Allianz-Kandidat Krey möchte den Politikstil ändern

Am 12. März stimmen die Mühlenstädter über den neuen Rathauschef ab, zur Wahl stehen drei Kandidaten. Bei einem Spaziergang sprechen sie über ihre Pläne für Mühlheim, die Bindung zur Stadt und verraten, was sie an ihr schätzen. Weiter geht es mit Alexander Krey von der Tansania-Allianz.
Mühlheim – Es ist kurz vor 11 Uhr, die Sonne scheint. Ein paar Enten planschen vergnügt in der Rodau – ihnen scheint die Kälte nichts auszumachen. Ausgestattet mit einem langen Mantel steht Alexander Krey am Eingang des Bürgerparks, die Hände in den Taschen.
„Wir gehen jetzt erst mal zur Bahnhofstraße“, sagt er und nickt mit seinem Kopf in Richtung Park. „Hier bin ich oft in meiner Mittagspause“, erläutert der Christdemokrat, der bei der Wahl im März für die Allianz für Mühlheim (CDU, Grüne, Bürger für Mühlheim, FDP) ins Rennen geht.
An Mühlheim schätzt Krey die Ausgewogenheit zwischen städtischen Strukturen und natürlichem Grün. „Davon haben wir einfach eine sehr schöne Mischung“, so der Erste Stadtrat. Für jemanden wie ihn, der in seiner Freizeit gern draußen unterwegs ist, sei das ein Vorteil.
Der 40-Jährige ist in Mühlheim aufgewachsen, der Großteil seiner Familie lebt hier. Mit der Mühlenstadt fühlt er sich tief verbunden, bezeichnet sie als seine Heimatstadt. Schon nach wenigen Schritten durch den Bürgerpark kommen beim Lokalpolitiker die ersten Erinnerungen hoch. „In meiner Kindheit war hier ein großer Spielplatz, auf dem eine alte Lok stand. Die haben wir zum Klettern und Spielen genutzt“, berichtet Krey. „Heute wäre das undenkbar, da würde jeder Prüfer Schweißausbrüche bekommen.“
Die Zeiten haben sich geändert. Längst bestimmen Normen und Regularien den Alltag des Mühlheimers, der schon früh mit Lokalpolitik in Berührung gekommen ist. Mit 18 Jahren wurde er Stadtverordneter in Mühlheim und eiferte damit seinem mittlerweile verstorbenen Vater Dieter nach. „Durch ihn bin ich quasi damit aufgewachsen.“
Mit dieser Erfahrung im Rücken möchte der Christdemokrat, der seit drei Jahren Erster Stadtrat ist, nun Bürgermeister werden. „Ich habe gemerkt, dass ich in meiner Position nicht in der Lage bin, alle Themen, die mir wichtig sind, aktiv mitzugestalten“, sagt er und biegt auf die Rodaustraße ab. Einen Punkt, den er unbedingt vorantreiben möchte, sei die Aufstockung der Ordnungspolizei – obwohl Mühlheim laut Kriminalitätsstatistik recht sicher scheint.
„Die Statistik ist der falsche Ratgeber. Ordnungswidrigkeiten wie Falschparken oder Umweltverschmutzung sind darin gar nicht erfasst – doch damit befassen wir uns“, erläutert der 40-Jährige. Ginge es nach ihm, wären die zusätzlichen Mitarbeiter bereits eingestellt, Uneinigkeiten mit der Rathausspitze hätten dies bislang verhindert. „In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass wir in wichtigen Themen einfach andere Vorstellungen und Schwerpunkte haben“, sagt Krey. Dass der Bürgermeister nicht der Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung angehört, habe die Entscheidungsfindung zusätzlich erschwert.
Nach so viel Politik kommt die Bahnhofstraße wie gerufen, beim Flanieren gerät der Stadtrat ins Schwärmen: „Es gibt hier viele kleine Läden mit lokalen Angeboten – das macht die Innenstadt für mich aus.“ Er selbst versuche, seine Besorgungen vor Ort zu erledigen, vor Kurzem erst habe er dem Buchladen einen Besuch abgestattet. „Wenn es die Zeit erlaubt, lese ich sehr gern“, erzählt Krey, während er zur Seite tritt, um einem Auto auszuweichen.
Laut ihm ist die Situation in der Bahnhofstraße ein Paradebeispiel dafür, warum Mühlheim dringend ein umfassendes Stadtentwicklungskonzept benötigt. „Es gibt zwei Lager: Geschäftsinhaber, die den Durchgangsverkehr als essenziell ansehen und Fußgänger, die sich mehr Aufenthaltsqualität wünschen“, schildert er die Lage. „Am Ende geht es darum, wo wir uns als Stadt hinbewegen wollen.“
Dafür sei es nötig, Diskussionen zu führen und möglichst alle Parteien ins Boot zu holen – auch die Bürger. „Ich möchte den Politikstil ändern und endlich von den ewigen Streitereien – an denen mit Sicherheit alle Beteiligten ihren Anteil haben – wegkommen“, zeigt sich Krey entschlossen und lässt die Bahnhofstraße mit diesen Worten nicht nur thematisch, sondern auch physisch hinter sich.
Weiter geht es in Richtung Mühlenwanderweg. Der historische Pfad hat für den 40-Jährigen eine ganz besondere Bedeutung. „Das ist einer meiner Lieblingsorte in Mühlheim, da mich Geschichte seit jeher fasziniert.“ Mit 16 Jahren sei er deshalb auch in den Mühlheimer Geschichtsverein eingetreten. Inzwischen ist der Volljurist vor der ehemaligen Stadtmühle zum Stehen gekommen, starrt gebannt auf die Infotafel, im Hintergrund plätschert die Rodau.
Egal ob alleineoder zusammen mit der Familie: Auch heute komme er noch oft an diesen Ort, schlendere den Weg entlang bis zum Main. Dort ist auch der Schlusspunkt des Spaziergangs erreicht. Jetzt heißt es wieder: Zurück ins Rathaus, die Mittagspause ist vorbei. (Jan Lucas Frenger)