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Brand im Unverpacktladen: Viele Mühlheimer wollen die Eigentümer unterstützen

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Von: Michael Prochnow

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Alles ist mit Ruß überzogen: Durch den Brand im Unverpacktladen „Natürlichfrei“ mit dem angeschlossenen Café dürfte ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden sein.
Alles ist mit Ruß überzogen: Durch den Brand im Unverpacktladen „Natürlichfrei“ mit dem angeschlossenen Café dürfte ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden sein. © Prochnow

Die Familie Bornemann betreibt den Unverpacktladen „Natürlichfrei“ in Mühlheim. Ein Brand kostet sie ihr gesamtes Einkommen.

Mühlheim – Freitag, 7. Oktober, 6.39 Uhr. Diesen Moment werden die Bornemanns so schnell nicht vergessen. Ein Nachbar hatte Rauchschwaden in ihrem Unverpackt-Laden „Natürlichfrei“ in der Bahnhofstraße in Mühlheim (Kreis Offenbach) bemerkt, die Feuerwehr alarmiert und die Inhaber angerufen. Die Flammen waren rasch erstickt, aber der Ruß vernichtete praktisch die komplette Einrichtung des beliebten Treffpunkts.

„Es ist ein Totalschaden“, erklärt Andres Bornemann (50) knapp. Klar, die Gebäudeversicherung des Vermieters wie die eigenen Versicherungen gegen Feuer, für Haftpflicht und Inventar werden einspringen. Aber bis alle Expertisen der Gutachter vorliegen, kann viel Zeit vergehen, weiß auch Ehefrau Nina Bornemann (46). Da beide in Vollzeit in dem Geschäft mit dem Café Terra Madre gearbeitet haben, die 18-jährige Tochter Isabel darin eine Ausbildung absolviert, sind für die Familie 100 Prozent ihres Einkommens weggebrochen.

Unverpacktladen in Mühlheim: Ruß in allen Ritzen

„Wir sind mit der Feuerwehr eingetroffen“, schildert Andres den bewussten Morgen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner des Gebäudes wurden evakuiert. „Die Feuerwehrleute sind unter Atemschutz rein und haben viele Sachen aus der Küche in den Hof gebracht und dort gelöscht“, berichtet Andres weiter. So haben die Helfer einen größeren Wasserschaden vermieden. Doch der Ruß von Geräten, Kunststoffen, Fetten, Wandfarbe und Putz legte sich über die gesamte Einrichtung, drang in alle Ritzen. Die Lebensmittel gelten nun als toxisch und müssen entsorgt werden, aber auch eine aufwendige Reinigung vieler Gegenstände werde sich nicht lohnen, weiß der Geschäftsführer, der mit einer sechsstelligen Schadensumme rechnet. „Wir müssen einfach alles wegwerfen, auch die Kühlschränke, Kaffeemaschinen und Kassen“, fasst er zusammen. „Und wohl auch das Sofa“, fügt seine Frau traurig hinzu, die neu bezogene Couch im Café im Chaiselongue-Stil.

Geschockt über die Folgen des Brandes, aber erfreut über die Unterstützung: Nina und Andres Bornemann.
Geschockt über die Folgen des Brandes, aber erfreut über die Unterstützung: Nina und Andres Bornemann. © Prochnow, Michael

„Wir wollten in diesen Tagen den zweiten Teil der Renovierung abschließen“, sagt Nina zur Erweiterung des gemütlichen Treffpunkts. „Es war oft so voll, dass die Leute wieder gegangen sind.“ Aber die Mühlheimerinnen und Mühlheimer halten zusammen, das zeigt sich bei der Begegnung vorm Schaufenster. Es vergehen keine zwei Minuten, ohne dass die Bornemanns angesprochen werden. Kundinnen und Kunden drücken ihr Mitgefühl aus, bieten Hilfe an.

Brand im Unverpacktladen in Mühlheim: Große Unterstützung für die Familie

Nicole Baensch kennt die Bornemanns schon länger, hat schon in Vertrieb und Marketing des „Natürlichfrei“ gearbeitet. Jetzt richtete die Freundin eine Spendenplattform im Internet ein. „Die Familie hat kein Einkommen mehr, muss aber Miete für ihre Wohnung bezahlen, Energie und Wasser, Essen und Getränke“, betont die junge Frau. Felix Frost hat die Unterstützung des Gewerbevereins zugesagt, der Beachclub Uferlos könne eine Spülmaschine bereitstellen.

Infos im Internet

Aktuell sind übers Internet schon mehr als 10 000 Euro für die Familie Bornemann zusammengekommen. Geldspenden sind gefragt unter betterplace.me/brandhilfe-fuer-fam-bornemann-oder-natuerlichfrei-muelheim oder unter betterplace.me die Stichworte Brandhilfe und Bornemann eingeben.

„Wir sind emotional total überwältigt“, ringt Andres nach Worten und führt dann aus: „Man verschwindet in Mühlheim nicht in der Anonymität einer Großstadt. Du wirst von wildfremden Leuten gedrückt, manche sagen dir, dass sie nie im Laden waren, aber helfen wollen.“.

Gestern rückte bereits ein Trupp an, um den Ruß zu beseitigen. Vier bis sechs Monate werde es wohl dauern, das „Naturfrei“ mit dem Café „Terra Madre“ wieder aufzubauen, informieren Fachleute. „Aber dann werden wir die Wiedereröffnung groß feiern“, laden die Bornemanns alle Mühlheimer schon heute ein. (Michael Prochnow)

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