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Pflanzen von Gräbern geklaut: Blumenräuber auf Mühlheimer Friedhof unterwegs

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Von: Jan Lucas Frenger

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Leere Vase: Mit diesem Anblick sehen sich Mühlenstädter auf dem Friedhof in der Bieberer Straße immer häufiger konfrontiert. Seit Anfang des Jahres verschwinden dort regelmäßig Pflanzen aus Beeten und von Gräbern.
Leere Vase: Mit diesem Anblick sehen sich Mühlenstädter auf dem Friedhof in der Bieberer Straße immer häufiger konfrontiert. Seit Anfang des Jahres verschwinden dort regelmäßig Pflanzen aus Beeten und von Gräbern. © frenger

Eine Diebstahlserie auf einem Mühlheimer Friedhof stellt Polizei und Stadt vor Rätsel. Es verschwinden regelmäßig Pflanzen von Gräbern.

Mühlheim – Ob Gestecke, Kränze oder ganze Setzlinge: Seit Anfang des Jahres fällt der Grabschmuck auf dem Alten Friedhof in der Bieberer Straße immer wieder Diebstählen zum Opfer. Der oder die Täter schrecken dabei auch nicht davor zurück, bereits gepflanzte Blumen wieder auszubuddeln. Die Liste der Betroffenen wächst, bisher ist es jedoch nicht geglückt, dem pietätlosen Treiben ein Ende zu setzen.

„Das ist wirklich ärgerlich, der Grabschmuck kostet Geld und hat für einige Menschen zudem einen hohen, sentimentalen Wert“, gibt Hannelore Härtl, Inhaberin des gleichnamigen Blumengeschäfts in der Apfelbaumgasse, zu bedenken. Die 63-Jährige bringt für ihre Kunden regelmäßig Pflanzen auf den Friedhof, dekoriert die Ruhestätten und habe dabei schon mehrfach bemerkt, dass ihre floralen Arbeiten nach kürzester Zeit abhandenkommen. So seien etwa Schalen mit Blumen, die sie am Vortag auf den Gräbern platziert hatte, über Nacht geleert und einzelne Setzlinge aus den Beeten entnommen worden, berichtet Härtl. „Unsere Kunden wundern sich und fragen, weshalb wir die Gräber nicht entsprechend bestückt haben“, so die Floristin. „Wir machen jetzt immer Bilder, um zu beweisen, dass wir etwas hingestellt haben.“

Mühlheim: Floristin und Kunden rätseln über Motive für Diebstähle auf Friedhof

Laut der Mühlheimerin sind schon im vergangenen Jahr vereinzelt Pflanzen vom Alten Friedhof entwendet worden, seit Anfang 2023 hätten die Diebstähle jedoch massiv zugenommen. „Alleine bei uns sind mittlerweile sieben bis acht Kunden davon betroffen – das ist schlimm“, meint Härtl. Immerhin: Gräber seien bei den illegalen Aktionen bisher nicht beschädigt oder verwüstet worden.

Die Gewerbetreibende und ihre Kunden rätseln derweil über mögliche Motive. „Ich könnte mir vorstellen, dass jemand die Pflanzen mit nach Hause nimmt, um sich daran zu erfreuen“, stellt Härtl eine Theorie auf und ergänzt: „Ich appelliere an die Betroffenen, die Schäden zu melden – nur so können wir die Vorfälle stoppen.“

Blumenräuber auf Altem Friedhof: Stadt Mühlheim und Polizei wissen Bescheid

Das scheint zu wirken. Polizei und Stadt wissen bereits über die Aktivitäten Bescheid, erst Ende letzten Monats habe eine Dame der Friedhofsverwaltung per Telefon vom Diebstahl einer gesetzten Pflanze berichtet. „Einzelne Friedhofsnutzer und ein ortsansässiger Blumenladen haben uns informiert, woraufhin die Friedhofsgärtner unterrichtet und um noch mehr Achtsamkeit gebeten wurden“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

Auch dort kann man sich keinen Reim auf die Taten machen, weist jedoch darauf hin, dass solche Vorkommnisse in den letzten Jahren kein Thema in Mühlheim gewesen seien. Verhindern ließen sich solche Delikte derweil kaum, eine Anzeige könne erst dann erfolgen, wenn der oder die Blumenräuber auf frischer Tat ertappt werden, stellt die Stadt klar – und das, obwohl ein Teil der Betroffenen bereits einen Verdacht zu hegen scheint. „Es gibt wohl eine Vermutung einzelner Geschädigter darüber, wer dort sein Unwesen treiben könnte“, teilt die Friedhofsverwaltung ihren Kenntnisstand.

Die Chancen dafür, den oder die Unruhestifter wirklich in flagranti zu erwischen, stehen jedoch denkbar schlecht, ist das Friedhofsgelände doch rund um die Uhr frei begehbar. „Erfahrungsgemäß lässt sich ein derartiger Täter nur schwer ertappen, da er sicherlich zu Randzeiten oder am Wochenende aktiv ist“, lautet die Einschätzung aus dem Rathaus.

Schutz vor Diebstählen auf Mühlheimer Friedhof: Möglichkeiten begrenzt

In Sachen Schutz und Prävention sieht es ähnlich düster aus. Die Polizei, an die sich seit Anfang März ebenfalls zwei Geschädigte gewandt haben, rät auf Nachfrage, möglichst keine Wertgegenstände oder Pflanzen mit „hohem ideellen Wert“ an den Grabstätten zurückzulassen. „Es ist schwierig, sich vor solchen Taten zu schützen und rechtlich dagegen vorzugehen“, bestätigen die Ordnungshüter.

Die Beamten in Mühlheim seien den Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen, hätten den Friedhof vermehrt im Auge behalten – jedoch ohne Erfolg. „Temporär sind immer wieder Kontrollen durchgeführt worden, wenn jedoch nichts Verdächtiges passiert, wird diese Überwachung runtergefahren“, so die Polizei.

Für die Betroffenen dürfte das nur ein schwacher Trost sein, denn die Diebstähle gehen weiter, nun steht zudem die Osterzeit vor der Tür und mit ihr viele buntgeschmückte Gräber. „Da hilft es nur, möglichst viele Bürger auf das Problem aufmerksam zu machen“, meint Hannelore Härtl. Angaben der Stadt zufolge überlegt die Friedhofsverwaltung daher aktuell, mit Informationsschreiben auf die Thematik hinzuweisen. (Jan Lucas Frenger)

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