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Bildhauer Reinhold Mehling lädt zur Gemeinschaftsausstellung

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Vielfalt im künstlerischen Ansatz: Sabine Holler lässt sich vom vorgefundenen Holz inspirieren und arbeitet mit der Kettensäge abstrakte Formen heraus. Reinhold Mehling zeigt eine monumentale Stahlschöpfung in seinem Skulpturengarten an der Offenbacher Straße.
Vielfalt im künstlerischen Ansatz: Sabine Holler lässt sich vom vorgefundenen Holz inspirieren und arbeitet mit der Kettensäge abstrakte Formen heraus. © Gries

Der zwischen Mühlheim und Steinheim am Mainufer gelegene Skulpturengarten des Bildhauers Reinhold Mehling ist zum Anlaufpunkt für Künstlerinnen und Künstler der Region geworden. Gern arbeitet der Mühlheimer auf seinem zauberhaften Grundstück „open air“ mit Kollegen zusammen und hält oft die Gartentür am Mainradweg für Besucher offen. Vom 11. bis 19. Juni präsentiert er an der Offenbacher Straße 111 seine erste gemeinsame „Ufer-Kunst-Ausstellung“.

Mühlheim – Mehling zeigt dabei im großen Oval seine neuesten Skulpturen aus Holz und Metall in lebhaftem Dialog mit der Seligenstädter Bildhauerin Sabine Holler, die ihre Werke ebenfalls mit der Kettensäge aus ausrangierten Baumstämmen herausarbeitet. Wie Holler arbeitet auch der Hainstädter Metallbildhauer Chris Ködel gern in Mehlings Garten und hilft beim Schweißen. Erstmals zeigt dazu Sandra Mehling aus Hainstadt Pixelreliefs aus Holz, dazu gesellt sich die Rüdigheimer Malerin Michaela Kron mit Acrylcollagen.

Reinhold Mehling geht in den letzten Jahren zwei Wege – abgesehen von hervorragend gemalten Akten, die er im Hintergrund lässt: „Ich arbeite nach wie vor gern in verschiedenen Hölzern an immer neuen Variationen meiner Menschenbilder und Körperformen. Nicht selten übertrage ich die Daten meiner Holztorsen durch Computerskizzen auf Planfiguren, die dann 1:1 oder vergrößert an eine Frankfurter Firma weitergehen.“ Dort werden die Skulpturen in wochenlanger Detailarbeit per 3D-Drucker Naht für Naht in Stahl umgewandelt und verschweißt. Das letzte Zusammenschweißen der Einzelteile übernehmen Mehling und Ködel oft gemeinsam.

Bei einer monumentalen Stahlskulptur hat der Mühlheimer allerdings gezielte Lücken gelassen und Bänder partiell verschweißt. Dies verstärkt den expressiven Charakter des trotz harten Materials fast zerbrechlich wirkenden Torsos.

Am Hang steht seine hoch emporragende „Main-Nixe“ aus Stahl, die demnächst am Main-Anleger Dörnigheim für einen neuen Akzent sorgen wird. Auch hier sieht man, wie es Mehling gelingt, aus sperrigem Material weiche Formverläufe und Kurven zu schaffen.

Kunstpädagogin und Kunsttherapeutin Sabine Holler macht eher das Gegenteil bei ihren bizarren, kantigen und kristallinen Formen. Angeregt durch Mehling, geht sie nun zurück von figurativen Holzskulpturen zu abstrakten, expressiven und kubistischen Formen und sagt dazu: „Das Holz findet mich, dann verwandle ich oft alte, verfallene Bäume im diffizilen Gestaltungsprozess in meine Ideenkunst. Dabei zeigt das Holz seine Ursprünge.“

Seitdem sie nicht mehr in feste Arbeitszeiten eingespannt ist, verspürt Holler viel Energie, die sie meist intuitiv in die „kristalline Dynamik“ ihrer Objekte umwandelt. Streben ihre explosiven Formausbrüche oft in alle Richtungen, so zeigt das konzentrisch empfundene Baumscheiben-Objekt „Lebensrad“ Gegenteiliges: Verdichtung und Verinnerlichung.

Eigensinnigen Gestaltungswillen zeigt auch der unkonventionell arbeitende Metallbildhauer Chris Ködel, der sich vom ursprünglichen Beruf in der KFZ-Branche entfernt hat. Beim Metallischen ist er jedoch geblieben, wenn er Euro-Münzen zur Skulptur verschweißt oder fein gestanzte Metallplättchen in einen weiblichen Torso.

Irgendwo zwischen Eleganz, Unantastbarkeit und Nähe pendeln seine Figuren, die Ködel auch mal aus „M8-Muttern“ in Menschennahes transferiert. Wenn man seine geschmiedeten Werkstücke als „Kunstwerke aus dem Schweißgerät“ bezeichnet, trifft das die Realität.

Sandra Mehling, Tochter Reinhold Mehlings, verblüfft durch farbige Reliefs. Einerseits sind sie nach dem Klötzchen-Prinzip symmetrisch gebaut, andererseits wirken sie spielerisch. Während bei ihr die Liebe zur Geometrie offensichtlich wird, bearbeitet Michaela Kron alte Leinwände mit Sand, Wachs, Gips und Zement. Dabei braucht sie Acrylmasse als Bindemittel. Ihre gespachtelten „Acrylcollagen“ mit sich überlagernden Strukturen und Materialien verschmelzen zum Experimentierfeld. Die Bilder verblüffen durch Formklarheit und zwischen Erdtönen und Grundfarben pendelnde Harmonie, die sich auch durch Erfahrungen mit brasilianischer Malerei erklären. (Reinhold Gries)

Infos: Ufer-Kunst-Ausstellung vom 11. bis 19. Juni, Offenbacher Straße 111, zwischen Mühlheim und Steinheim. Geöffnet täglich 11-17 Uhr.

Reinhold Mehling zeigt eine monumentale Stahlschöpfung in seinem Skulpturengarten an der Offenbacher Straße.
Reinhold Mehling zeigt eine monumentale Stahlschöpfung in seinem Skulpturengarten an der Offenbacher Straße. © Gries

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