Extensive Nutzung der Wiesen

Es gibt einen neuen Verein in der Stadt, und seine Gründung zog nun mehr als 50 Interessierte ins überfüllte Wohnzimmer des Schanz: Die „Streuobstfreunde Mühlheim Hanau“ starten mit 36 Mitgliedern, sie wählten einmütig den vorgeschlagenen Vorstand mit den Mitinitiatoren Rainer Kraft und Kai Heckele an der Spitze.
Mühlheim – Parlamentschefin, Bürgermeister, Erster Stadtrat – alle äußerten sich überwältig von der unerwarteten Resonanz und freuten sich über die Bereitschaft der Ehrenamtlichen. Ziele der Gemeinschaft sind, das Kulturerbe Streuobstwiese zu erhalten, Jungbäume zu bewässern und die Gehölze fachgerecht zu pflegen. Ferner möchte der Verein Weiterbildung in Seminaren und Workshops anbieten, Öffentlichkeits- und Informationsarbeit leisten, mit einer eigenen Streuobst-Pädagogik Schülerinnen und Schüler gewinnen.
Angesichts des Klimawandels sei eine weitere Aufgabe, sich über Obstsorten zu erkundigen, die für die Zukunft geeignet sind. Es soll über Beweidung, Mähen, Mulchen und darüber gesprochen werden, wie invasive, also standortfremde Arten zu stoppen sind. Themen seien auch Obstdiebstahl, Müllentsorgung und Vandalismus sowie die Frage, was mit Grundstücken geschieht, die nicht gepflegt oder nicht geerntet werden. Die Runde werde sich zudem über vorhandene Wege und Wegeführung unterhalten, um „Besucherströme zu kanalisieren“, heißt es in der Vorlage.
Im Herbst gehe es um die Verarbeitung und Veredelung der Früchte. Ganz wichtig sei die Finanzierung der Aktivitäten, für die Fördermittel benötigt werden. Dazu teilte Ulrike Schmittner von der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Offenbach mit, dass „gut gefüllte Fördertöpfe“ auf Anträge warten.
Eine extensive Nutzung der Wiesen sei sehr wichtig, sie dürfen nicht sich selbst überlassen werden, betonte die Expertin, die seit 30 Jahren in der Behörde wirke. Ebenso lange existiere bereits ein Landschaftspflegeverband im Main-Kinzig-Kreis, bot sein Geschäftsführer Matthias Metzger Hilfe an. Im Kreis Offenbach sei ein solcher Verband in Gründung.
Der Verein möchte einmal im Monat zu einem Streuobst-Stammtisch einladen, Maschinen und Geräte für die Bewirtschaftung der Bäume und Wiesen anschaffen und den Aktiven ausleihen. Paragraf für Paragraf stimmten die gerade eingeschriebenen Mitglieder über die Satzung ab. Unter „Zweck und Ziele“ wird die „Förderung des Umwelt- und Naturschutzes und der Landschaftspflege“ im Sinne der Gesetze des Bundes und der Länder angeführt.
Ganz oben steht auch „Schutz, Erhalt und fachgerechte Pflege sowie die Neubepflanzung von Streuobstflächen mit regional bodenständigen Hochstammobstsorten unter Berücksichtigung des jeweiligen Standorts“. Das Engagement richtet sich auf „Erhalt, Pflege und Schutz des Gebiets Gailenberg“, soll aber nicht auf die Erhebung begrenzt sein.
Angestrebt wird auch der Austausch mit anderen Gruppen und Personen sowie die Nutzung von Synergien, „Ankauf oder Pacht von brachliegenden Flächen zur Betreuung und Pflege durch den Verein oder zur Weitergabe an Interessierte, die sich zur Pflege des Geländes verpflichten“. Unter Punkt 9 behalten sich die „Freunde“ vor, auch hauptamtlich Mitarbeitende zu beschäftigen.
Neben den Vorsitzenden Kraft und Heckele ist Angelika Carvajal zur Schriftführerin bestimmt worden, Andrea Plotzitzka-Geiger zur Kassiererin. Als Vorstandsmitglied für besondere Aufgaben hat die Versammlung Bernd Schwerzel in Abwesenheit gewählt. Das Beisitzer-Team besteht aus Bruno Schmück, Sven Schulz und Frank Zimmermann. (Michael Prochnow)