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Entdeckungen in Mühlheim: Geschichtsverein veröffentlicht ungewöhnlichen Stadtführer

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„An Straßen und Ecken viel entdecken“: So lautet der Titel des neuen Stadtführers, an dem (v.l.) Karl-Heinz Stier, Ingeborg Fischer, Rüdiger Faller und Bernd Klotz intensiv gearbeitet haben.
„An Straßen und Ecken viel entdecken“: So lautet der Titel des neuen Stadtführers, an dem (v.l.) Karl-Heinz Stier, Ingeborg Fischer, Rüdiger Faller und Bernd Klotz intensiv gearbeitet haben. © mangold

Der Geschichtsverein Mühlheim hat in den letzten Monaten an einem Städteführer gearbeitet, der sich ausschließlich mit der langen Historie der Mühlenstadt beschäftigt.

Mühlheim – In einer über 1 200 Jahre alten Gemeinde wie Mühlheim hätte wohl jeder Quadratmeter viel zu erzählen, darüber was sich im Laufe der Jahrhunderte auf seiner Fläche so alles abgespielt hat. Der Mühlheimer Geschichtsverein bringt demnächst ein Buch mit dem Titel „An Straßen und Ecken viel entdecken“ heraus – ein handlicher historischer Stadtführer, der nicht nur durch die klassischen Stadtteile führt, sondern auch durch die Siedlungen Markwald und Rote Warte.

Der Mediengestalter Rüdiger Faller ging nur noch mit seinem Fotoapparat aus dem Haus, nachdem sich im Geschichtsverein die Idee für die neue Veröffentlichung entwickelt hatte, die erste seit dem erfolgreichen „Fabuliert & Schnabuliert – Mühlheimer Geschichten rund ums Essen“. Faller fotografierte überall – egal, ob er seine Motive gezielt aufsuchte oder gerade zufällig vorbei kam. So stammen die meisten Fotos in dem neuen Stadtführer von ihm.

Auf das Konzept des Werkes einigten sich die Initiatoren rasch: Die Autoren verfassen kurze Aufsätze über Häuser, Industrie oder Flora und Fauna. Dr. Erwin Berg schrieb über den Biber, der sich nicht zur Freude aller Anwohner wieder an der Rodau ansiedelte. Das Nagetier gestaltet es sich gerne wohnlich, was bedeutet, dass mit viel Geäst Wasser gestaut wird, um unter Wasser einen sicheren Zugang zur Biberburg zu schaffen. Berg beschreibt in seinem Beitrag, wie sich 2020 in Folge der Präsenz des Bibers im Bereich Hildebrandsmühle eine großflächige Auenlandschaft bildete, „die einigen Anwohnern nasse Keller bescherte“.

Gerda Brinkmann erzählt in ihrem Beitrag vom Abthof, der eigentlich klösterlicher Herrenhof heißt. Das zwischen 1520 und 1540 gebaute Fachwerkhaus an der Pfargasse diente der Benediktinerabtei in Seligenstadt als Verwaltungssitz. Hofschultheise kontrollierten von hier aus die Bewirtschaftung der klösterlichen Ländereien. Im Juni 1982 wandelte sich eines der schönsten Häuser Mühlheims, das die Stadt 1924 dem Kloster für 9 000 Goldmark abgekauft hatte, zu einem Restaurant. Nach ein paar Jahren Pause lässt sich dort auch schon längst wieder bestellen.

Rüdiger Faller kümmerte sich ums Layout, Bernd Klotz, Ingeborg Fischer und Karl-Heinz Stier um die Redaktion. Stier, Vorsitzender des Geschichtsvereins, konstatiert, mit der 38. Veröffentlichung des Clubs habe man wie schon bei „Fabuliert & Schnabuliert“ einen neuen Weg beschritten, um Historie und Gegenwart miteinander zu verbinden. Auch dieses Mal kam der Buchtitel Ingeborg Fischer in den Sinn. Als sie nachts einmal wach lag, ging der Stadträtin „An Straßen und Ecken viel entdecken“ durch den Kopf.

Bruno Schmück schreibt unter anderem über die Fachwerkhäuser von Dietesheim, die dem Stadtteil an der Untermainstraße ein Gesicht geben, an das sich auch flüchtige Besucher erinnern. 1856 standen in Dietesheim 112 Fachwerkhäuser, das wohl älteste befindet sich an der Obermainstraße 13. Laut der Inschrift an einem Dachbalken entstand es 1608. „Heute ist es leider nicht mehr als Fachwerkhaus zu erkennen,“ bedauert Schmück.

Was viele nicht wissen dürften, Lämmerspiel ist ein historisches Weinanbaugebiet. Ingeborg Fischer schreibt, dass vom Spätmittelalter bis zum 30-jährigen Krieg auf dem Gailenberg die Trauben wuchsen. Zu einer Weinanbau-Renaissance kam es 1994, als die „Interessengemeinschaft Lämmerspieler Weinbauern“ 99 Weißburgunderreben setzte, die seitdem, je nach Witterung und Jahrgang, unter dem Namen „Best’er Stier vom Gailenberg“ formidable Tropfen hervorbringen.

Bernd Klotz meint, ein Buch über die Historie Mühlheims interessiere vor allem jene, die schon Kindheit und Jugend im Ort verbrachten. Der neue Stadtführer sei aber auch für Zugezogene interessant, die auf Entdeckungsreise durch ihren neuen Wohnort gehen möchten. Beim Mühlheimer Weihnachtsmarkt, der am kommenden Wochenende rund um die St. Markus Kirche stattfindet, wird der Stadtführer erstmals im Wachthäuschen verkauft. Der Weihnachtsmarkt hat am Samstag von 15 bis 21 Uhr und am Sonntag von 14 bis 19.30 Uhr geöffnet. (Stefan Mangold)

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