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Aus einem Aquarell-Kurs der Volkshochschule ist in Mühlheim ein fester Malkreis geworden

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Seit vielen Jahren treffen sich die Damen vom Malkreis mit „Müllerborsch“.
Seit vielen Jahren treffen sich die Damen vom Malkreis mit „Müllerborsch“. © M

Glücklich guckt der Müllerborsch nicht von seinem Platz auf der Veranda hoch über dem Grünen See. Fühlt er sich unwohl als Hahn im Korb? Oder vermisst er die Mühlheimer Kerb, über die er früher seinen Mehlsack schwang? – Es muss die Erinnerung an den Weihnachtsmarkt 2000 sein, die den Blick der Puppe traurig wirken lässt, sind sich die acht Damen vom Malkreis einig.

Mühlheim - Alles begann mit einem Aquarell-Kurs bei Othmar Meier in der Volkshochschule, für den sich sechs Frauen angemeldet hatten. Nach zwei Semestern führte der Leiter die gesellige Runde nicht weiter, „dann haben wir uns halt privat getroffen“, erläutert Lydia Büchs aus Lämmerspiel. Im April 1980 haben die Talente sogar eine eigene Malstubb’ in einer ehemaligen Babbscher-Werkstatt in einem idyllischen Fachwerkhaus an der Kirchborngasse eröffnet.

„Zeitweise waren wir ein Dutzend“, berichtet Künstlerin Büchs, heute seien sie noch zu neunt. „Und das hat alles nur funktioniert, weil keine Männer dabei sind“, behaupten die Malerinnen mit einem Lachen. „Nur einmal war ein Mann da“, erinnert die Sprecherin. „Der Briefträger Uwe, der hat Bauernmalerei gemacht und stand auch fürs Aktzeichnen bereit“, plaudert die Lämmerspielerin. „Aber dazu kam’s nicht. Seine Frau hat’s ihm verboten – zu viele Damen.“

„Wir haben viel erzählt, es war eine ganz lockere Atmosphäre ohne Zwang“, zeichnet Doris Müller ein Bild von der Runde. Manche haben Werke von zu Hause mitgebracht, „es waren immer zwei schöne Stunden, und anschließend sind wir in eine Gaststätte gegangen.“ Sommers haben sie gar ein Straßenfest organisiert und ab 1994 am Weihnachtsmarkt teilgenommen. So haben sie die Miete für die Werkstatt, Material und so manch’ Geselligkeit finanziert.

Bilder haben sie beim Budenzauber nicht verkauft. „Die Leute wollten nur gucken“, lautet die Erfahrung. Dekorationsartikel aber gingen sehr gut: Püppchen, Kinderwagen aus Nussschalen und Gestecke. Kalter Punsch „lief wie Lottchen“, Schmalzbrote und Glühwein. Für die Gestaltung ihres Stands holte die Gruppe oft den ersten Preis. Da hingen ein Riesen-Nikolaus oder pummelige Engel über der Auslage oder „des Müllers Burschen“.

Schon früh haben sie sich gegen Ausländerfeindlichkeit formiert, für die Ausstellung des früheren Künstlerkreises gegen Gewalt und Hass gemalt: „Wo die Kultur wegbricht, ist Platz für Gewalt!“ zitieren sie den Regisseur August Everding. Später fertigte das Team Bühnenbilder für die Mühlheimer Komödianten, für die „Salzprinzessin“ und die „geteilte Insel“. Für ein anderes Stück entstanden Marionetten.

Heute kommen die Frauen alle vier Wochen zusammen, um ihre Freundschaft zu pflegen. Sie speisen am Grünen See oder im Kapellenhof in Hausen. Auf ihrem Plan stehen aber auch Besuche der Schirn, von Museen und Ateliers in Frankfurt. Ausflüge führten sie nach München oder Würzburg. „Wir sind füreinander da, wenn eine krank ist“, betont Lydia Büchs, „das ist nicht nur eine oberflächliche Beziehung.“

„Es hat uns sehr viel Spaß gemacht“, resümiert die Mitorganisatorin. Doris Müller hat mit ihr VHS-Malkurse für Kinder gegeben, Tupftechnik mit Schablonen vermittelt. Sie arbeitet zudem mit gerissenem japanischem Papier und Feder-Applikationen. „Ich möchte immer was Neues ausprobieren“, sagt sie. Barbara Postleb malt weiter mit Öl- und Acrylfarben. Marianne von Puttkamer-Deich hat Kunstpädagogik und Werken zum Beruf gemacht und als Lehrerin unterrichtet. Zur Gemeinschaft gehören auch Katja Gribowski, Pia Ganzwohl, Elke Winter, Ellen Gerhard-Pistor und Maria Rügenberg. (Michael Prochnow)

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