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Verkehrsaktion in Mühlheim: Kinder und Eltern der Kita Bürgerpark zeigen Rasern die rote Kelle

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Von: Jan Lucas Frenger

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Mit selbst gebastelten Kellen haben Kinder und Elternbeirat der Kita Bürgerpark gemeinsam auf das Einhalten der Schrittgeschwindigkeit vor Ort hingewiesen.
Mit selbst gebastelten Kellen haben Kinder und Elternbeirat der Kita Bürgerpark gemeinsam auf das Einhalten der Schrittgeschwindigkeit vor Ort hingewiesen. © frenger

Der Elternbeirat der Mühlheimer Kita Bürgerpark appelliert an Autofahrer und weist auf das Einhalten der Schrittgeschwindigkeit hin.

Mühlheim – „Achtung, da kommt ein Auto“, hallt es durch die Luft. Eingepackt in dicke Jacken, Wollmützen und mit Handschuhen ausgestattet, blicken die Kinder gespannt in Richtung der Motorengeräusche, während ein schwarzer Kombi immer näher kommt. „Langsamer fahren, hier ist Schrittgeschwindigkeit“, ruft die Gruppe beinahe unisono und streckt dem Fahrer dabei ihre selbst gebastelten Verkehrskellen entgegen – darauf prangt eine wütende Grimasse.

In einer mehrtägigen Aktion haben Elternbeirat und Kinder der Kita Bürgerpark gemeinsam zahlreichen Temposündern den Spiegel vorgehalten. Denn: Obwohl die Einrichtung in der Rodaustraße in einer verkehrsberuhigten Zone liegt, halten sich nur die wenigsten an das vorgeschriebene Tempolimit.

„Viele heizen mit 30 Kilometern pro Stunde oder sogar noch schneller an der Kita vorbei – dabei herrscht dort Schrittgeschwindigkeit“, gibt André Zieger, Vorsitzender des Elternbeirats, zu bedenken. „Wir könnten hier den ganzen Tag stehen und Leute ermahnen.“

Dabei scheut sich Zieger nicht davor, die Raser zur Rede zu stellen. Immer wieder sucht er das Gespräch, weist die Leute auf die geltenden Regeln hin und nimmt dafür auch teils wüste Beschimpfungen in Kauf. „Es gibt durchaus Leute, die sich reumütig zeigen und ihren Fehler einsehen. Aber leider auch einige, die mit Unverständnis reagieren und sogar noch ausfallend uns gegenüber werden.“

So auch der Fahrer des schwarzen Kombi. Sichtlich angefressen und mit Zigarette in der Hand lässt er die Fensterscheibe herunter. „Ich bin doch mit Standgas gefahren“, brüllt er in Richtung des Vorsitzenden, ehe er wieder davon rauscht.

Doch auch von solchen Erfahrungen lassen sich die engagierten Eltern nicht beirren. Sie sind fest dazu entschlossen, die Situation vor der Kita sicherer zu gestalten – wohl in dem Wissen, dass ihre Appelle vorwiegend auf taube Ohren stoßen.

„Wenn wir von zehn Autofahrern mit dieser Aktion nur drei dazu bringen, künftig mehr auf das Thema zu achten, dann ist das schon ein Erfolg“, meint Zieger und hofft, dass dieser Effekt auch auf die Eltern der kleinen Kitabesucher abfärbt: „Sie sind leider Teil des Problems – insbesondere, wenn sie ihren Nachwuchs morgens bringen und mittags wieder abholen.“

Im Gegensatz zu den Erwachsenen sind sich die Kinder einig: Es ist besser, die Schrittgeschwindigkeit einzuhalten. „Sonst könnte es sein, dass die Autos einen Unfall bauen“, mahnt der sechsjährige Valerio. „Oder gegen einen Baum fahren“, ergänzt sein Freund Paris.

Dabei fühlen sich auch längst nicht alle Kinder sicher, wenn sie die Straße vor der Kita überqueren. „Manchmal habe ich Angst, wenn die Autos so schnell sind“, sagt Karoline. Wenn sie später selbst den Führerschein hat, möchte die Sechsjährige daher „ganz langsam fahren“.

Neu sind die Probleme in der Rodaustraße nicht. Schon 2019 hatte der Elternbeirat mit einer ähnlichen Aktion auf das Problem aufmerksam gemacht, nachdem zuvor bereits Plakate, neongrüne Verkehrsmännchen sowie ein Display, das die Geschwindigkeit anzeigt, ohne Wirkung geblieben waren. „Es geht von den Augen anscheinend nicht bis ins Gehirn“, sagt Stadtrat Bernd Klotz, ebenfalls Teil des Elternbeirats.

Weitere bauliche Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit seien zwar wünschenswert. Entsprechende Anfragen bei der Stadt hätten jedoch ergeben, dass in dieser Hinsicht bereits das Maximum erreicht sei, so André Zieger. Allerdings möchte der Elternbeirat die Ergebnisse der Aktion als Rückmeldung an den Magistrat weitergeben. „Dann werden wir auf jeden Fall den Wunsch nach regelmäßigen Kontrollen durch die Ordnungspolizei einbringen“, sagt Stadtrat Klotz.

Und auch wenn die meisten Autofahrer ihr Verhalten wohl nicht ändern, hat die Aktion zumindest beim Nachwuchs für Freude gesorgt. „Wir sind die Kinderpolizisten“, ruft der sechsjährige Robin mit einem Grinsen im Gesicht und schwenkt seine Kelle durch die Luft. (Jan Lucas Frenger)

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