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Der Weg zum eigenen Kleingarten

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Von: Philipp Bräuner

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Die Vorsitzenden des Kleingartenvereins in Mühlheim Thomas Tregler und Daniel Siems beurteilen das Wachstum der frühsommerlichen Erdbeeren im Hochbeet.
Die Vorsitzenden des Kleingartenvereins in Mühlheim Thomas Tregler und Daniel Siems beurteilen das Wachstum der frühsommerlichen Erdbeeren im Hochbeet. © bräuner

Was braucht es um den Traum vom eigenen Kleingarten zu erfüllen? Die Vorsitzenden des Kleingartenvereins Mainschein über die Hürden und Freuden des Gärtnerns.

Mühlheim – Ein schöner Kleingarten ist viel Arbeit. Wie viel, das demonstriert Thomas Tregler an seinem eigenen Garten. „Das hier ist alles nach dem gestrigen Regen hochgeschossen“, sagt er und deutet auf die knöchelhohen Gräser zwischen den Hecken und den Hochbeeten in seiner Parzelle. Um das Mähen vor dem Wochenende kommt er nicht herum, sagt der Erste Vorsitzende des Kleingartenvereins Maienschein.

Wie viel Engagement das gärtnerische Hobby erfordert, wird von vielen Neueinsteigern unterschätzt, sagt der Zweite Vorsitzende Daniel Siems. Vor allem in der Pandemie hätten viele Menschen einen Garten gepachtet, um der Isolation in den Lockdowns zu entgehen. „Jetzt merken einige, dass sie die Arbeit nicht packen, die so ein Kleingarten mit sich bringt“, sagt er. Einmal die Woche nach dem Rechten zu sehen, damit sei es nicht getan. „Um einen Garten ordentlich zu bewirtschaften, muss man mindestens 10 Stunden Arbeit wöchentlich investieren“, sagt Siems.

Möchte man sich einen Kleingarten zulegen, sollte man sich daher genau überlegen, ob man diese Zeit aufbringen möchte und kann, denn: „Man will ja auch nicht nur in den Garten hetzen um zu arbeiten. Entspannen oder Grillen möchte man sicher auch ab und zu.“

Auf die Bewerbung kommt es an

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, der könne sich gerne beim KGV Maienschein um eine Parzelle bewerben. Auf der Warteliste ständen derzeit rund 50 Personen. Demgegenüber gäbe es jährlich um die 25 Wechsel in der Gartenbelegung, so Tregler. Dabei komme es nicht darauf an, wer sich zuerst bewirbt, sondern wer am besten zum Verein im Allgemeinen und zu der zur Verfügung stehenden Parzelle im Speziellen passt, sagt der Vorsitzende. Entscheidend sei hier vor allem, wie viel Geld man für die Übernahme aller sich auf dem Grundstück befindenden Werte bezahlen kann oder mag. „Wenn jemand zum Beispiel sagt, der Abstand darf nur 2000 Euro kosten, dann ist es besser das vor der Besichtigung zu wissen“, meint Siems. Auch Erfahrungen mit dem Gärtnern und die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit kämen in der Bewerbung gut an. Je genauer man also die eigenen Vorstellungen in die Bewerbung schreibt, desto eher wird man in der Vergabe der Parzellen berücksichtig, so Siems weiter: „Dann wissen wir, woran wir bei den Leuten sind.“

Eine kurze Geschichte des deutschen Kleingartenwesens

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts erlaubte der Landgraf Carl von Hessen erstmals, Gartenparzellen an arme Bürger zu verpachten. Durch den Gartenbau in den sogenannten Armengärten sollten Ernährung und Einkommen verbessert werden.

Anfang des 20. Jahrhundert verfolgte das Rote Kreuz mit seinen Arbeitergärten einen ähnlichen Ansatz. Dort betrachtete man die Gartenarbeit als gesundheitsfördernd, außerdem sollten die Gärten der Tuberkulose-Prävention dienen. Im Jahr 1911 gab es schon 30 000 solcher Gärten.

Während die Kleingärten in der Nachkriegszeit als Inbegriff der Spießigkeit an Popularität einbüßten, erfreuen sie sich besonders durch Corona wieder wachsender Beliebtheit. Heute nutzen laut dem Bund Deutscher Kleingärtner in den 13 310 Vereinen mit um die 900 000 Mitgliedern rund 5 Millionen Menschen in ihrer Freizeit einen Kleingarten.

Dass sich die Mühe lohnt, davon sind die beiden Kleingärtner überzeugt. Denn die Vorteile eines Kleingartens seien augenfällig. Neben der Erholung im Grünen und der Bewegung im Freien sei die Pflanzenzucht ein gewichtiges Argument für die Mitgliedschaft im Kleingartenverein.

Denn wenn man es richtig anstellt, dann kann man sich zumindest mit Gemüse und Salat aus dem eigenen Garten das ganze Jahr über versorgen, sagt Siems. Wie es richtig geht, dazu kann man sich vom Vereinsvorstand beraten lassen. Aber nicht nur dort: „Die älteren Vereinsmitglieder haben ein riesiges Wissen was Anbau und Pflege betrifft“, sagt Siems.

Die Entwicklung von der Saat bis zur Ernte zu verfolgen, das sei vor allem eine wichtige Erfahrung für die Kinder, meint er. Vor allem aus der jüngeren Generation hätten viele den Kontakt zur Natur verloren. „Manche Kinder denken, die Zucchini wächst im Supermarkt“, frotzelt Siems. Dem möchte man am Maienschein mit einem eigenen Übungsgarten im hinteren Teil der Anlage entgegenwirken. (Philipp Bräuner)

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