Aufbruch in „Gebrochene Welt“

Robin musste man nicht erst ein Buch in die Hand drücken. Der 20-jährige Mühlheimer war schon immer daheim zwischen den Regalen in Buchläden und der Stadtbücherei.
Mühlheim - Die Bibliothekarin in der Willy-Brandt-Halle kennt er mit Vornamen, jetzt brachte er ihr sein jüngstes Werk mit, „Gebrochene Welt“.
Klar, die Präsenz seiner Geschichtensammlung in der Leihbücherei könnte dazu führen, dass weniger Exemplare im Internet bestellt werden. Rund 100 Bücher hat der Autor von seinen ersten beiden Bänden verkauft. „Das Vermächtnis der Dämonen“ und „Der Untergang der Dämonen“ beschäftigen sich mit einer Fantasiewelt, erzählen mit viel wörtlicher Rede und aus der Ich-Perspektive. Robin bedient sich einer „sehr bildlichen Beschreibung“, sagt er selbst über sein Erstlingswerk. „Fantasiewesen haben mich schon immer fasziniert.“
Auch in seinem dritten Werk geht es um Dark-Fantasy, „nicht unbedingt um Horror, aber um finstere, grausame Ungetüme und irreale Situationen“, definiert der Verfasser. Seine Erzählungen sind bodenständiger geworden, schildern eine Mischung aus „Charakteren in unserer Welt, die gegen übermenschliche Einflüsse vorgehen“. In „Erstarrt vor Kälte“ kippt der Klimawandel plötzlich, alles gefriert, eine kleine Gruppe kämpft ums Überleben. „Bei mir gibt’s selten ein Happy End“, verrät er.
Seine erste Kurzgeschichte entstand bereits 2016. Jetzt hatte er genügend Stoff für eine Neuerscheinung zusammen. „Ich habe das immer als Neben-Projekt fortgesetzt. Wenn ich keine Lust hatte, am großen Roman zu arbeiten, dann habe ich eben einen kleinen geschrieben. Das hat nie länger als zwei Tage gedauert.“
15 Beiträge hat er gesammelt, die ersten drei hängen zusammen. Nummer acht umfasst 90 Seiten. „Eigentlich ein eigenes Buch“, sagt der Herausgeber, „aber dafür ist es wieder zu kurz“. Die letzte Geschichte hat er nur angefangen, dann haben neun Freunde weitergeschrieben, die sich alle im Autorenzirkel Kaira treffen, „kreative Autoren in redseliger Atmosphäre“. Die Runde sei hervorgegangen aus der Schreibwerkstatt im „Tintenfleck“ von Adrianne Hermina Popa im Südring. Bereits als Kinder haben sie dort vor zehn Jahren Anthologien veröffentlicht. Bisher ist Robin aber der Einzige, der eigene Werke publiziert hat. „Einer ist auch fertig, da fehlt nur noch der Feinschliff.“ Bei Kaira reden, lesen und kommentieren sie Texte, geben sich gegenseitig Tipps.
Das System „Print on demand“ habe den Vorteil, dass kein Lagerbestand finanziert werden muss. Es wird nur auf Bestellung gedruckt. Allerdings bleibe auch die Werbung einem selbst überlassen, erläutert der Schreiber. Seine Fantasy-Romane sind aber auch über Libri und Umbreit, die Plattformen der Großhändler des Buchhandels, bestellbar, online zudem über die großen Häuser Hugendubel und Thalia. Der Mühlheimer Buchladen hält einige Exemplare vorrätig und jetzt eben auch die Stadtbücherei.
Mit „Gebrochene Welt“ soll auch Ältere angesprochen werden. Die Erzählungen haben mehr Bezug zur Realität, sind aber oft deutlich düsterer, unterscheidet der Autor. Dazu habe er sich zuletzt mehr an Steven King und H. P. Lovecraft orientiert. Die Protagonisten sehen keinen Ausweg, kämpfen jedoch, um die Welt zu retten: „Es gibt immer einen Hoffnungsschimmer“, sagt der Lehrling im Frankfurter Haus des Buches. Joshua Saat hat das düstere Cover gestaltet, ein Kumpel seit der sechsten Klasse. » robin-band.jimdofree.com.
VON MICHAEL PROCHNOW