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„Chaos pur“: Schule im Kreis Offenbach geht gegen falschparkende Eltern vor

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Von: Jan Lucas Frenger

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Die Kinder an der Goetheschule in Mühlheim weisen gemeinsam mit Elternbeirat und Lehrern Falschparker in ihre Schranken und werben obendrein dafür, das Auto stehen zu lassen.

Mühlheim – „Zu Fuß zur Schule tut uns gut“ oder „Hier nicht halten, auch nicht kurz“: So steht es mit Buntstiften auf den zahlreichen Plakaten geschrieben, die von den Kindern der Goetheschule an diesem Morgen mit großer Begeisterung in die Höhe gereckt werden. Gemeinsam mit Lehrkräften und Mitgliedern des Elternbeirats stehen die Grundschüler vor dem Eingangstor des Horts sowie am Wendehammer um die Ecke, beobachten genau, ob sich die Autofahrer an die Regeln halten.

Immer wieder kommen Fahrzeuge vorbei, halten kurz am Straßenrand und setzen Kinder ab. Nur allzu oft bleiben die Autos dabei in den Halteverbotszonen stehen, die rund um die Schule eingerichtet sind und blockieren den nachfolgenden Verkehr – und das, obwohl mehrere Schilder auf die Regelung hinweisen, direkt gegenüber befindet sich zudem ein großer, öffentlicher Parkplatz. Der Nachwuchs lässt das nicht durchgehen, quittiert die Verstöße prompt mit lautstarken Protesten. „Hey, hier darf man nicht parken“, rufen sie beinahe unisono und wedeln wild mit ihren Plakaten.

Goetheschule in Mühlheim: Eltern ignorieren Schilder

„Viele Eltern ignorieren die Verbote einfach, setzen ihre Kinder direkt vor der Tür ab und bleiben dann auch noch so lange dort stehen, bis der Nachwuchs im Gebäude verschwunden ist“, berichtet Rektorin Yvonne Botsch. „Es ist fast immer alles zugeparkt, morgens bilden sich zudem regelmäßig Staus – es herrscht das pure Chaos.“ Dadurch sei es bereits mehrfach zu gefährlichen Situationen gekommen, Schüler beinahe überfahren worden.

Trotzen dem Wetter: Die Kinder der Goetheschule präsentieren ihre selbst gebastelten Plakate und weisen Autofahrer auf die gültigen Verkehrsregeln hin.
Trotzen dem Wetter: Die Kinder der Goetheschule in Mühlheim präsentieren ihre selbst gebastelten Plakate und weisen Autofahrer auf die gültigen Verkehrsregeln hin. © frenger

Damit soll jetzt endlich Schluss sein. Elternbeirat und Lehrkräfte beschließen, die Falschparker nun erstmalig im Rahmen einer mehrtägigen Verkehrsaktion zu konfrontieren. Seit Anfang der Woche stehen sie daher jeden Morgen gemeinsam mit den Kindern an den bekannten Gefahrenstellen und versuchen, die Eltern für das Thema zu sensibilisieren – auch wenn längst nicht alle mit Verständnis reagieren.

„Einige fühlen sich ertappt, sind gereizt und werden dann sogar noch ausfällig“, sagt Schulleiterin Botsch und ergänzt: „Ich kann mir aber auch vorstellen, dass vielen Leuten in ihrer morgendlichen Hektik gar nicht bewusst ist, wie gefährlich ihr Verhalten eigentlich ist.“ Doch die Verantwortlichen lassen sich nicht entmutigen. Noch bis Freitag, 10. März, wollen sie mit den Falschparkern in den Dialog treten, Flyer verteilen und obendrein dafür werben, den Nachwuchs auch mal zu Fuß zur Schule zu schicken.

Stempelaktion in Mühlheim: „Zu Fuß zur Schule“

Am letzten Aktionstag warten die Mitglieder des Elternbeirats daher auf den bekannten Routen und verteilen Stempel an die Kinder, die den Weg zur Goetheschule zu Fuß, mit dem Roller oder auf dem Fahrrad zurücklegen. Dort angekommen, erhalten sie eine kleine kulinarische Belohnung. Auf diese Weise wolle man die Schüler zusätzlich motivieren, auf ihre Eltern zuzugehen und darum zu bitten, das Auto stehen zu lassen, erläutert Botsch.

Beim achtjährigen Benjamin dürfte das allerdings nicht mehr nötig sein, er laufe auch jetzt schon jeden Tag zur Schule. „Ich bin noch nie mit dem Auto gefahren worden“, sagt der Drittklässler stolz. Er selbst habe noch nicht erlebt, wie es vor der Einrichtung zu einer gefährlichen Situation gekommen ist, wünscht sich aber trotzdem, dass die Eltern lieber den normalen Parkplatz nutzen. „Sonst kann es passieren, dass ein Kind verletzt wird“, mahnt Benjamin.

Verkehrsaktion von Mühlheimer Schule: Ergebnisse sollen Planungsbüro vorgelegt werden

Sein Klassenkamerad Julian sieht das ganz ähnlich, auch er macht sich Sorgen, dass etwas Schlimmes passieren könnte. „Zum Beispiel, dass aus Versehen mal ein Kind umgefahren wird“, gibt der Achtjährige zu bedenken. Er selbst habe aufgrund der unübersichtlichen Situation schon häufiger Angst gehabt und wünscht sich von den Erwachsenen mehr Rücksicht: „Die Autofahrer sollen die Schilder lesen, sich an die Regeln halten und ihre Kinder auch mal zur Schule laufen lassen.“

Die Ergebnisse will die Goetheschule im Anschluss einem Planungsbüro vorlegen. „Dann können uns die Fachleute beraten, wie wir die Situation noch sicherer gestalten können“, gibt Yvonne Botsch einen Ausblick. Erster Stadtrat Alexander Krey (CDU), auf Einladung ebenfalls bei der Aktion vor Ort, hält das für eine gute Lösung. „Es gibt immer Möglichkeiten, hier geht es vor allem auch darum, die Eltern möglichst effektiv zum Parkraum, der ja durchaus vorhanden ist, zu lotsen.“ (Jan Lucas Frenger)

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