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Hundekot: Stadt startet Kampagne gegen Tüten-Ignoranten

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Von: Ronny Paul

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Im Kreis Offenbach sorgen Hunde-Haufen für Ärger. Auch eine Kampagne der Stadt Mühlheim schafft bei der Masse an Hinterlassenschaften keine Abhilfe.

Mühlheim – Es ist kein spezifisches Problem der Mühlenstadt – und doch wächst dort der Unmut. Es geht um Hundekot – auf Wegen, auf Feldern und Wiesen, am Straßenrand. Mühlheim verkomme in Hundekot, schimpft Stefan Schwab und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Er ist selbst Halter von zwei Mischlingshunden und schämt sich für all die, die sich nicht um die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner scheren.

Seit 25 Jahren ist Schwab Hundehalter und will eine Verschlimmerung der Situation ausgemacht haben: „In den letzten zwei bis drei Jahren nimmt das überhand.“ Er rechnet vor: „Wenn ein Hund dreimal am Tag sein Geschäft verrichtet, sind das 1008 Hundehaufen im Jahr.“ – Bei rund 1400 in Mühlheim gemeldeten Hunden fallen da Berge an. Und man könne nicht verlangen, findet Schwab, dass die Stadt alles wegräumt. Den Satz „Ich zahle ja Hundesteuer, deshalb muss ich mich nicht darum kümmern“, lasse er nicht gelten. „Eigentlich müssten die Hundebesitzer die Beutel selbst im Supermarkt kaufen“, findet er.

Kreis Offenbach: Die Stadt Mühlheim unterstützt mit Tüten

Die Stadt unterstützt die Hundehalter sogar und versucht, mit insgesamt 62 Hundekottütenspendern der Verunreinigung entgegenzuwirken. Die Beutel können kostenlos gezogen werden – nutzt aber anscheinend nichts. „Leider stellt das Thema Hundekot in unserer Stadt immer noch ein Problem dar, da trotz der aufgestellten Hundekottütenspender nicht jeder Hundebesitzer die Hinterlassenschaft seines Vierbeiners ordnungsgemäß entfernt“, sagt die Fachbereichsleiterin Sicherheit, Ordnung und Verkehr, Anja Schöne, die sich immer wieder mit Hundekot-Beschwerden auseinandersetzen muss.

Ein Ärgernis auch für den Ersten Stadtrat Dr. Alexander Krey (CDU), der warnt: „Die ortsansässigen Landwirte verzeichnen durch die Verunreinigung des Futters durch Hundekot nicht nur Einbußen bei der Qualität der Nahrung für ihre Tiere, diese können aufgrund von ausgeschiedenen Parasiten erkranken, im schlimmsten Fall können trächtige Kühe sogar eine Fehlgeburt erleiden.“ Bei einem Vorort-Termin mit einem Landwirt hat sich Krey weitere Probleme schildern lassen: „Durch das Buddeln der Hunde und die dadurch entstehenden Löcher auf Feldern und Wiesen stellen die Landwirte mit ihren Traktoren immer wieder vor Herausforderungen.“

Flyer und Plakate: So sollen Hundehalter und Landwirte in Mühlheim gut miteinander aus kommen

Dies nimmt die Stadtverwaltung zum Anlass, eine Aufklärungskampagne mit Flyern, Plakaten und einem Film zu entwickeln, um unter anderem auf die Auswirkungen von nicht entferntem Hundekot hinzuweisen. Ebenfalls gibt’s Tipps für ein gutes Miteinander zwischen Hundehaltern und Landwirten, aber auch Nicht-Hundebesitzern.

Kein Spaß mehr: Nicht nur Stefan Schwab – hier mit seinen Mischlingshunden Mike und Tschayla – ärgert sich über die Hinterlassenschaften von Hunden auf Wegen, Wiesen, Feldern und am Straßenrand.
Kein Spaß mehr: Nicht nur Stefan Schwab – hier mit seinen Mischlingshunden Mike und Tschayla – ärgert sich über die Hinterlassenschaften von Hunden auf Wegen, Wiesen, Feldern und am Straßenrand. © ron

Stefan Schwab, der seit einigen Monaten Pate von zwei Hundekotspendern ist, wünscht sich diese in Kombination mit Mülleimern flächendeckend. In Dietesheim, sagt er, gäbe es zu wenige, „da müsste etwas passieren“.

Bürger können sich für mehr Spender an die Stadt Mühlheim wenden

Krey versichert, dass sich Bürger mit Hinweisen für Orte und Plätze an die Stadt wenden können, wo unter Umständen noch Spender fehlen. „Wir schauen uns das an und bessern nach“, verspricht er. Wo die Stadt bereits nachgebessert hat, ist an der Farbe der Tüten. „Wir haben gehäuft beobachtet, dass die Tüten zwar genutzt, dann aber nicht in Mülleimer, sondern in die Natur geschmissen werden.“ Daher habe man die Tüten nun in Signalfarben bestellt, um dadurch einen Abschreckungseffekt zu erzielen, erläutert Krey.

Kostenlos nutzbar: 62 Hundekottütenspender hängen in der Stadt.
Kostenlos nutzbar: 62 Hundekottütenspender hängen in der Stadt. © ron

Für Stefan Schwab ist die Situation unerklärbar: Eigentlich alle Hundebesitzer, die er kenne, würden sich ordnungsgemäß um die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner kümmern. Auch schildert er noch ein anderes Phänomen: Der eine von ihm betreute Spender in der St.-Priest-Straße sei immer im Handumdrehen leer, der andere am Bootshaus halte aber nach 14 Tagen noch Tüten parat. Dabei sind die Wege am Main keine unbeliebte Strecke. Auch das könne er sich nicht erklären.

„Gassigehtouristen“ im Kreis Offenbach: Kommt das Problem gar nicht aus Mühlheim selbst

Womöglich liegt’s an „Gassigehtouristen“: Die hätten nämlich in Mühlheim zugenommen und seien die, die man auch mit der Aufklärungskampagne schwer erreichen könne, sagt Krey. Diese werden sich wohl auch kaum auf dem nun überarbeiteten Internetauftritt „Rund um den Hund“ der Stadt informieren.

Dabei bietet die Seite nun eine virtuelle Karte mit allen Standorten der Hundekottütenspender sowie die Möglichkeit, sich die Route zu einem der Spender über Google-Maps anzeigen zu lassen. Zudem bietet die Seite unter anderem Infos über die Hundeverordnung, Gebühren, die Erlaubnis zum Führen eines Listenhundes, allgemeine Informationen und Links, den Hundefinder „Hufi“ und die öffentliche Hundewiese. (Ronny Paul)

Im Kreis Offenbach werden auch Hunde der Polizei ausgebildet. In Mühlheim sollen sie lernen, Datenträger zu erschnüffeln.

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