an, die Frau mit dem Sinn für kurze Wege und schnelle Lösungen. Durch ihren Kontakt fanden Flüchtlinge in der Gesellschaft für Abgastechnik mbH Arbeit, das Unternehmen, das ihr Sohn Thorsten Blöcher gründete und bis zu seinem Tod vor zwei Jahren führte.

Nadine Lorenz kennt fast ihr ganzes Leben Eleonore Blöcher, die Jahrzehnte den Kindergarten im Markwald leitete, in dem auch die mittlerweile 37-Jährige einst ihr Butterbrot auspackte. Lorenz fragte bei Blöcher an, ob es Sinn macht, wenn die Rodgauer Kinder im Ort nach Sachspenden für Flüchtlinge fragen. Blöcher, die 1934 in Breslau zur Welt kam und sich noch an Bomben und Flucht erinnert, hatte präzise Vorstellungen: „Keine Kleider, keine Möbel.“ Bei Textilien landet in der Regel eher bescheidener Schick im Sack, für Mobiliar fehlt im Kontaktwerk der Platz. „Decken, Handtücher, Seife, Spiele und vor allem Geschirr“, wünschte sich Blöcher. Denn die meisten, die hier das erste Mal aufschlagen, wünschen sich einen ganz bestimmten Gegenstand: „Alle brauchen einen Topf!“

Fünf Heinrich-Böll-Schüler waren schließlich in Rodgau unterwegs. Eingebettet ist das „Wir tun was“-Projekt in die „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“, wie Natalie Lorenz erklärt.

Die Punkte beinhalten etwa, die Armut zu bekämpfen und den Geschlechtern die gleichen Rechte zu geben. Kurz bevor das Quintett mit dem Bollerwagen durch den Ort zog, um einzusammeln, was die Menschen entbehren können, waren russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. „Das erhöhte natürlich die Spendenbereitschaft“, berichtet Jenny Geisler, die Mutter von Emilia Geisler, die wie Natalie Lorenz die Sachen in ihren Autos von Rodgau nach Mühlheim fuhr.

Der Krieg dürfte länger dauern, als die Invasoren das vermuteten. Es werden noch viele Menschen sterben und fliehen müssen. Deshalb werden noch mehr ukrainische Frauen vorbeischauen – wie die Familie mit Mutter, Tochter und Enkelkind. Ursula Vitze begrüßt die drei. Im Anschluss zeigt ihnen Norbert Schüler den Raum, in dem sich vor allem Gegenstände für den Haushalt finden lassen. Emilia gibt der Mutter noch ein Dominospiel als Geschenk mit auf dem Weg. Der Frau fließen die Tränen die Wangen herunter.

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